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PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

Titel: PR 2687 – Alles gerettet auf ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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unterhielten eine Verbindung mit Toufecs Seh- und Hörzentren und konnten ihre Botschaften übermitteln. Gedanken lesen konnte Pazuzu nicht. Wohl aber verstand er, was Toufec stumm artikulierte, die andeutenden Bewegungen seiner Lippen, seiner Zunge.
    »Auf niemandes Seite stehe ich«, hörte Toufec den Dschinn sagen. Der Mund bewegte sich asynchron. »Aber ich diene dir.«
    »Weswegen dienst du mir?«
    »Ich diene dir auf Geheiß der Stadt Aures.«
    »Mir – oder Delorian? Zwischen den beiden besteht doch der Vertrag, nicht zwischen der Stadt und mir.«
    Pazuzus Bild schwebte immer noch durchsichtig in der Kammer. Die Opale seiner Augen fixierten Toufec. »Der Vertrag von Sanhaba ist nicht das Grundgesetz des Universums.«
    »Was willst du damit sagen: Dass der Vertrag nicht alles und jeden reglementiert? Dass es – hm – Lücken im Vertrag gibt? Freiräume?«
    »Ja.«
    Vor der nächsten Frage fürchtete Toufec sich. Sie schmeckte nach Undankbarkeit, nach Verrat und – jedenfalls hätte seine verblichene Tante Selsabil es so ausgedrückt: – nach Frevel. »Wo wirst du im Zweifelsfall stehen? Auf meiner Seite?«
    »Welche Wahl hätte ich denn: auf deiner Seite – oder auf der Seite von Aures?«
    »Ich will wissen: auf meiner – oder auf der Seite Delorians?«
    Das Gesicht des Dschinns verdunkelte sich ein wenig. Toufec fürchtete schon, der Dschinn würde sich ausblenden oder einfach schweigen. Da sagte Pazuzu: »Ich werde auf deiner Seite sein.«
    Vorübergehend glaubte Toufec, Leben in das starre Gesicht mit den Opalaugen treten zu sehen. Es war, als würden in diesem Gesicht die Züge Asins aufleuchten. Dann war dieser Augenblick vorüber; Pazuzu wirkte wieder entrückt und erlosch schließlich.
    Toufec wandte sich vom Steward ab und ging los. Er fühlte sich leicht, geradezu beschwingt. Er erinnerte sich der Plagen, die er der Zinne der Verklärung zu verdanken hatte. Auch er hatte sich den Botschaften aus Infraschall und Magnetfeldern geöffnet und das Grauen erlebt, das die Pyramide über die Welt brachte. Dank der Zinne hatte er seinen Bruder noch einmal im samum, im Staubsturm der Wüste Nefud, sterben gesehen.
    Was spielte es für eine Rolle, wenn er wusste, dass ihm diese Pein künstlich eingeflößt worden war? Es spielte ganz und gar keine Rolle. Toufecs Hass loderte auf wie Zunder, der Feuer gefangen hatte.
    »Komm mit!«, forderte er Ynirt im Vorübergehen auf. »Wir machen dem ganzen Spuk hier ein Ende.«
    Ynirt folgte ihm. Steward Schtaoros löste sich aus der Ecke, in die der Gaukler ihn gedrängt hatte, und glitt ihnen hinterher.
    Da zog Toufec sein Schwert unter dem Körper hervor. »Bleib stehen!«, forderte er den schwarzen Kasten auf.
    »Aber wozu?«, klagte Schtaoros. »Die leere Kammer, wenn ihr geht! Kein Steward allein, der ...«
    Toufec schlug zu.
    »Asin Namenlos!«, schrie der Steward im selben Augenblick. Das waren seine letzten Worte. Der Hieb spaltete den Kasten. Die eine Hälfte stürzte zu Boden; die andere schwankte auf dem Beinstiel. Aus beiden Stücken quollen Unmengen winziger schwarzer Würmer, die sich mit fadenförmigen Auswüchsen umarmten und umbeinten.
    Wie eine zähe Masse, dachte Toufec erstaunt.
    Er überließ die Reste des Stewards sich selbst und stürmte vor Ynirt aus dem Raum.
     
    *
     
    Spätestens jetzt, dachte Toufec. Jetzt müssen doch irgendwelche Wächter auftauchen, Jäger, Fagesy, Roboter, irgendwer.
    Bereits nach dem Angriff auf den Antuu hatte Toufec eine Reaktion der Pyramide erwartet. Dass niemand kam, um sie für die Schwertattacke zu bestrafen, mochte mit dem Sinn und Zweck der Anlage erklärbar sein: Die Sayporaner würden den Verlust einer Antuu-Kreatur leichter verschmerzen als die Beschädigung eines Gyvie-Leibes. Oder des Leibes einer anderen Art, die auf Pareezad für die Sayporaner gezüchtet wurde. Schließlich war der ganze Planet nichts anderes als eine Organplantage für ein Volk, das mehr und mehr vergreiste und alles tat, um seinen Alterungsprozess aufzuhalten.
    »Achtung!«, hörte er Pazuzus Stimme. »Der Gang weitet sich.«
    Toufec nickte, hatte aber sofort das Gefühl, den Dschinn nicht ganz verstanden zu haben.
    Ja, der Gang war breiter geworden, die Decke höher. Aber solange sie sich Richtung Zentrum bewegten, war alles tadellos. Warum sollte die Architektur nicht an der einen Stelle der Pyramide großzügigere Dimensionen schaffen als anderswo?
    »Bleib stehen!«, mahnte Pazuzu.
    Als hätte Ynirt die innere Stimme Toufecs

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