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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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sie einigen Badakk, die den technischen Unterhalt des Schiffes sicherstellten.
    Paitäcc fühlte keine große Verbundenheit mit den zylinderförmigen Lebewesen, im Gegensatz zu den Dosanthi.
    Die von Furcht getriebenen und mit Furcht kämpfenden Wesen des Planeten Dosanth faszinierten ihn, seit er zum ersten Mal von ihnen gehört hatte.
    Sie lebten in einer ganz eigenen Tragik. Ihre Furcht war ihre Triebfeder. Sie lähmte und spornte sie an. Bedeutete für sie gleichzeitig Belastung als auch Waffe.
    Dosanthi waren einfache, aber auch komplexe Geschöpfe. In einer kindisch-kindlichen Litanei feierten und bemitleideten sie sich selbst.
    Stradcoyo und er erreichten die oberste Ebene des Mittelteils. Die kugelförmigen Wohnkavernen der Dosanthi lagen unter den sechs ausladenden Zackenstrukturen der Ebene.
    Zu Fuß machten sie sich auf den Weg. Unter ihren Stiefeln knirschte leise das Bodengranulat, das zwischen den Wohnkavernen ausgestreut war und die Dosanthi an ihre Heimatwelt erinnern sollte. Ansonsten war in diesem Teil seines Flaggschiffes kein Laut zu hören.
    Paitäcc genoss die Ruhe und fast gänzliche Abwesenheit von technischen Geräten in den Dosanthi-Ebenen. Wann immer er in der Vergangenheit die Gelegenheit gehabt hatte, sich mit einem der furchtsamen Krieger auszutauschen, hatte er dies getan.
    Ihre Jugend in einer labyrinthischen Gefühlswelt. Ihre Verwurzelung mit den lebenden Wänden. Die einzigartige Symbiosepartnerschaft mit der moosartigen Dosedo-Pflanze, die mit blauen Kristallen vom Heimatplaneten Dosanth gesättigt waren.
    Die Pflanzen bildeten in den Wohnkavernen die halb organischen Wände, an denen die Dosanthi den größten Teil ihres Lebens verbrachten. Mit ihnen und im Zusammenspiel mit den Dosan-Drüsen wurde die Angst der Dosanthi in Aggression transformiert.
    Nur wenn ein Dosanthi genügend Calanda – die aggressive Aufladung – aufgebaut hatte, würde er sich in einen Krieger verwandeln, von der Wand herabsteigen und in den Kampf ziehen.
    »Kampf« bedeutete für sie der Einsatz ihrer eigenen Angst als Waffe. Sie nannten es das »Ogokoamo«. Die gespiegelte Angst, wörtlich übersetzt der »Angst-Dunst«. Eine paranormale Gabe, die bei allen Gegnern den ultimativen Fluchtreflex auslöste.
    Paitäcc hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Zehntausende von Kämpfern von scheinbar übermächtigen Armeen die Waffen hatten fallen lassen und in beispielloser Panik davongerannt waren, als sich ihnen eine kleine Gruppe Dosanthi genähert hatte.
    Wenn ein Dosanthi vom normalen in den aggressiv erregten Zustand überwechselte, ging mit seinem Körper eine unglaubliche Wandlung vor, die »Agalaria« genannt wurde: Der zuvor runzlige, lamellenartige Leib richtete sich schlagartig auf. Der Buckel verschwand, die O-Beine streckten sich, der Körper erschien plötzlich dünn und sehnig. Ein hoch erhobener Kopf, eine heisere und aggressive Stimme.
    Perfekte Krieger für Bodeneinsätze.
    Die beiden Sayporaner erreichten Sairetts Privatkaverne.
    »Warte bitte hier«, sagte Paitäcc zu Stradcoyo.
    Dann trat er in die Kaverne. Seine Schritte wurden vom Ferrokat-Moos geschluckt, das den Boden der höhlenartigen Behausung des Dosanthis bedeckte. Die Luft war trocken. Sie roch nach Pflanzen und ein wenig säuerlich.
    Chular Sairett klebte an seiner Wand. Im Halbdunkeln sah Paitäcc, wie sich die Seiten seines Lamellenkörpers sanft hoben und senkten.
    Der Sayporaner desaktivierte die Tiefschlaf-Apparatur, setzte sich hin und wartete.
    Paitäcc hatte die wissenschaftlichen Erklärungen ihrer Fähigkeit des dosanthischen »Wandklebens« verinnerlicht.
    Die spezielle Beschaffenheit ihrer Lamellen sorgte für die fast perfekte Adhäsion an Oberflächen.
    Die Haftstrukturen bestanden aus extrem verästelten Mikrohärchen. In Längsreihen angeordnete Lamellen waren einseitig mit winzigen Haftborsten besetzt. Diese Borsten faserten wiederum zu etwa tausend am Ende tellerförmig verbreiterten Auswüchsen auf.
    Ausgenutzt wurden dabei schwache Wechselwirkungen von kurzfristig auftretenden asymmetrischen Ladungsverteilungen um Atome. Vielfach schwächer als richtige Atombindungen, aber dank der Anzahl und der Oberflächenform der tellerförmigen Auswüchse stark genug, um das Gewicht des Dosanthis zu halten. Damit konnten sie nicht nur an spiegelglatten Wänden, sogar auch an Decken haften.
    Chular Sairett bewegte sich matt.
    »Ist es ... ist es so weit?«, fragte die Stimme aus dem Halbdunkeln.
    »Ja«, sagte Paitäcc.

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