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PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

Titel: PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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eine Welt weiter im Zentrum aus, übermittelte den Scouts die Koordinaten und schickte sie bei einem Zwischenstopp hinaus ins All. Zwei der kurzen, wendigen Pfeilschiffe erhielten einen zweiten Koordinatensatz, der den Weg zum eigentlichen Zielsystem wies.
    Die Koordinaten des Ausweichsystems ließ er von den Scouts an alle Welten und Stationen der Widerstandsorganisation übermitteln.
    Carmydea Yukk konnte kommen und ihr Bruder gleich mit.

10.
    Aus dem Ahnenbuch der Familie Trazyn:
    Vor der Hochzeit
     
    »Du hast mir versprochen, dass ich dein altes Hochzeitskleid tragen darf, wenn es bei mir so weit ist. Ich verstehe nicht ...«
    Arjyana ließ die Hochzeitsmaske sinken, an der sie gearbeitet hatte. Sie blickte ihre Tochter an, die mit hängenden Schultern vor dem hohen Spiegel stand.
    »Ich weiß nicht, weshalb wir wieder davon sprechen.« Die Herzogin gab sich Mühe, ihre Stimme warm und sanft klingen zu lassen. Aber sie fühlte, dass sich aufgestauter Zorn in das Timbre mischte. »Das Kleid kann nicht mehr getragen werden, weil es tot ist.«
    Svara drehte sich um, stützte ihre Hände auf der schlanken Taille ab. Einmal mehr konnte die Herzogin kaum glauben, dass ihr kleines Mädchen in wenigen Stunden heiraten würde. Eben erst hatte sie im Kinderhort des fliegenden Palastes gespielt, war auf den schwach gewordenen Knien des greisen Tryhan herumgeturnt.
    Und schon bald würde sie eine Mitioni werden und sie verlassen.
    »Du sagst mir immer wieder, dass es ›tot‹ sei«, sagte Svara. »Es ist doch nur ein Kleid, wie kann es da tot sein?«
    Arjyana seufzte. Seit das letzte Syrr abgestorben war, hatte sich das Leben der Trazyn grundlegend verändert. Ihre gesamte Flotte war nutzlos geworden, mitsamt dem stolzen Palastschiff AMYHET 1. Aber auch ihre Maschinen, ihre Kleider, alles, in dem Syrr-Flechten ihren Dienst getan hatten.
    Auf Dauer hatten die Halbanimalischen ohne Auffrischungen aus einem Flechtenwald keine Überlebenschancen gehabt. Das Verstummen des uralten Brustharnischs hatte ihren Vater Tryhan derart verstört, dass er nur wenige Tage später von ihnen gegangen war.
    Es war an ihr, der neuen Herzogin, den zweiten großen Einschnitt in der Geschichte der Familie Trazyn zu bewältigen. Als Bittstellerin hatte sie die anderen Jyrescaboro-Familien besuchen und um Leihgaben betteln müssen. Eine Aufgabe, die sie mit Scham erfüllt hatte.
    Dadurch, dass sie die meisten Ressourcen für den Wiederaufbau ihres eigenen Hauses verwenden musste, hatte sie auch der Sache Jyrescaboros geschadet. Die Untergrundorganisation war an einem kritischen Punkt in ihrer Geschichte angelangt, nachdem es zu den ersten ernsthaften militärischen Zwischenfällen gekommen war.
    Nachdem sie von der Harmonie während Jahrzehnten kaum beachtet worden waren, schien ein Maskenwechsel vorgegangen zu sein. Immer wieder berichteten Schiffskommandanten der Jyrescaboro, dass sie von Einheiten der Harmonie angegriffen wurden.
    Eines der Schiffe der Familie Sechan war nie von einer Rettungsmission zurückgekehrt. Herzog Syran Sechan hatte sie daraufhin angefleht, ihn von seinem Eid zu entbinden, damit er Rache für seine Kinder nehmen konnte, die sich an Bord des verschwundenen Schiffs aufgehalten hatten.
    Herzogin Arjyana Trazyn hatte die Bitte abgeschmettert, wie sie sich auch bei allen anderen Anfragen zur militärischen Aufrüstung der Jyrescaboro-Flotte strikt geweigert hatte, darauf einzugehen.
    Ihr Vater war als gebrochener, aber weiser Mann gestorben. Tryhan Trazyn hatte gewusst, dass die Verbannten nur überleben konnten, wenn sie im Untergrund operierten und einen weiten Bogen um jedes Schiff der Harmonie machten.
    Tryhan hatte ihr außer dem Siegel der Trazyn und diesem Wunsch nichts hinterlassen. Solange sie den Ring ihres Vaters trug und an der Spitze der Jyrescaboro stand, würde sie nicht vom Grundgedanken ihrer Organisation abkommen.
    »Ich fragte, wie ein Kleid tot sein kann!«, wiederholte Svara vorwurfsvoll.
    Die Herzogin schüttelte den Gedanken an ihren Vater ab. »Ich habe dir von dem Syrr erzählt, das einst unser gesamtes Leben bestimmte. Mein Hochzeitskleid bestand größtenteils aus Syrr-Flechten. Du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass das Kleid tot ist. Es ist gestorben und verrottet, wie der größte Teil meines Lebens gestorben und verrottet ist.«
    Als ihre Tochter sah, dass sie mit den Tränen kämpfte, eilte sie zu ihr und umarmte sie. »Verzeih, ich wollte nicht ... ich bin nur ...«
    Arjyana

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