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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Ebene.
    Die Ephemere Materie der Spenta und ihr daraus im Wesentlichen bestehender Krypto-Maschinenpark trug, so jedenfalls hatte Shanda Sarmotte es geschildert, »etwas wie ein mentales Wasserzeichen. Man könnte sagen: einen geistigen Fingerabdruck des jeweiligen Erträumers.«
    Wo ist ihr Geist gerade? Wird er gegen die fremde psychische, chaotische Umwelt bestehen können oder diesmal endgültig zerrieben werden?
    Mofidul Huq wiederum, der früher auf der Sonnenstation AMATERASU, zurzeit auf JARCHIBOL stationierte Sonnenforscher, hatte diese Maschinen Transformatoren genannt. Sie verwandelten Energien der Sonne in weitere, hyperphysikalisch extrem aufgeladene Ephemere Materie – und pumpten diese in den Kern des Gestirns.
    Ebendies hatte eine rapide Inflation bewirkt, ein Aufblasen des Sonnenkerns um das Hundertfache. Dadurch hatte der interne Druck nachgelassen, und die Kernfusion war zum Stillstand gekommen.
    Zugleich hatten die Spenta eine quasimaterielle Schablone erschaffen, eine weniger als hauchdünne, de facto nur noch zweidimensionale Schicht. In gewisser Weise bildete die Ephemere Membran oder Fimbul-Kruste somit eine Art eigenes Universum.
    Ein eigenes Universum ...
    Irgendwie war all dies ineinander verschlungen, schier unentwirrbar, rettungslos verknotet. Und Delorian ... Besaß er das Schwert, das diese multidimensionalen Knoten zerschlagen konnte? Und vermochte er es auch zu führen?
    Shanda Sarmottes Körper zuckte und bäumte sich auf.
    Ihr Geist kehrte zurück.
     
    *
     
    »Sie sind lauter«, hauchte sie, kaum verständlich. Ihre Wangen waren eingefallen, als hätte sie tagelang gehungert.
    »Lauter?«
    »Es gibt Stimmen. Innerhalb des Kollektivs. Strömungen, Tendenzen, die uns nach wie vor als lästige Einmischlinge betrachten.«
    »Ruhig, ganz ruhig«, sagte Bully. »Du bist wieder da. In der Residenz. Bei mir. Lass dir Zeit.«
    Shanda schüttelte ruckartig den Kopf, sodass seine Handfläche von ihrer schweißbedeckten Stirn abglitt. »Aber die Summe der Gesamtheit ... ist lauter. Im Sinn von ehrbar, harmlos, vertrauenswürdig.«
    »Sie wollen ihr Versprechen halten?«
    »Ja. Der Prozess hat sich umgekehrt. Nun wird Ephemere Materie quasi aufgesaugt und abgebaut, während die Fimbul-Kruste kontrahiert.«
    Bully nickte. Da die Sonnenmasse, die etwa 333.000 Erdmassen entsprach, unverändert geblieben war, bedingte die Verkleinerung im Inneren eine höhere Dichte. »Die Fusionszündung müsste also längst stattgefunden haben.«
    »In exakt diese Richtung weisen die kaum verständlichen Emissionen der Mosaikintelligenz. Mir blieben die Details nach wie vor verwehrt, aber mein inneres, paranormales Auge wurde förmlich geblendet. Von einer immer grelleren Helligkeit, die momentan noch von der dünnen Membran eingeschlossen ist.«
    »Danke, Shanda.«
    »Du wirst lachen, es war diesmal weniger schlimm als befürchtet. Aber daran gewöhnen werde ich mich trotzdem nie.«
    »Musst du ja hoffentlich auch nicht.«
    »Ich möchte mich frisch machen, bevor die Feierlichkeit beginnt. Ich stinke wie ein Iltis. Bin bald wieder da.«
    Bully sah ihr nach. Er schnüffelte unauffällig. Die Idee, zu duschen und die Kleidung zu wechseln, hatte wohl einiges für sich.
     
    *
     
    Chourtaird blieb der Veranstaltung im Großen Konferenzsaal fern.
    Er wolle, erklärte er, die Feierstunde nicht durch seine Anwesenheit überschatten. Auch wenn bei den Sayporanern inzwischen ein Machtwechsel stattgefunden und sie sich mit den Terranern verbündet hatten, waren es Vertreter seines Volkes gewesen, die ihnen ursprünglich die Löschung der Sonne eingebrockt hatten.
    Reginald Bull saß am Ehrentisch zwischen Henrike Ybarri und Shanda Sarmotte, die er im eleganten Kleid und mit hochgesteckter Frisur fast nicht wiedererkannt hätte. So damenhaft hatte er sie noch nie erlebt.
    Es geschehen Zeichen und Wunder ...
    Auf der Bühne sang Milla Yaszkas das Cosmolodics-Lied »In Memoriam«, das sich zu einer Art Gedenkhymne auf all jene entwickelt hatte, die den Wirren seit der Entführung des Solsystems zum Opfer gefallen waren. Jeder Terraner hatte Bilder von ihm lieben Verstorbenen beisteuern können, die nun auf der Hologalerie eingeblendet wurden.
    Es waren viele Bilder. Auch ein Foto der Verteidigungsministerin Vashari Ollaron befand sich darunter.
    Die letzten Akkorde der berührenden Ballade waren kaum verklungen, da verkündete der Moderator, ein gut aussehender Trivid-Star namens Ekim Brallenhind: »Soeben ging eine

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