PR 2689 – Kristall-Labyrinth
die gierig schmatzten und die neue Mahlzeit empfingen.
Gigantische Kiefer schnappten und zerfetzten das Leben, schlangen es in sich hinein.
QIN SHIS Abbild verpuffte, die Zentrale löste sich auf, und Perry Rhodan war zurück im Kristall-Labyrinth.
5.
Zwischen den Phasen
»QIN SHI bleibt trotzdem hungrig«, sagten Perry Rhodan, Gucky, Alaska Saedelaere und der vielleicht tote, womöglich auch noch lebende Nemo Partijan wie aus einem Mund.
Rhodan wollte sich bewegen, dankbar darüber, seinen eigenen, echten Körper wieder zu spüren, doch es gelang ihm nicht. Das hyperphysikalische Geflecht umgab ihn. Es war überall, genau wie die Kristalle. Es brach aus seiner Brust und aus anderen Stellen seines Leibes. Es wanderte und verschmolz mit den allgegenwärtigen Kristallen rundum.
Panik überkam ihn, als er verstand, dass er keinen Überblick gewinnen konnte, weil er mit einem Mal klein und unbedeutend war, gefangen in einem einzigen Körper.
Ein einziger?
Nein.
Da waren noch andere.
Rhodan schloss die Augen und konnte trotzdem sehen. Er wanderte in den Bahnen des Geflechts entlang, angezogen von etwas Warmem, Pulsierendem. Das war Leben. Intelligentes Leben. Das war er selbst und das war doch jemand Fremdes, der mit ihm eine Einheit bildete.
Er schlüpfte in das andere Bewusstsein und sah und dachte nicht mehr so, wie er immer gedacht hatte.
Er war Rhodan.
Er war TANEDRAR.
Aber er war auch Gucky.
Er fühlte auf neue Weise, wie nie zuvor, weil es keinem Individuum vergönnt ist, jemals völlig an die Stelle eines anderen zu treten und ihn bis in den letzten Winkel zu verstehen.
Doch nun war er Gucky, der Mausbiber. Er schlug die Augen auf und sah:
Fell rundum am Rande seiner Wahrnehmung.
Das Geflecht und die Höhle aus einem völlig anderen Blickwinkel.
Und den Mann, der Perry Rhodan hieß. Das Etwas, das aus seinem Körper wuchs, schrumpfte und ringelte sich in sich zusammen. Es besaß keine Materie, und doch verwelkte es. Es verfärbte sich erst schwarz und verlor mit einem Mal jedes Dasein.
»Nein«, flüsterte Gucky/Rhodan. »Das darf nicht ...«
Dann löste sich der Leib des unsterblichen Terraners aus dem Geflecht. Die Verbindung verpuffte, und die Stränge endeten wie die Tentakel eines Meeresungeheuers, die von einer Axt abgeschlagen wurden. Sie verdorrten und schrumpften. Blitzartig lösten sie sich auf, bis der Zerfall die Körper der anderen erreichte.
Bei Saedelaere und Nemo Partijan sah er es: Die Verbindung zu dem Mann namens Perry Rhodan existierte nicht mehr, und zurück blieb eine blutende Wunde.
Bei Gucky hingegen fühlte er es, weil er noch in dessen Verstand steckte. Es tat entsetzlich weh, als würde ihm eine Gliedmaße herausgerissen.
Das Letzte, was Perry Rhodan tat, war, den Blick zu senken und zu sehen, wie aus Guckys Fell rotes Blut kam, erst träge, dann in einem brutalen Schwall. Er wollte schreien, doch er konnte nicht.
Endlich war es vorbei.
Schwärze umfing den Terraner für einen Augenblick, ehe er aus seinen eigenen Augen auf die miteinander verbundenen Freunde schaute.
Die vier, die eins waren, waren nur noch drei.
QIN SHI hatte seinen ersten Sieg errungen.
6.
Phase 2.1: Gucky
Gucky blieb keine Zeit, sich zu wundern, wie er an diesen seltsamen Ort gekommen war.
Ihm blieb nicht einmal Zeit, sich umzuschauen.
Er stand vor einer bunt bemalten Wand. Zeigt sie nicht einen Urwald, über dessen Wipfeln türkisfarbene Vögel im Wind treiben? Der Eindruck währte zu kurz und war zu flüchtig, als dass Gucky es mit Sicherheit behaupten konnte.
Die Wand explodierte. Gesteinsbrocken flogen auf ihn zu. Einer schlug ihm gegen das Bein. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn. Er hörte das Krachen und Donnern von aufprallenden Steinen.
Etwas Riesiges, Dunkles brach durch die Trümmer. Aus dem Chaos vor ihm gellte ein ohrenbetäubendes Brüllen. Ein gewaltiger Schatten senkte sich auf ihn herab, verdunkelte die ganze Welt ...
... und Gucky teleportierte.
Ihm blieb nicht einmal Zeit, darüber nachzudenken, wohin er springen sollte.
So materialisierte er auf einer Wasseroberfläche. Zumindest den Bruchteil einer Sekunde lang. Dann ging er unter.
Er sah gerade noch etliche Meter eines Sees, ehe er völlig untertauchte. Eiskalt schwappte es über seinem Kopf zusammen. Es traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Seine Muskeln verkrampften sich. Die Kälte trieb ihm die Luft aus den Lungen. Blasen stiegen vor seinen offenen Augen in die Höhe.
Gucky sank weiter,
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