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PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit

Titel: PR 2688 – Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Eigenschaften und Gefühlen.
    Was blieb, waren das Entsetzen über den Vorgang, auf den niemand sie vorbereitet hatte, und der Phantomschmerz, dieses Zucken und Vibrieren. Das Bewusstsein steuerte noch immer den Körper, der nicht da war. Es bewegte Gliedmaßen, die inzwischen längst verfault waren.
    Lang anhaltende Panik wechselte nach und nach in lähmende Ohnmacht. Immer mehr Gedanken versiegten, und die übrigen Individuen führten einen Kampf gegen das Vergessen. Sie versuchten so viele Bewusstseine wie möglich vor dem Erlöschen zu retten und schafften es. Irgendwann sprang ein Lebensfunke über.
    Die vier Völker kämpften in dieser Phase ihrer Existenz ums Überleben und gegen den Wahnsinn. Nach einer Phase der Konsolidierung hielten sich Freude und Trauer in etwa die Waage. Sie hatten nicht selbst über ihr Schicksal bestimmt. Sie wussten nicht, was mit ihnen geschah, bis ein Gedanke zu ihnen stieß, der es ihnen offenbarte.
    Sie sollten mit einer fünften Wesenheit zu einer Superintelligenz vereint werden. Dieses Potenzial brach mit der Wucht eines Hyperorkans über sie herein. Sie spürten die Gedanken, erkannten Maßlosigkeit, Brutalität und andere Eigenschaften, mit denen sie nichts gemein hatten.
    Sie lehnten das Potenzial ab. Sie zogen sich zurück, lösten alle bereits geknüpften Verbindungen und flohen in ein räumliches Nirgendwo. Das fünfte Potenzial war ihnen widerwärtig. Sie betrachteten es als Feind. Und es trug sogar einen Namen: QIN SHI!
    »Den Namen QIN SHI haben wir nie zuvor gehört«, sagten die Peaner. »Wenn es sich um eine negative Wesenheit handelt, solltet ihr euch in Acht nehmen. Findet sie die geringste Spur von euch, wird sie diese aufnehmen. Wir brechen unsere Therapie für kurze Zeit ab und bitten um Verständnis. Es ist dringend erforderlich, dass wir uns beraten.«
     
    *
     
    Sie versuchten es zum ersten Mal, und es gelang ihnen. Die Bewohner der Dörfer waren in der Lage, ihr mentales Netz vor den vier gigantischen Wesenheiten abzuschirmen. Die Peaner nannten es »Kommunikation frei von der Borke«.
    »Sie sind unschlüssig, wie es weitergehen soll«, sagten die nördlichen Dörfer. »Sie lehnen QIN SHI ab, wollen keine Superintelligenz werden und empfinden ihren Zustand als unbefriedigend. Es ist eine Sackgasse.«
    Die südlichen Dörfer wussten Rat. »Sie haben auf Dauer keine andere Wahl, als sich zusammenzuschließen. Im Alleinsein werden sie keine Erfüllung finden. Wir sollten in ihnen einen Sehnsuchtsimpuls füreinander integrieren, der ihnen ein freiwilliges Zusammengehen ermöglicht. Sie brauchen aber auch einen Ort, wo sie zu Hause sind, einen Anker, eine Geburtsstätte. Diese könnte Pean sein.«
    Um ihnen den Weg zu ebnen und ihnen ein Zusammengehen zu erleichtern, sollten die Geisteswesen ihre Vergangenheit vergessen, nicht schnell und panikartig, sondern nach und nach über lange Zeit.
    Die Peaner beendeten die Abschirmung. »Wir kommen zu euch. Seid ihr bereit?«
    »Wir sind bereit.«
    Die Baumwesen kehrten mit ihren suggestiven Gedanken in die vier Potenziale zurück, durchforsteten sie und lernten etwas über die Struktur von Geisteswesen, die sich aus vielen Milliarden Einzelteilen zusammensetzten. In der Gesamtheit des Potenzials verloren sich individuelle Eigenheiten, während Grundzüge mentaler Aktivität deutlich hervortraten. Die vier Wesenheiten lebten nicht vom Streit der einzelnen Bewusstseine untereinander, sondern von deren Sozialkompetenz. Körperliche Wesen hatten damit meist Probleme, wie die Peaner wussten.
    Traurigkeit schwang mit, die alle Individuen in den Pool einbrachten, der sie zusammenhielt.
    Die Peaner schickten ihre eigenen Gedanken auf die Reise, fädelten sich in die verschlungenen Ströme des Potenzials ein, hangelten sich an Erinnerungen entlang, an Einzelschicksalen bis in die Tiefen jenes schwarzen Schlundes, durch den sie alle gegangen waren. Sie wussten nicht, was es genau gewesen war, doch auf unerklärliche Weise war der Begriff »Kollektor« in den Erinnerungen hängen geblieben.
    Die Peaner wären an dem Schmerz und der Verzweiflung von Milliarden Lebewesen zugrunde gegangen, wären ihre eigenen Kräfte nicht so stark gewesen. Dort, wo sie zu versiegen drohten – aufgesaugt durch die fremden Bewusstseine –, glaubten sie dünne Linien zu erkennen, die aus den Tiefen des Berges kamen und sich über die Dörfer des Planeten verteilten. Die Kraft der Kristalle gab ihnen den Sinn des Lebens und die Zukunft

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