PR 2692 – Winters Ende
bringen.
Sie hatte Yugen einige wertvolle Ratschläge gegeben und darüber hinaus einen handlichen Gegenstand ...
Vor seinem geistigen Auge nahm allmählich ein Plan Gestalt an. Voll ausgereift war er nicht; Yugen würde improvisieren müssen. Aber immerhin sah er Licht am Ende des Tunnels, einen ersten Ansatz zur Lösung des schrecklichen Dilemmas, in dem die Estmon-Winters steckten.
Es war doch gut, dass er den Flug mitgemacht hatte. Mit diesem tröstlichen Gedanken schlief er ein.
*
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, kam es zu einem hässlichen Streit zwischen den Eheleuten.
Vielleicht eskalierte der Disput, weil Yugen diesmal nicht wie üblich abwiegelte und des lieben Friedens willen sein Licht unter den Scheffel stellte. Entgegen seinen sonstigen Prinzipien ließ er sich auch nicht von Arias Beisein davon abhalten, Rabienne lautstark Paroli zu bieten.
Es tat ihm leid, dass die Kleine miterleben musste, wie ihre Eltern einander anbrüllten. Aber falls sie nach der großen Schwester auch die Mutter verlöre, würde der Schaden ungleich größer sein.
»Ist dir eigentlich klar, wie egoistisch du handelst, wenn du dich blauäugig auf Delorians Hirngespinste einlässt? Wie kannst du nicht nur mir, sondern vor allem Aria so etwas antun?«
»Der größte Egoist bist du. Wer geht denn davon aus, dass er allein die Weisheit gepachtet hat? Wer zieht denn nicht einmal eine Sekunde lang in Betracht, er könne auf dem falschen Frachter sein? Du!«
»Da redet die Richtige. Bloß weil dir ein silberzüngiger Weißbart das Paradies auf Erden vorgegaukelt hat, wischst du alle Warnungen vom Tisch. Du agierst vollkommen irrational.«
»Ich? Du selbstverliebter, sturer, rückwärtsgewandter Kleinkrämer hörst ja nicht mal drei Sekunden lang zu!«
Und so weiter und so fort. Es brachte überhaupt nichts. Die Positionen waren bezogen, alle Argumente wiederholt durchgekaut.
Die Stimmung sank auf den absoluten Tiefpunkt. Immer gereizter reagierte Rabienne auf Yugens Vorwürfe.
Schließlich ergriff sie jähzornig eine Teetasse und holte damit zum Wurf aus. Im letzten Moment beherrschte sie sich, rannte stattdessen ins Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Aria schniefte leise.
Gleich darauf signalisierte das Terminal einen Anruf.
*
Es war Pastok, der wuschelhaarige, neuformatierte Jungspund.
Strahlend teilte er mit, dass es ihm gelungen war, Irmayi zu lokalisieren. Auch sie betreue Terraner und bereite sie auf die Suspensions-Bänke vor. Sie sei sehr beschäftigt, werde sich aber in den nächsten Stunden bei ihrer Familie melden.
»Wo genau hält sie sich auf? Weißt du, es würde uns einfach beruhigen, den konkreten Ort zu kennen. Bitte!«
Nach kurzem Zögern bezeichnete Pastok eine subplanetarische Sektion. »Ich empfehle allerdings, mit einem Besuch zu warten, bis Irmayi von sich aus Kontakt aufgenommen hat.«
»Selbstverständlich«, log Yugen. »Keine Sorge, wir haben ihr auch früher nie hinterherspioniert.«
Kaum war das Holo erloschen, nahm er Aria an der Hand. »Kleines, wir machen einen Spaziergang.«
»Aber du hast gesagt ... Und sollten wir nicht zuerst Mama ...«
»Die braucht jetzt ein bisschen Zeit für sich. Bis sie Dampf abgelassen und sich erholt hat, sind wir wahrscheinlich längst wieder zurück. Los, zieh die Schuhe an, spute dich!«
Dass die schmollende Rabienne nichts von Pastoks Anruf mitbekommen hatte, kam ihm äußerst gelegen und musste unbedingt ausgenutzt werden ...
*
Auf dem Weg durch die Tiefgeschosse behelligte sie niemand.
Ein einziges Mal winkte ein Sayporaner sie zu seiner muschelförmigen, von schildkrötenähnlichen Robotern getragenen Sänfte und fragte freundlich, ob sie sich verlaufen hätten. Mit Yugens Antwort, er wolle seiner Tochter bloß einige Sehenswürdigkeiten der exotischen Stadt zeigen, gab er sich vollauf zufrieden und wünschte viel Vergnügen.
Die Sayporaner und neuformatierten Terraner kamen Yugen ziemlich arglos vor. Offenbar verließen sie sich darauf, dass die Neuankömmlinge aus freien Stücken auf ihre Welt gekommen waren und keinerlei Grund hatten, den geordneten Lauf der Dinge zu sabotieren.
Ihm konnte das nur recht sein.
»Wohin gehen wir wirklich?«, fragte Aria. »Zu Irmayi, nicht wahr?«
»Freust du dich denn nicht auf sie?«
»Schon. Aber ... ich glaube, Mama hätte mitgehen wollen.«
»Sie kann ja nachkommen. Oder Irmayi begleitet uns zurück in die Wohnung, und wir überraschen Mama
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