PR 2690 – Der fünfte Akt
Personen betraten die Bühne. Der vom Alter gebeugte König schlurfte herein, gestützt durch seine Tochter, die Prinzessin.
Wie der Kanzler wirkte auch der König durchscheinend, als wäre er bereits teilweise entstofflicht. Müde schlurfte er auf den Thron zu und ließ sich, unterstützt von seiner Tochter, darauf nieder.
Noser Netbura als König und Arden Drabbuh in der Rolle der Prinzessin, dachte Nemo Partijan.
Die Schönheit der jungen Frau erschien dem Hyperphysiker makellos. Sie war groß und schlank und hatte ein ebenmäßiges Gesicht mit klaren Linien, hohen Wangenknochen und hellen Augen.
Diese nahmen aber weder den Kanzler noch den Narren wahr. Sie schienen in weite Ferne zu blicken, als sich die Prinzessin neben den Thron stellte und in edler, unnahbarer Pose erstarrte.
Nemo Partijan kniff die Augen zusammen.
Weshalb hatten die Peaner sie nicht besser auf dieses Zusammentreffen vorbereitet?
Was war das Protokoll? Was sollte er genau tun?
»Er ist es! Er ist es!«, rief der Kanzler plötzlich aus.
»Wer?«, fragte der Narr gelangweilt.
»Der Bote der Hohen Mächte!«
Gommrich Dranat sprang auf. »Ein Bote des Unheils!«, schrillte er und warf die Hände in die Höhe. Dann stapfte er geradewegs auf Nemo Partijan zu.
Der Hyperphysiker war zu perplex, um zu reagieren. Dranat blickte ihn direkt an, das Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzogen.
»Entreißt dem Felde seinen ungekeimten Samen!«, schrie der Hofnarr. »Schließt alle Tore! Sperrt die Kinder in fensterlose Kammern! Nichts Gutes ist je von den Hohen Mächten gekommen!«
Verdutzt blickte Partijan den wütenden Narren an. War er nun Teil der Aufführung geworden, oder sprach Gommrich Dranat ihn direkt an?
»Habe ich nicht immer davor gewarnt?«, fragte der Narr. »Die Hohen Mächte ... sie sind unser Untergang!«
Partijan blickte sich Hilfe suchend um, aber weder der Kanzler noch die beiden anderen Figuren nahmen Notiz von ihm.
»Ich ... ich gehöre nicht den Hohen Mächten an«, sagte er. »Und ich will auch nicht den Untergang des Reichs der Harmonie herbeiführen. Im Gegenteil, ich ...«
»Wer hat dich geschickt, wenn nicht die Hohen Mächte?«
Der Hyperphysiker hob beschwichtigend die Hände. »Ich weiß nicht genau, was ich antworten soll, ich ...«
»Wer?«, schrillte Dranat.
Partijan holte tief Luft. »Das Volk hat mich geschickt, euer Volk. Es macht sich Sorgen.«
Der Narr kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Weshalb macht es sich Sorgen? Wegen der Ankunft des Boten?«
Der Hyperphysiker beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Falls er tatsächlich mit dem Avatar DRANATS sprach, musste dieser über die wahre Situation Bescheid wissen.
»Hör zu«, sagte Partijan beschwörend. »Es geht nicht um den Boten. Es geht um eine viel realere Gefahr! QIN SHI will TANEDRAR vernichten. Ich bin hier, um dich im Kampf gegen QIN SHI zu unterstützen!«
»Das Böse spricht mit vielerlei Zungen«, gab der Narr zurück. »Und deiner schenke ich kein Gehör. Die Hohen Mächte sind die wahre Gefahr für das Reich der Harmonie!«
»Die Hohen Mächte haben nicht zum Untergang eures Reiches beigetragen!«
»Noch nicht«, entgegnete der Narr listig, »aber was nicht ist, kann noch werden!«
Er drehte sich um und ging zurück zum Kanzler, der verklärt aus einem der Palastfenster starrte. Er wollte ihn an der Schulter packen, aber die Hand des Narren wischte durch die Gestalt des Kanzlers, als wäre er nur eine Fata Morgana.
Dranats Bestürzung hielt nicht lange an. »Sehr seltsam, das alles!«, murmelte er und wandte sich dem Thron zu.
Nemo Partijan straffte sich und eilte dem Narren hinterher. »Nicht so schnell!«
»Was soll das?«, fragte der Narr. »Siehst du nicht, dass ich arbeite?« Mit beiden Daumen deutete er auf seine Narrenkappe.
»Und ich will dich daran erinnern, welche Arbeit auf dich wartet, Gommrich Dranat! Kümmere dich um das Wesentliche – unternimm endlich etwas!«
»Pfft!«, machte der Hofnarr. »Unternehmen, unternehmen ... Selbstverständlich werde ich etwas unternehmen!«
Er ging zu einem anderen Fenster und riss es auf. Zu Partijans Überraschung kam dahinter ein Terminal mit einem in die Tiefe eingelassenen Holoschirm zum Vorschein.
Als hätte Dranat nie etwas anderes getan, ließ er seine Finger über die Sensorfelder tanzen. Die Darstellung im Holoschirm veränderte sich. Eine Wolke aus verschiedenfarbigen Punkten erschien. Fremdartige Schriftzeichen leuchteten auf.
»Die Schlacht ist in
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