PR 2681 – Welt aus Hass
Schritte vor Alaska hielt der Spinnenritter an. Das Visier klappte hoch. Der Helm war leer.
»Sei gegrüßt, edler Fremder!«, dröhnte es ohrenbetäubend und nur schwer verständlich von überall. Nein, wohl eher aus einer Vielzahl von Schießscharten in den Wänden der nahen Gebäude.
Alaskas Anzugpositronik drosselte die Lautstärke der akustischen Übertragung und schaltete Filter dazwischen. Nun verstand er besser: »Ich danke dir, dass du meiner Einladung Folge geleistet hast. Bitte entschuldige meinen improvisierten Aufzug, aber ich dachte mir, dass du es vorziehst, dich mit einem personifizierten Gesprächspartner zu unterhalten.«
»Müsste ... nicht unbedingt sein«, antwortete Alaska stockend. Mit diplomatischer Eloquenz hatte er noch nie dienen können. »Du ... bist Elicon?«
»Der Ritter. Die Residenzstadt«, knirschend deutete der Arm der Rüstung auf die Ruinen, »und der Planet. Und mit wem habe ich die Ehre?«
»Mein Name lautet Alaska Saedelaere.« Das Sprechen fiel ihm schwer. Als habe er den Mund voller Steine, musste er sich die Wörter mit noch mehr Mühe abquälen als üblich.
»Du suchst die Frau Samburi. Bist du ein Gesandter? In wessen Auftrag reist du?«
Alaska zögerte. Er war sich der Antwort nicht mehr so sicher. »Das ... tut nichts zur Sache.«
»Ich verstehe. Ein Geheimnisträger. Nun, du musst mir nicht mehr verraten, als du willst. Im Schloss Elicon regiert die Großmut.« Eine Aura umgab den Spinnenritter, ein feines weißes Glitzern und Flimmern, das sich auch über die Bauwerke und die Promenade gelegt hatte wie Raureif oder gesponnener Zucker. »Sei willkommen, Gesandter, und tritt ein.«
Auf Alaskas Helmscheibe entstand ein Symbol, das einen Funkanruf von Eroin Blitzer anzeigte. Er nahm ihn nicht entgegen. Darauf hätte er sich in diesem Moment nicht auch noch konzentrieren können.
Seine Gedanken hätten rasen sollen, doch sie flossen schrecklich zäh dahin. Alaska war ziemlich sicher, dass er keiner parapsychischen Beeinflussung unterlag, jedenfalls nicht direkt im Sinn einer Suggestion.
Elicon griff ihn nicht an; noch nicht. Aber die Präsenz war spürbar, eine starke, gewaltsam verhaltene Aggression.
Hass, wenngleich nicht auf Alaska persönlich; sondern Hass auf alles und jeden.
Das Feuerwerk und die Musik waren abgeklungen. Aus dem Durchlass im Wall der Hochhäuser waberte grüngrauer Bodennebel.
»Kommst du?« fragten Elicons viele Stimmen.
Zwischenspiel:
Robotergeschichten
Einmal, in früherer Zeit, vor der Neuerstehung, kämpfte der Meister gegen mächtige Feinde.
Damit sind nicht die vier Verräter gemeint, die ihm feige in den Rücken fielen. Auch nicht der Kanzler, der während des Maskenballs auf dem ersten Schloss Elicon zum Mörder wurde, weil er die Wahrheit aus unseres Meisters Mund nicht ertrug und ihm aus Eifersucht den Dolch ins Herz rammte. Dies ist eine andere Geschichte beziehungsweise eine andere Variante der einen, einzigen.
Nach dem Verrat, aber vor dem Sturz ins Bodenlose, traten zwei Widersacher auf, die dem Meister missgönnten, was er zum Wohl des Reiches der Harmonie errichtet hatte. Zuerst kam eine Befugte der Kosmokraten.
Sie hieß Samburi Yura.
Dieses fleischliche Wesen, schwächlich und doch wichtigtuerisch, erdreistete sich, vom Meister nicht weniger als die Austilgung seines gesamten Lebenswerks zu fordern. Es diene einzig seiner Eitelkeit und stelle eine andauernde Bedrohung für die Völker im Umkreis dar.
Eine Schlacht schien unabwendbar. Jedoch gesellte sich unerwartet ein zweiter, ranghöherer Kosmokratendiener hinzu und wies Samburi Yura in die Schranken.
Beide zogen ab, ohne den Meister und seine Schöpfung weiter zu belästigen. Allerdings stieß Samburi Yura eine Drohung aus: Eines ihrer Werkzeuge werde ihr nachfolgen und vollenden, woran sie gehindert worden war.
So geschah es. Wie wir alle wissen – nun, da wir die Erinnerung daran zurückgewonnen haben –, verbarg der Büttel, der die Schandtat ausführte, sein Gesicht hinter einer Maske.
Und er nannte sich Alaska Saedelaere.
*
Als derselbe Alaska Saedelaere zum zweiten Male Elicon aufsuchte, das neue Schloss Elicon, erkannten wir ihn anfänglich nicht.
Wir waren unvollständig, unser Gedächtnis durchsiebt von Lücken. Aber in weiser Voraussicht hielten wir unsere wahre Identität vor ihm geheim, sodass auch er nicht wusste, wem er gegenübertrat.
Er suchte nach seiner Herrin Samburi Yura, der Kosmokratenbuhle, offenbar schon
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