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PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

Titel: PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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unbekannte Größe, und es braucht jedes Schiff in Escalian, um ihn zu besiegen.«
    »Manchmal erlöschen Anomalien rechtzeitig, bevor sie gefährlich werden können«, wandte die Spinnenmaske ein. Das leichte Timbre der Stimme der Chefmedizinerin Chenada Koruban wurde von den filigranen Härchen um den Mund erzeugt.
    »Die Kugelform der Anomalie wirkt offenbar stabilisierend«, antwortete er. »Und sie ist künstlichen Ursprungs. Die Macht, die sich das ausgedacht hat, wird den Aufwand nicht wegen eines einfachen Verwandtenbesuchs betreiben.«
    Deshalb mussten sie ihre Entscheidung zum Handeln sofort treffen, nicht erst, wenn Carmydea Yukk zurückgekehrt war.
    Wie sie handeln würden, darüber hatten sie schon vor längerer Zeit abgestimmt. Die Bedrohung Escalians bot für den Widerstand der Unharmonischen eine Chance, die sie kein zweites Mal bekamen. Angesichts der Bedrohung von außen konnte der Druck nicht groß genug sein, den sie auf das Reich der Harmonie ausübten.
    »Unsere Flotten brechen noch heute auf«, sagte Draupadi. »Je früher wir Kanzler Vedikk unsere Forderungen stellen, desto besser.«
     
    *
     
    Der Scout hatte es eilig. Merveres Draupadi verfolgte die Spur seines Gleiters in der Atmosphäre. Die Kennung wies das Fahrzeug als Einheit des Wachtplaneten aus.
    »Noch immer kein Signal?«, fragte er den Funker.
    »Nein!«
    »Abschießen!«
    »Er ist schon zu tief«, sagte der Funker.
    »Dann sollen Jäger aufsteigen und ihn zerstören.«
    Auch dazu reichte die Zeit nicht, wie Draupadi bald einsah. Mit viel zu hoher Geschwindigkeit raste der Gleiter in einem Winkel von annähernd vierzig Grad dem Boden entgegen.
    Draupadi hätte ihn mit einem Traktorstrahl abfangen können. Aber das verschaffte dem Fahrzeug eine Aufmerksamkeit, die es nicht haben durfte. So hielten die Einheimischen es vermutlich für einen Meteoriten.
    Der Pilot beabsichtigt genau das!, sagte Draupadi sich. Ich kann nichts dagegen tun.
    »Abfangen, sobald er landet. Es könnte eine Bombe an Bord sein oder etwas anderes. Der Pilot wird isoliert und in eines der Bunkergefängnisse gebracht.«
    »Es ist Bexdhor Akanis«, saget der Funker jetzt. »Er schickt den Notfallkode.«
    Da stimmte etwas nicht. Draupadi war endgültig sicher. »Ich gehe hinaus.«
    Dann überlegte er es sich doch anders. »Wo landet er?«
    »Hier!«
    »Habitat 50 sofort räumen! Alle zu den Notrutschen!«
    »Akanis will dich sprechen.«
    »Gut.«
    Auf dem Bildschirm tauchte die Maske des Scouts auf. Sie saß schief, weil Akanis gerade den Helm vom Kopf zerrte und dabei die Maske verschob.
    »Ich bringe wichtige Informationen von der DRUSALAI.«
    Das Flaggschiff des Kanzlers!
    Merveres Draupadi argwöhnte, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelte.
    »Wie kommst du an solche Informationen?«
    »Tut mir leid. Oberste Geheimhaltung. Ich berichte dir mündlich.«
    Nun hatte Draupadi es endgültig eilig, hinaus zu der Nadel zu gelangen. »Evakuierung fortsetzen!«, rief er, dann war er unterwegs.
    In langen Sätzen rannte er den Korridor entlang. Nach der dritten Abzweigung übertrugen die Lautsprecher seines Anzugs erste Geräusche von draußen. Im Dschungel rauschte und krachte es. Ein Dröhnen folgte, unterbrochen von dumpfen Schlägen: Der Gleiter bohrte sich mit hoher Geschwindigkeit durch das Blätterdach und die Schlingpflanzen.
    Das Jaulen der Staustrahltriebwerke setzte ein. Der Gleiter verzögerte mit hohen Werten, knallte durch das Pflanzengewirr über der Nadel – Draupadi hatte den Eindruck, als sei er übergangslos entmaterialisiert. Plötzlich war es totenstill. Kein Triebwerk lief, kein Metall schrammte. Das Klacken, mit dem die Bügel der nahen Plattform ausklappten, wirkte auf den Lirbal wie ein Geräusch aus einer anderen Welt.
    Atemlos erreichte er die Schleuse und warf einen Blick ins Freie. Der Schatten des Gleiters lag auf dem Boden. Das Fahrzeug selbst hing an mehreren Lianensträngen in Armweite vor der Nadel und pendelte hin und her. Die Tür öffnete sich, die noch immer verrutschte Maske des Piloten tauchte auf.
    »Es liegt mir fern, dich mit meinem Anblick zu beleidigen«, hörte er dumpf Akanis' Stimme. »Vorsicht, ich komme zu dir!«
    Draupadi sah, wie er einen Enterhaken warf. Das Metall wickelte sich um einen der Bügel. Akanis schwang sich aus der Öffnung des Gleiters, sauste am Seil unter der Plattform hindurch. Während es auspendelte, kletterte der Scout am Seil empor, balancierte über einen der Bügel und betrat die

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