PR 2687 – Alles gerettet auf ewig
Zehntelsekunde, um die Phenube im Falle eines Angriffs wieder in die Schwertfunktion umzuschalten«, erklärte Pazuzu.
»Er wird dergleichen Unfug gefälligst unterlassen«, näselte Toufec hoheitsvoll wie ein Assyrer-Prinz. »Wenn meine Wenigkeit die Phenube bläst, ist sie eine weit tödlichere Waffe als alles, was er in seiner Einfalt zu schmieden vermag.«
»Du macht dich lustig«, erkannte der Dschinn.
»Ja«, gestand Toufec.
»Du bist witzig.«
»Danke! Du bist aber auch ein wundervolles Publikum.«
Der Dschinn verflüchtigte sich, der Nanogentenschwarm verschwand im Blasebalg. Toufec seufzte. Die Tür der Kammer glitt auf. Er trat auf den Gang.
*
Toufec hatte erwartet, Fagesy patrouillieren zu sehen, möglicherweise Roboter oder Sonden, die nach dem flüchtigen Gyvie fahndeten. Aber wenn die Zinne der Verklärung noch im Alarmzustand war, war dies nicht zu merken.
Der Korridor lag so verlassen da wie die angrenzenden Hallen und Säle, jedenfalls die, in die Toufec Einblick nehmen konnte, weil die Türen offen standen. Keinerlei Möbel waren zu sehen, keine Maschinen, nichts.
»Wahrscheinlich halten sich hier nicht einmal Mikroben auf«, murmelte Toufec. Wände, Decken und Böden waren in elfenbeinfarbenem Weiß gehalten.
Nicht lange, und Toufec litt an einer Art Schneeblindheit. Er blieb stehen und rieb sich die Augen. Sie tränten. »Wo sind sie alle hin?«, fragte er halblaut. »Wozu dient dieses Stockwerk?«
»Du legst besser keine menschlichen Maßstäbe an. Wir sind in einem sayporanischen Gebäude«, erinnerte ihn Pazuzu. »Sie sind keine Menschen. Vielleicht lieben sie einfach leere Räume.«
»Natürlich. Und zwar so sehr, dass sie sich gar nicht darin aufhalten«, höhnte Toufec.
»Vielleicht lieben sie es zu wissen, dass ihnen diese Räume zur Verfügung stehen. Vielleicht sind diese Räume aber auch tabu. Sakrale Räume.«
»Hm«, machte Toufec und zwinkerte eine Träne fort. »Wie kommen wir raus aus diesem Irrgarten, sakral oder nicht, und hinüber in die Akademie?«
»Wir sind auf dem richtigen Weg. Ob es allerdings geregelte Übergänge von der Zinne zur Akademie gibt, weiß ich nicht. Soll ich einen kleinen Falken schicken?«
Toufec schüttelte langsam und unaufmerksam den Kopf. Vor ihnen tat sich etwas. »Oh«, entfuhr es ihm.
Um die Biegung des Korridors, keine fünfzig Meter vor ihm, war in diesem Augenblick ein Sayporaner getreten. Neben dem Sayporaner trippelte ein Geschöpf, das ihm kaum bis zur Hüfte reichte. Es erinnerte Toufec vage an ein Menschenkind, ein Mädchen. Allerdings war diese Begleiterin nicht schmächtig, sondern geradezu aufgedunsen. Ihr Gesicht hätte man für eine Maske aus Porzellan halten können.
Eine Zofe, dachte Toufec.
Der Sayporaner hatte Toufec längst gesehen und kurz gezögert. Nun kam er mit weit ausholenden Schritten auf ihn zu.
»Showtime«, raunte Pazuzu.
*
Der Sayporaner blieb keine Armlänge vor ihm stehen. Er war größer und schlanker, als Toufec erwartet hatte, und überragte ihn um zwei Haupteslängen.
»Das ist interessant«, sprach der Sayporaner ihn an. »Seit Jahrzehnten habe ich niemanden mehr auf dieser Etage gesehen.«
»Es ist eben ein besonderer Tag«, konterte Toufec aufs Geratewohl. »Wie heißt du?«
Der Sayporaner legte den Kopf schräg, und seine Perlmutthaut irisierte im Licht des Korridors. »Oh. Das ist ...« Er verstummte.
Toufec schob den Kopf ein wenig vor. Aber der Sayporaner schien jegliches Interesse an ihm verloren zu haben und schaute über ihn weg.
»Ich bin Khayd«, antwortete die Zofe stattdessen. Das fein gewobene Sprechnetz in ihrer Stirn vibrierte, während das Gesicht starr wie gefrorener Schnee blieb. Sie wies auf den Sayporaner. »Er heißt Yävtcai.«
Toufec wusste, dass die sayporanischen Namen auch Bezeichnungen für die Ämter waren, die die Namensträger im gesellschaftlichen Gefüge bekleideten. Von einem Yäv oder Yävt hatte er noch nie gehört.
»Ich will dich nicht aufhalten«, sagte Toufec und machte Anstalten, an dem Sayporaner vorbeizugehen.
Yävtcai machte einen Schritt zur Seite und verstellte ihm den Weg. »Nicht an diesem Tag«, sagte er leise und eindringlich. »Dem Tag der Schwerkraft, und dann ...« Wieder verstummte er.
»Ja?«
»Er verkörpert alles Junge«, sagte die Zofe. »Ich hüte und weide ihn.«
Toufec empfand Widerwille gegen die Zofen. Sie waren unwägbar und unberechenbar – wie Fälschungen. Nachgeahmte Lebewesen mit einem
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