PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta
regelmäßigen Abständen gewartet wurde, könnte er theoretisch Millionen von Jahren als entstofflichter Körper überdauern.
Vor seinem inneren Auge sah Paitäcc die Metallstele in einer Roboterkuppel auf einem kleinen Himmelskörper stehen. Einem Asteroiden vielleicht. Sein Körper würde vom statischen Transmitter hyperdimensional entstofflicht und gespeichert.
In Abständen von Jahrhunderttausenden könnte er materialisieren, um zu schauen, wie sich das sayporanische Reich innerhalb des Neuroversums entwickelte.
Er würde zur Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft werden, zum Ewigen.
Er würde älter sein als jedes andere Lebewesen, vielleicht sogar QIN SHI überdauern.
Ein wohliger Schauer breitete sich über seinen Körper aus, als er an die Möglichkeiten dachte, die ihm dieses Gerät bieten könnte.
Aber noch war er jung. Noch hatte er einen Auftrag, den er erfüllen musste.
Im Halbdunkel des Raumes tappte er auf nackten Sohlen zum Tisch, auf dem eine Kerze stand.
Er lächelte, als er den Docht entzündete. Sofort stiegen ihm die Aromen in die Nase, deren Träger im Talg eingelassen waren. Seine Erinnerungen sprachen am besten auf Gerüche an.
Vor seinem inneren Auge sah er ferne Welten und ferne Zeiten, zu denen er einmal gehört hatte.
»Soll ich Licht machen?«, fragte eine sanfte Stimme.
»Das ist nicht nötig«, sagte er.
Das Bordlicht war ihm immer ein wenig zu grell. Und solange sie unter sich waren, musste er keine Rücksicht nehmen.
Er nahm die bereitgelegte Arbeitsuniform und schlüpfte hinein. Die Flamme der Kerze hatte ihre volle Größe erreicht und warf seinen Schatten unruhig und bizarr vergrößert an die Wand.
Die Schatten zukünftiger Ereignisse, dachte er.
Er verließ die Stasiskammer und ging durch die stillen Gänge. Von fern erklang ein wehmütig aufmunternder Ton. Eine wunderbare Melodie. Seine Schritte folgten automatisch der Spur der Musik.
Paitäcc betrat die Zentrale.
Stradcoyo saß in einem Formsessel. Die Finger hüpften über die Klappen der Phenube, während der Arm den Sack langsam zudrückte, aus dem die Luft strömte.
Die dunklen, nachhallenden Töne taten Paitäcc bis tief in sein Innerstes gut. Wie immer, wenn er dem Spiel einer Phenube beiwohnte, verspürte er eine nostalgisch-glückliche Wehmut, die ihn an alte Zeiten erinnerte. Unbeschwertere und glücklichere Zeiten, aber auch das Gegenteil davon.
Stradcoyo hatte ihn zweifellos bemerkt, setzte aber das Spiel der Phenube fort.
Er setzte sich hin und lauschte.
Ein weiteres Besatzungsmitglied erschien. Chourvläsd. Der Chour drückte eine stumme Grußerbietung in Paitäccs Richtung aus und setzte sich ebenfalls in einen der Sessel, um den Klängen der Phenube zu lauschen.
Lange nachdem Stradcoyo geendet hatte, hingen die beiden Zuhörer den im Raum stehenden Eindrücken nach. Dann erklang die leise Stimme erneut.
»Das Signal ging vor einer Stunde ein. Deshalb habe ich dich geweckt, Paitäcc.«
»Wie kam dieses Signal herein?«, fragte er.
»Eine Energieresonanz«, informierte der Schiffsrechner. »Sie war außerordentlich schwach, aber noch detektierbar und eindeutig in ihrer Aussage. Das Solsystem liegt unter einem technisch hochwertigen Schutzschirm.«
»Gut«, sagte Paitäcc. »Dann ist es an der Zeit, unsere furchtsamen Krieger zu wecken.«
Zusammen mit Stradcoyo machte er sich auf den Weg.
Chourvläsd blieb in der Zentrale zurück, schien zu meditieren. Paitäcc wusste aber, dass der Chour Kontakt aufnahm. Chourvläsd, der Explikator, war seine eigene Verbindung zu den Spenta, den Sonnenbrütlingen.
Paitäcc hatte die Mitglieder dieses Unternehmens sorgfältig ausgesucht. Alle wussten genau, was zu tun war, alle genossen sein tiefstes Vertrauen.
Und sie hatten von den Gerüchten gehört, dass Inspektor Paitäcc der aussichtsreichste Anwärter auf den Posten des Dekans der Akademie für Logistik war. Wenn der altersschwache Paichander eines Tages seine Funktion übergeben musste, würden die Vertrauten des neuen Dekans ebenfalls von Beförderungen profitieren.
Diese Mission konnte und würde für sie alle ein Sprungbrett sein. Die Vorbereitungen waren intensiv gewesen. Nun kamen die Ereignisse in Gang, und Paitäcc zweifelte nicht daran, dass er und seine Leute höchst erfolgreich sein würden.
Sie verließen die Bughalbkugel und ließen sich vom Antigravlift in den Mittelteil des Schiffes tragen, der die 13 Ebenen mit den Wohnkavernen der Dosanthi trug.
Auf dem Weg begegneten
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