PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta
Holomulde eingelassen. Darin blendete LAOTSE die Ereignisse an der Außenhülle der sechsdimensionalen Blase ein.
Ein Geschwader aus zweihundert terranischen Schiffen stieß gerade durch Strukturschleusen in den Außenraum und eröffnete sofort das Feuer auf die einunddreißig Angreifer.
Diese ließen sich nicht auf den Kräftevergleich ein und flogen umgehend ein Ausweichmanöver, das sie von der Blase wegbrachte. Innerhalb von Sekunden hatten sie so weit beschleunigt, dass sie in übergeordnete Kontinua wechseln konnten.
Sie verschwanden aus der Darstellung.
»Haben sie etwas ausgeschleust?«, fragte die Erste Terranerin. »Sonden, Minen, Geräte irgendwelcher Art?«
»Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt bisher nicht ganz zwölf Prozent. Die Ortung ist aber noch nicht abgeschlossen.«
Ybarri wandte sich Delorian zu. »Was waren das für Schiffe?«, fragte sie. »Kennst du den Schiffstyp? Wer ist da an Bord? Könnte darin eine Apparatur stecken, die den Sextadimschleier schädigen sollte?«
Delorians Miene war ernst, er schien aber nicht sonderlich besorgt zu sein. »An Bord dieser Zapfenraumer befinden sich meist Dosanthi, wahrscheinlich auch Badakk. Beides sind Hilfsvölker von QIN SHI, zu denen ich gern mehr Informationen geben kann. Von einer Waffe gegen den sechsdimensionalen Schleier ist mir aber nichts bekannt; es erscheint mir zudem wenig wahrscheinlich. Die Zapfenraumer sind mehr Truppentransporter denn Angriffs- oder Experimentalschiffe.«
»Dann ging es dem Angriffsgeschwader wirklich nur darum, kurz aus allen Rohren zu feuern und wieder zu verschwinden?«, fragte Henrike Ybarri. Sie stutzte, als ihr ein Detail auffiel, das sie bisher in ihren Überlegungen außer Acht gelassen hatte. »Und um diese Resonanzen zu erzeugen, von denen du gesprochen hast, LAOTSE.«
»Meine Wahrscheinlichkeitsberechnungen besagen ebenfalls, dass das Erzeugen der Resonanzen der wahre Zweck des Manövers war«, verkündete die Hauptpositronik der Solaren Residenz. »Insbesondere deswegen, weil der Salventakt der Schiffe zeitlich genau aufeinander abgestimmt war.«
»Die Fremden haben also eine Botschaft geschickt«, murmelte Ybarri. »Fragt sich bloß, an wen.«
Delorian nickte. »Das ist eine gute Frage. Wirst du Reginald Bull informieren?«
»Selbstverständlich. Ob er zurückkommen soll, entscheidet er allerdings selbst.«
Sie ließ LAOTSE die Meldung formulieren und mit dem entsprechenden Bild- und Datenmaterial ausstatten. Dann wurde sie als Rafferspruch zur LAERTES geschickt.
Kurze Zeit später ging eine Bildverbindung ein. Ein mürrisch aussehender Mann erschien in der Holodarstellung.
Am unteren Rand wurde der Name eingeblendet: Major Arbuthnot Simonin. Der Erste Offizier der LAERTES.
»Der Resident und sein Team – darunter der Kommandant Prester Jellicoe – haben die LAERTES vor etwas mehr als drei Stunden verlassen. Wir haben seither keinen Kontakt mehr mit ihnen.«
»Danke für die Information, Major«, sagte die Erste Terranerin. »Schick mir bitte ein Update, sobald es Neuigkeiten gibt.«
Der Major nickte ernsthaft. »Selbstverständlich, Erste Terranerin.«
Sie beendeten die Funkverbindung.
Henrike Ybarri blickte Delorian nachdenklich an. Die Entwicklung gefiel ihr ganz und gar nicht.
7.
Phenubenklänge im Dunkeln
Er erwachte.
Angenehme Dunkelheit umfing ihn. Lange hatte er geschlafen, viele Wochen lang. Nun hatte ihn etwas geweckt.
Er machte eine vorsichtige Bewegung. Alles war noch dran. Alles funktionierte, wie es sollte. Er war noch er.
Eine Weile blickte er nur stumm aus dem eng begrenzten Sichtfenster der Stele und versuchte sich daran zu erinnern, ob und vor allem was er während des Schlafes geträumt hatte.
Aber da war nichts.
Eine Stasiskonservierung unterschied sich ganz entscheidend von einem für Leib und Geist heilsamen Schlaf.
Er öffnete den Verschluss der Metallstele und machte einen vorsichtigen Schritt. Es funktionierte. Die Kräfte verließen ihn nicht.
Für seinen Körper war tatsächlich keine Zeit vergangen, seit der statische Transmitter ihn hyperdimensional entstofflicht und in dieser Form gespeichert hatte. Ein Transmittersprung, der nicht durch den Raum, sondern quasi durch die Zeit erfolgt war.
Einen Moment dachte er darüber nach, ob er dereinst, wenn sein Körper so alt und gebrechlich war wie jener Paichanders, verfügen sollte, eine längere Stasiskonservierung zu befehlen.
Solange die Metallstele über Energie verfügte und in
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