PR 2689 – Kristall-Labyrinth
sah der Reihe nach alle seine holografischen Gesprächspartner an. »Gibt es weitere Fragen?«
Niemand sagte etwas.
Also löste Yukk die Besprechung auf, und sie wandten sich wieder den strategischen Ortungen und der Analyse der aktuellen Schlachtfelder zu.
*
Der Kampf tobte weiter, an einem Dutzend und mehr Fronten quer durch das Reich der Harmonie. Ganz zu schweigen von Hunderten kleinerer Schlachten, in denen versprengte Schiffe aufeinandertrafen.
Rhodan stand mit Craton Yukk in einem winzigen Besprechungsraum neben der Zentrale. Dort gingen sie die neuesten Nachrichten durch.
Ein Datensatz enthielt die Information, dass ein Angreiferschiff brennend über einem Eismond abgestürzt war. Das Wrack hatte sich in ein gefrorenes Meer geschmolzen und durch den Aufprall eine Kette von Erdbeben ausgelöst.
Seine Gedanken fingen sich an diesem Bericht, einer von zahllosen Meldungen, die ihn wegen der unterlegten Bildaufnahmen unwillkürlich in ihren Bann zogen.
Der Terraner sah ein gigantisches Schmelzloch in der Weite eines Eisfeldes. Riesige Dampfwolken wallten auf, und Feuerflammen schossen aus der Tiefe bis hoch über die Oberfläche. In Individualschirme gehüllte Soldaten flogen in ihren Raumanzügen hinaus und steuerten eine Stadt an, die hinter hohen Mauern lag und den lebensfeindlichen Temperaturen des Eismonds trotzte.
Er sah Aufnahmen von einzelnen Gefechten, von blutenden Stadtbewohnern und erbarmungslos feuernden Angreifern.
Er sah Flüchtlingsströme, die vor den Beben flohen, aber von einstürzenden Eisbergen begraben wurden.
Er sah explodierende Gebäude.
Er sah die hässliche Fratze des Krieges und des Todes.
Mühsam riss er sich von den Bildern los. Das war trotz aller Grausamkeit und trotz all der Not ein unbedeutender Nebenschauplatz, dem er seine Aufmerksamkeit nicht widmen durfte.
Seine Aufgabe bestand darin, den Gesamtüberblick zu wahren und eine Strategie zu entwickeln, die die Angreifer zurücktrieb oder mit deren Hilfe QIN SHI besiegt werden konnte.
Also traf er eine Entscheidung, obwohl er befürchtete, dass er ein weiteres Mal nur wie ein Hund an QIN SHIS Leine ging und genau das in die Wege leitete, was die Superintelligenz von ihm erwartete.
Er befahl, einen zweiten Sammelpunkt anzugreifen.
Diesmal beteiligte sich das Flaggschiff nicht selbst an der Attacke. Stattdessen hielten sie Abstand und blieben in ihrem eigenen Flottenlager, das Rhodan in den Ortungsschutz eines Dreisonnensystems verlegt hatte.
Von allen Fronten gingen Berichte ein, ebenso von zahllosen Beobachtungssatelliten, die ihre Messdaten über ein System aus Relaisstationen funkten, das es unmöglich machte, es zurückzuverfolgen. Sollte es QIN SHIS Truppen gelingen, die Daten abzufangen, wären sie nicht in der Lage, das Ziel der Sendungen zu ermitteln.
So lautete zumindest die Theorie.
In der Praxis rechneten sie jederzeit mit einem Angriff und hielten sich bereit. Ein Fluchtkurs lagerte abrufbereit genau berechnet in den Positroniken. Sie konnten nach einem einzigen Startbefehl losfliegen und in kürzester Zeit in den Überlichtflug gehen.
»Es brennt an zu vielen Stellen«, fasste Craton Yukk die Lage nüchtern zusammen. Niemand außer Rhodan konnte ihn hören. »QIN SHIS Einheiten rücken vor und erringen einen Sieg nach dem anderen. Tu etwas!«
»Ich bin bereits dabei.« Der Terraner fühlte die Last, die auf ihm lag. Wie auch immer es dazu gekommen sein mochte, Yukk erwartete ein Wunder von ihm. Man hatte auf ihn gewartet, auf jenen Fremden, der kam, um das Reich zu retten. So hatte es der Flottenkommandant zumindest formuliert, ehe er den Terraner gedrängt hatte, die Aufgabe des geflüchteten Kanzlers zu übernehmen. Genau darauf spielte Rhodan nun an. »Aber ich vermag keine Wunder zu vollbringen.«
»So?«
Was sollte er mit dieser Antwort, die im Grunde keine war, anfangen? »Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich habe mehr Erfahrung als jeder andere im Reich der Harmonie, ja, aber ...«
»Deine Maske beweist, dass ...«
Auch Rhodan ließ sein Gegenüber nicht aussprechen, sondern nahm die Maske ab, was diesen automatisch zum Verstummen brachte. Sie zeigte inzwischen ein perfektes Ebenbild seines Gesichts, so detailliert gearbeitet, dass er unwillkürlich erwartete, der Mund müsse sich bewegen oder die Augen sich schließen. Die Iriden glänzten, die Pupillen waren tiefschwarze Löcher, in deren Hintergrund sich sein Kopf spiegelte, als er sie fixierte.
»Was hat es mit
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