PR 2686 – Angriff der Nanokrieger
die Spiralen auf den Pyramiden erfüllen.«
»Klärt mich auf.«
»Es sind Sendemasten. Antennen. Von ihnen gehen komplexe, gerichtete Infraschallimpulse und vektorierte, modulierte Magnetfelder aus.«
»Neuromanipulative Mittel«, ergänzte Barizza Dooh. »Sie induzieren religiöse Gefühle.« Er entlockte dem Ziegenfell der Trommel, die er zwischen Brust und Oberarm eingeklemmt hatte, entrüstet klingende Geräusche.
»Den verschiedenen Bewohnern des Kontinents wird auf diese Weise die Anwesenheit transzendenter Mächte vorgegaukelt«, sagte Masuka. »Die Impulse der Spiralantennen suggerieren ihnen, dass sie diesen höheren Wesenheiten zu absolutem Gehorsam verpflichtet sind.«
»In Wahrheit verbergen sich dahinter die Sayporaner, genauer gesagt: deren Pai-Fraktion.« Toufec belobigte die beiden Mitstreiter für ihre gewinnbringenden Recherchen.
Er wollte gerade die Ruhepause beenden und zum Weitermarsch aufrufen, da bekamen sie Gesellschaft.
*
Eine Art Riesenspinne stakste aus dem Dickicht hervor.
Ihr Kopf ähnelte dem Schädel einer Schildkröte. Ein faustgroßes, zentrales Facettenauge wurde oberhalb und unterhalb von je zwei weiteren kleineren Linsenaugen flankiert. Der gedrungene Zentralkörper war etwa eineinhalb Meter lang.
Eines der vorderen Beine war, wie Toufec bemerkte, künstlich – eine recht klobige Prothese. Ein Mantel bedeckte den Zentralleib des Wesens; unterhalb hing ein Korb mit mehreren kleineren Behältnissen.
»Pazuzu, generier mir einen Translator.«
Das Spinnenwesen kam zögerlich näher. Die beiden vordersten Gliedmaßen hielt es seitlich ausgestreckt, wohl um Friedfertigkeit zu signalisieren. Es wirkte schüchtern, aber auch neugierig.
Toufec begann zu reden und forderte sein Gegenüber auf, es ihm gleichzutun, um Pazuzus Translator zu füttern. Der Fremde kapierte sofort. Möglicherweise war ihm diese Prozedur bekannt.
Bald kam eine Verständigung zustande. Das Spinnenwesen hieß Ynirt, genannt der Gaukler, und es war vom Volk der Gyvien.
Toufec stellte sich und seine Kameraden vor. »Sorge dich nicht, wir wollen dir nichts Böses.«
»Ich weiß. Ihr könnt mir kein Leid zufügen, denn ich gehöre dem Antuu. Niemand darf sich an einem Gerufenen vergreifen.«
»Würdest du uns das näher erläutern?«
Ynirt war allerdings ebenfalls wissbegierig. »Seid ihr vom Himmel gefallen – mit der Sternenschuppe?«
»Ja, so könnte man sagen.«
»Es gibt also Leben jenseits der Leere.« Der Gyvie stieß Laute der Begeisterung aus. »Wenn das Cutoo erführe! – Herrscht dort, wo ihr herkommt, ebenfalls der Antuu?«
Bedächtig schüttelte Toufec den Kopf. »Nein. Wir kennen keinen ... Antuu.«
»Ihr Glücklichen. Aber wieso kommt ihr dann hierher?«
»Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Weißt du was, ich kann dir unsere Absichten umso besser darlegen, je mehr ich mich in deine Denkweise hineinversetzen kann. Es wäre daher hilfreich, wenn du den Anfang machst und uns erst mal etwas über dich erzählst.«
»Von mir aus. Aber wir müssen dabei weitergehen. Der Antuu duldet nicht, dass ich trödle.«
»Gut. Wir wollten ohnedies soeben aufbrechen. Eine wahre Geschichte kann nahrhafter sein als ein Sack voller Datteln. Ich bin schon gespannt auf die deine, Ynirt, der Gaukler.«
*
Der Bericht des Arachnoiden dauerte fast eine Dreiviertelstunde, weil Toufec und die anderen häufig nachfragen mussten. Ynirts Begriffswelt unterschied sich doch sehr von der ihren.
Was sie zu hören bekamen, empörte die Bundesgenossen.
Ynirt hatte eine Tochter bekommen, sein zweites Kind. Was in fast allen bekannten Kulturen Grund zur reinen Freude gewesen wäre, bedeutete für den Gyvie das Todesurteil.
Der sogenannte Lebensbeistand namens Oum Jioqa, von dem Ynirt durchaus geringschätzig erzählte, besaß eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Stabwesen Aes Qimae, das Toufec und Shanda Sarmotte in Chourstercs Sternengaleone sowie während des Einsatzes auf Zyorin Zopai kennengelernt hatten. Für Jioqas angebliche Assistenz sollte der Gyvie teuer bezahlen: indem er dem schlangenartigen Götzen Antuu einen Teil seines Zentralen Nervensystems, seines Gehirns, spendete.
Ynirt war völlig klar, dass er die bevorstehende Operation in der Zinne der Verklärung dieses Mal nicht überleben würde. Bei seinem ersten Kind war er mit dem Verlust eines Beins relativ glimpflich davongekommen.
Toufec schüttelte sich. Keine Frage, der Antuu diente nur als Staffage. In Wahrheit
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