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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Meldung der Beobachtungsschiffe ein. Der Sonnendurchmesser beträgt in diesem Augenblick, um elf Uhr fünfundvierzig, wieder knapp eintausendvierhundert Millionen Kilometer. Das ist ungefähr derselbe Wert wie vor der Spenta-Manipulation. Ich muss euch nicht eigens sagen, was das bedeutet.«
    Tosender Applaus kam auf, in dem Brallenhind sichtlich genüsslich badete. Vereinzelte, dann immer mehr Rufe nach dem Residenten mischten sich hinein, bis der ganze Saal »Bull! Bull! Bull!« skandierte, dass die Sektgläser auf den Tischen klirrten.
    Shanda neigte sich zu ihm, wobei er ihr unaufdringliches und doch verführerisches Parfum roch, und flüsterte: »Falls es dir entgangen sein sollte – sie meinen dich.«
    »Das befürchte ich auch.«
    Der Moderator zwinkerte in Bullys Richtung und flötete: »Ich darf mich dem unüberhörbaren Begehren des Publikums anschließen und den Terranischen Residenten auf die Bühne bitten. Mir fällt partout niemand ein, der besser geeignet wäre, die Ereignisse dieser Minuten zu kommentieren.«
    Knurrend fügte Bully sich in sein Schicksal, stand auf und erklomm die Treppe zur Bühne. Nachdem der Jubel endlich abgeklungen war, sprach er in das vor ihm schwebende Mikrofonfeld: »Ich fühle mich geehrt, dass ihr meinen Namen gerufen habt, aber ich muss euch rüffeln.«
    »Rüffeln?«, echote Brallenhind, der wusste, wann er durch Verdrehen der Augen einen Lacher schinden konnte.
    »Ja, ich habe mein Teil beigetragen. Aber ich betone: so wie viele, viele andere auch. Wenn ihr klatscht, dann nicht bloß für mich, sondern für alle Terranerinnen und Terraner, die mitgeholfen haben, uns in dieser überaus widrigen Situation zu behaupten. Die Rettungskräfte. Die Wissenschaftler. Die Widerstandskämpfer. Die Raumsoldaten. Die Amtsträger und die unzähligen Menschen und Angehörigen vieler anderer Völker, die abseits vom Licht der Öffentlichkeit Schäden gemildert, Trost gespendet und an die Zukunft Terras geglaubt haben. Sie alle, wir alle haben es verdient, dass unsere Sonne wieder scheint.«
    Der Saal tobte. Aus dem Augenwinkel sah Bully, dass die Holos neue Bilder der zur Fimbul-Kruste entsendeten Sonden zeigten.
    Die totale Schwärze hellte sich auf. Automatisch justierten die Filter der Kameras nach. Dennoch wurde das Licht immer greller und greller.
    Schließlich blieb keine Spur der Schwärze mehr zurück. Die Dunkelheit, die den Planeten Terra und die anderen Welten des Solsystems so lange in Bann geschlagen hatte, verging. Sie wurde vertrieben, hinweggefegt von der gleißenden Helligkeit der wiedergeborenen Sonne.
    Die eingeblendete Zeitanzeige besagte exakt elf Uhr, 51 Minuten und fünfzig Sekunden.
    Und es ward, dachte Bully, Licht.

6.
    Die Konfrontation
     
    Zurück in der Unterkunft seiner Familie, fand Yugen Estmon-Winter, obwohl er sich sehr ausgelaugt fühlte, lange keinen Schlaf.
    Er wusste nicht recht, was er von der Selbsthilfegruppe halten sollte, deren Versammlung er beigewohnt hatte. Einige der Anwesenden hatten einen beängstigend fanatischen Eindruck erweckt; allen voran Sablatnig, der erste Sprecher, von dem offenbar die Initiative ausgegangen war.
    In der Analyse der Situation pflichtete Yugen freilich den anderen Terra-Nostalgikern bei.
    Auch er traute Delorians Propaganda nicht. Auch er fürchtete, dass die im Weltenkranz-System Zurückbleibenden sterben würden, anstatt der paradiesischen Segnungen des Neuroversums teilhaftig zu werden; unter ihnen Irmayi, seine Tochter, und Rabienne, seine Frau.
    Mit den meisten der vorgeschlagenen Mittel konnte und wollte Yugen sich nicht anfreunden. Mehrere Wirrköpfe riefen allen Ernstes zu Terroranschlägen auf sensible Einrichtungen der Sayporaner auf.
    Sablatnig und andere, die derlei militante Aktionen proklamierten, erfüllten keinerlei dafür nötige Voraussetzungen. Sie verfügten weder über Mittel noch Ausbildung, noch entsprechende Konstitution. Ihre großmäuligen Vorhaben waren vollkommen aussichtslos.
    Davon abgesehen verstand Yugen sich nicht als Umstürzler. Er wollte Widerstand leisten, ja; aber auf rein privater Ebene.
    Sein Hass auf die Sayporaner oder Delorian war nicht so stark ausgeprägt, dass er ihnen gröberen Schaden zufügen wollte. Ihm ging es einzig um die Rettung seiner Liebsten.
    Die Imarterin Letriffa vertrat eine ähnlich gemäßigte Haltung. Allerdings werde sie, hatte sie gesagt, nicht zimperlich sein in der Wahl der Mittel, um ihren Lebensgefährten doch noch zur Vernunft zu

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