PR 2689 – Kristall-Labyrinth
der Maske auf sich?«
»Sie zeigt nur, wer du bist. So, wie es gewissermaßen für uns alle gilt. Für dich mag es eine Maske sein, ein Gegenstand, für uns ist es ein Teil unserer selbst. Wie der Escaran, mit dem TANEDRAR uns einen Splitter ihrer herrlichen Gegenwart verleiht!«
Als Craton Yukk diese Worte sprach, glaubte Rhodan für einen Augenblick, ein schemenhaftes Etwas über seinen Schultern zu sehen, dessen Form er nicht richtig zu erfassen vermochte. Der Eindruck verschwamm sofort wieder. Alaska Saedelaere hatte ihm davon erzählt, dass manche Harmonische den eigenen oder auch fremden Escarans unter bestimmten Umständen wahrnehmen konnten. Offenbar war ihm eben genau das gelungen – ein verwirrendes Erlebnis, das sich in die Reihe der unwirklichen Elemente einreihte, die er durchlebte, seit er auf unerklärlichem Weg das Kristall-Labyrinth verlassen hatte.
Sofern er es überhaupt verlassen hatte. Das stand keineswegs fest. Im Gegenteil, der Blick, den er vor Kurzem genau dorthin geworfen hatte, sprach dagegen. Nur wusste er nicht, ob er in diesen Augenblicken eine Vision oder die Realität erlebt hatte.
Er verstand nur eines: Im Verbund mit seinen drei Freunden durchlebte er den Krieg zweier Superintelligenzen aus der Perspektive TANEDRARS, die ebenfalls eigentlich aus vier Wesen bestand, die eine Einheit bildeten. Nur TAFALLA fehlte derzeit in dem Geistesverbund. Die Kristalle im Geflecht übertrugen Rhodans Bewusstsein, seine Wahrnehmung in eine andere Ebene.
Womöglich war er gar nicht Perry Rhodan. Je mehr er darüber nachdachte, umso plausibler erschien ihm diese Annahme. Er erlebte all das als ein Teil der Superintelligenz – durch den Escaran, den TANEDRAR demjenigen verliehen hatte, der nun glaubte, Perry Rhodan zu sein.
Durch dessen Splitter nahm der echte Aktivatorträger im Kristall-Labyrinth die Welt und das Geschehen rundum wahr – und interpretierte es auf die einzige Weise, wie es ihm möglich war. Wenn das stimmte, stellte die Maske nur ein Sinnbild dafür dar, dass er sich die Wirklichkeit an seine Wahrnehmung anglich. All das geschah tatsächlich, aber durch seinen Verstand gefiltert.
Je länger er darüber nachdachte und es zu verstehen versuchte, umso mehr verwirrte es ihn. Vor allem, als von irgendwoher, gerade außerhalb seines Sichtfelds, ein schattenhaftes Bild heranspülte, das so gar nicht in dieses Raumschiff passen wollte. Er sah Gucky, sah ein riesenhaftes Tier, das ...
»Rhodan!«, herrschte ihn Craton Yukk an. »Hast du gehört?«
Das fremde Bild zerplatzte. »Was?«
»Auch die zweite Sammelstelle erweist sich als Finte von QIN SHI!«
Er hatte es geahnt, und langsam, aber unaufhaltsam stieg eiskalte Wut in ihm auf. Nicht, weil der Gegner ihnen überlegen schien, sondern weil er mit derartiger Skrupellosigkeit vorging; weil er das Leben seiner eigenen Truppen missachtete und es bedenkenlos opferte.
Also entschied er sich, anders vorzugehen. QIN SHI hatte in den ersten Kampfeswirren einen Stützpunkt in wenigen Lichtjahren Entfernung von Pean, der Ankerwelt TANEDRARS, erobert. Genau dort setzte Rhodan an. Es schien unmöglich, ihn zurückzuerobern.
Exakt darauf wies Craton Yukk fassungslos hin. »Es käme einem Selbstmord gleich!«
»Nicht, wenn wir es richtig angehen. Außerdem werden wir QIN SHI überraschen. Damit wird er nicht rechnen.«
»Aus dir spricht Wut«, erkannte Yukk mit erstaunlicher Scharfsichtigkeit.
»Und der Wille, etwas zu verändern. Ich brauche alle Daten dieser Sternenregion. Sofort!«
*
Es gab Tote.
Natürlich gab es sie.
Opfer aus den eigenen Reihen ließen sich nicht vermeiden, aber jedes einzelne Schiff hatte zumindest eine faire Chance. Und nicht das Reich der Harmonie hatte diesen Krieg begonnen, sondern QIN SHI.
Doch all das verhinderte nicht, dass jedes vernichtete Leben unendlich schwer wog. Wie waren die Worte des namenlosen Rombina gewesen, den Craton Yukk kurzerhand gelöscht hatte? Man müsse einige opfern, um viele zu retten? Auf gewisse Art traf das sogar zu, aber anders, als dieser Rombina es gemeint hatte.
Der Kampf um das von QIN SHIS Einheiten eroberte Sonnensystem tobte mit gnadenloser Härte.
Dem Terraner gefiel es nicht, in die Rolle eines Beobachters gedrängt zu sein, doch ihm blieb keine Wahl. Er musste von außen analysieren und strategische Entscheidungen treffen. Von ihm hing es ab, ob die Schlacht gewonnen werden konnte.
Zwar arbeitete er mit Craton Yukk zusammen, aber der Oberbefehl kam in
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