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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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lange. Wir bemerkten die Verzweiflung, die aus seiner Führungslosigkeit resultierte, und dass er gewillt war, fast alles aufs Spiel zu setzen, bloß um endlich wieder Anschluss an die Frau Samburi zu finden.
    Diese Hörigkeit nutzten wir aus. Wir brachten ihn dazu, mit uns zu kooperieren.
    Nur mangelhaft verbarg er seine Abscheu. Jedoch blieb ihm keine Wahl, wollte er vermeiden, dass Samburi Yuras Spur erkaltete.
    Wir logen ihn nicht an, was die planetaren Speicher und bislang ebenso unzugänglichen, hochwertigen Aggregate unseres Vorgängers betraf; das hatte der Meister nicht nötig. Wohl aber benötigten wir die spezielle Energieform des Kosmokratenschiffs und die darin enthaltenen Kodes, ohne die wir den Rest der Welt nicht für uns erschließen konnten.
    Der Maskenträger rang eine Weile mit sich. Dann fügte er sich und stellte uns das Gewünschte zur Verfügung.
     
    *
     
    Welche Ironie des Schicksals!
    Ausgerechnet jener Übeltäter, dessen Mordanschlag den partiellen Gedächtnisverlust zur Folge gehabt hatte, gab uns unsere fehlenden Erinnerungen zurück. Denn indem der Meister erstarkte und sich an den nunmehr greifbaren, wertvollsten Ressourcen des Planeten labte, fand er endgültig wieder zu sich.
    Die Genesung nahm nur wenige Impulszyklen in Anspruch. Dann war der Meister bereit; bereit, beide Feinde auf einen Schlag auszuschalten, sich ihrer Mittel zu bemächtigen und seinen Rachefeldzug zu beginnen.
    Er rief zum Gefecht, und wir sammelten uns. Alles, was kreuchte und fleuchte, machte sich angriffsbereit – die Körperlichen ebenso wie die physisch Gestaltlosen.
    Mit Sholoubwas Vermächtnissen sandten wir die Botschaft ab, die Samburi Yura herbeilockte. Im Namen ihres maskierten Büttels flehten wir um ihr Erscheinen.
    Sie kam, und wir schlugen zu.

6.
    Das Wiedersehen
     
    Alaska Saedelaere stand im knietiefen, giftgrünen Nebel.
    Er hatte abgelehnt, dem Spinnenritter in dessen verheerte Bastion zu folgen. Wozu die Scharade sinnlos ausdehnen? Ein paar Meter auf oder ab machten keinen Unterschied.
    Das Energiemodul hingegen hatte er Elicon ausgehändigt inklusive der angeforderten Signaturen aus dem Kosmokratenbeiboot. Mehr konnte er nicht tun. Bald würde sich erweisen, ob er ein zu hohes Risiko eingegangen war.
    Er musste nicht lange warten.
    Der Boden unter seinen Stiefeln erzitterte. Die Erdstöße verstärkten sich, sodass er den Antigrav des SERUNS zu Hilfe nehmen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Als hätte schlagartig Ebbe eingesetzt, wichen die Fluten des Ozeans zurück. In Wahrheit hob sich die Insel aus dem Meer.
    Alaska drehte sich um. Vor ihm erstreckte sich eine Landzunge aus graugelben, von grünen Algen überwucherten Felsblöcken.
    Dann verspürte er einen neuen, vertrauten Einfluss, eine seltsame, jedoch bekannte Faszination. Er spürte den Zeitbrunnen, bevor dieser sich im Normalraum manifestierte.
    Das kreisrunde schwarze Nichts entstand, ein Loch im felsigen Untergrund, tiefer als die Unendlichkeit.
    Aus dem Wallen trat eine grazile Gestalt. Alaska verschlang sie mit den Augen, und obwohl sie ihm den Rücken zukehrte, wusste er sofort, dass seine Suche endlich Erfolg gezeitigt hatte.
     
    *
     
    Samburi Yura trug ein knöchellanges Gewand von der Art eines Chitons aus zwei rechteckigen Stoffbahnen, die an den Schultern von Fibeln fixiert wurden und in der schlanken Taille mit einer schlichten weißen Kordel gegürtet waren.
    Beim Anblick des seidig fließenden, nachtdunklen Stoffes hatte Alaska den Eindruck, sich im Weltall zu verlieren, in mattem Gefunkel wie an den Randausläufern einer Galaxis. Die Falten des Kleides schienen Raum-Zeit-Falten oder winzigen Schwarzen Löchern zu entsprechen.
    Er barst beinahe vor Glück, wollte nach ihr rufen, auf Samburi Yura zustürmen. Aber er brachte keine Silbe heraus. Keiner Regung fähig, blieb er stehen wie festgewurzelt.
    Die Frau Samburi schien seine Anwesenheit ebenfalls wahrzunehmen. Langsam wandte sie sich nach ihm um. Dabei bewegten ihre schulterlangen, glänzend schwarzen Haarlocken sich noch um einen Faktor verzögerter, so als würden für sie eigene Naturgesetze gelten.
    Die Haut ihrer unbekleideten Arme und des ebenmäßigen Gesichts war rein und weiß wie frisch gefallener Schnee, auf dem der bläuliche Schimmer eines Wintermorgens lag. Ihre großen schwarzen Augen, verkleinerte Abgüsse des eben erloschenen Zeitbrunnens, faszinierten Alaska Saedelaere ungebrochen, seit der allerersten Begegnung jedes Mal

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