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PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

Titel: PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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seltensten Fällen enthielten sie eine Botschaft oder einen Textinhalt. Meistens waren sie jahrhunderte- oder jahrtausendealt, bis sie auf ihrem Weg durch Escalian ausgerechnet auf den Funkempfänger des Stützpunkts trafen.
    Funkmüll nannten sie es auf Oriaut und verbrachten einen Teil ihrer Freizeit damit, die seltsamen Botschaften zu entschlüsseln, ihre Absender und ihre Sendekodierung zu ermitteln. Meistens war es vergeblich. Aus den kümmerlichen Resten ließ sich überhaupt nichts erkennen – außer, dass die verwendete Technik aus Escalian stammte und somit dem Reich der Harmonie oder der Widerstandsbewegung der Unharmonischen zuzuordnen war.
    Zhidu Thedize testete die Signale und schickte sie dann in die Speichersektion zur späteren Auswertung. Die Signale wiederholten sich wenige Lil später. Sie hatten dieselbe Struktur, als wären es Testsignale.
    Thedize fuhr auf. Das waren Testsignale. Jemand prüfte, ob der Empfänger noch existierte.
    Geistesgegenwärtig betätigte sie den Knopf mitten in der Leiste und bestätigte den Eingang des Signals.
    Augenblicke später traf ein verschlüsselter Hyperfunkspruch ein. Sie schickte ihn in den Dekoder und wartete, bis die Lichterkette erstarrte. Die Entschlüsselung war beendet.
    »Abspielen!«, sagte sie.
    Mit wachsender Nervosität lauschte sie der Botschaft. Der Wortlaut erschien ihr seltsam unwirklich. Sie wollte nicht glauben, was sie da hörte. Zur Sicherheit entschlüsselte sie die Botschaft ein zweites und dann ein drittes Mal. Dann löste sie für den Stützpunkt Alarm aus.
    Nach einer Weile meldete sich der Chef der Funkzentrale. Onest Laine klang schläfrig.
    Thedize erklärte ihm, was vorgefallen war. Sie hörte sein Keuchen, dann die Schritte, mit denen er den Korridor heruntergerannt kam. Es schepperte, als er mit der Schulter gegen die sich öffnende Tür prallte.
    Laine war barfuß. Die Hose hatte er halb geschlossen, das Hemd zog er im Laufen an. Er schnaufte ungnädig und lauschte auf die Botschaft.
    »Der Kode ist korrekt«, sagte Zhidu Thedize. »Der Funkspruch kommt direkt von Jyrescabat.«
    »Ich erkenne die Stimme. Es ist Merveres Draupadi, der spricht.«
    Es handelte sich um einen Funkspruch, der gleichzeitig an alle Rebellenwelten und Stationen der Jyrescao ging. Draupadi befahl, die Flotten auszurüsten und in Kampfbereitschaft zu versetzen.
    »Es ist also bald so weit«, hörte Thedize ihren Chef murmeln. »Wie werden die Harmonischen reagieren, wenn sie unsere geballte Macht erkennen?«
    Es existierten viel mehr Rebellenwelten, als TANEDRAR und die Harmonischen annahmen. Über Jahrhunderte waren Zigtausende Unharmonische spurlos verschwunden, aus den Augen, aus der Nase, überhaupt aus allen Sinnen der Harmonischen. Sie existierten unsichtbar für das Reich der Harmonie weiter. Dort, wo sie sich vermehrt hatten, waren Exklaven von Harmonischen entstanden, die wiederum als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft mit TANEDRAR galten und nichts von dem Geheimnis ihrer Erzeuger wussten.
    Irgendwann mussten sie die Wahrheit erfahren, das waren ihre Vorfahren und Stammväter ihnen schuldig. Zhidu Thedize ahnte, dass dieser Zeitpunkt nicht weit in der Zukunft lag.

8.
    Aus dem Ahnenbuch der Familie Trazyn:
    Im Exil
     
    Tryhan Trazyn strich über seinen Brustharnisch, spürte das feine Vibrieren, hörte auf das Echo seiner Gedanken. Seit der Herzog die Flechtenwälder der Syrr hatte niederbrennen lassen, spiegelte das Geflecht im uralten Harnisch seinen Unmut und die Trauer über diese Vernichtung.
    Seither waren Jahre vergangen, und das Haus Trazyn hatte einen bislang unerschlossenen Planeten am Rand Escalians gefunden und besiedelt. Der Herzog fragte sich, wie lange es dauern würde, bis das Syrr ihm seine Taten vergeben haben würde.
    Monate, Jahre? Oder musste erst seine Tochter, Lady Arjyana, die Herrschaft über das Haus Trazyn und damit den Brustharnisch übernehmen, bis sich dessen Syrr mit den neuen Gegebenheiten anfreundete?
    Gequält schloss Tryhan die Augen. Er hätte den Harnisch ohne Weiteres ablegen können. Aber das wollte er nicht. Der stete Schmerz, der ihm das verzerrte und kratzige Echo seiner Gedanken bescherte, erschien ihm als gerechte Strafe für sein Handeln.
    Die Familie Trazyn hatte bis zu seiner Generation stets alles für das Wohl und den Erhalt des halb animalischen Syrr getan. Der Flechtenwald war eines der Heiligtümer von Jyscoll gewesen. Nur er und einer seiner Vertrauten wussten, dass es auf Jyscoll niemals

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