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PR 2692 – Winters Ende

PR 2692 – Winters Ende

Titel: PR 2692 – Winters Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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schlief tief und fest.
    Und falls doch, konnte er behaupten, dass er sich hatte kurz die Füße vertreten wollen. Auch daheim in Terrania war er zuletzt manchmal nachts herumgegeistert, weil ihn Schlaflosigkeit plagte.
    Er huschte zur Eingangstür. Der Schweiß brach ihm aus, während er den Öffnungsmechanismus betätigte.
    Aber kein Problem, die Tür schwang lautlos auf. In der Tat waren sie also keine Gefangenen, sondern Gäste. Nun, die meisten wollten ohnehin freiwillig verweilen, auf Saypor und demnächst im Neuroversum.
    Yugen Estmon-Winter nicht. Und er würde, wenn es sich irgendwie ermöglichen ließ, seine Familie mit zurück nach Hause bringen; seine ganze Familie.
     
    *
     
    Während der Fahrt mit der Antigravgondel achtete er kaum auf die Umgebung. Sowieso kamen ihm die wechselhaften Lichtspiele, mit denen die Sayporaner ihre Gebäude verzierten, unnötig affektiert und prätentiös vor.
    Die Wohnsuite, zu der ihn die Chipkarte führte, glich in den Ausmaßen seiner eigenen Unterkunft. Allerdings hatten die dort Einquartierten die Innenarchitektur einer tibetischen Berghütte gewählt.
    Girlanden aus bunten Fahnen hingen von der Decke des Hauptraums. Es roch nach salzigem phö cha : Yakbutter-Tee, der eher eine dünne Suppe war, ideal geeignet, um in extremen Höhenlagen die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Dasselbe Fett verbrannte recht stinkig auch in den Lampen, die den Raum schummrig erleuchteten.
    Rund zwei Dutzend Personen saßen im Kreis auf niedrigen, gepolsterten Pritschen. Großteils handelte es sich um Menschen oder Abkömmlinge terranischer Kolonisten; Yugen identifizierte jedoch auch zwei Topsider und einen Naat.
    Die einzige Imarterin in der Runde bemerkte seine Ankunft, stand auf und winkte ihn zu sich. »Schön, dass du gekommen bist. Ich heiße übrigens Letriffa Hampton.«
    »Yugen Estmon-Winter. – Danke für ...«
    »Keine Ursache. Setz dich zu mir.«
    Er kam ihrer Aufforderung nach. »Das mit der Chipkarte und dem alten Kode war ziemlich cool. Hast du eigentlich auch die überaus seltene Replik von ...«
    »Pst. Später. Es geht los.«
    Ein Terraner, der in die lindgrüne Uniform der ersten Solaren Flotte gekleidet war, erhob sich und sagte: »H-hm. Dann will ich mal den Anfang machen. Mein Name ist Gerborn Sablatnig, und ich weigere mich, die Früchte meiner Lenden den Sayporanern und diesem ominösen Delorian in den Rachen zu werfen.«
    »Hallo, Gerborn«, antwortete ihm der Chor der Verzweifelten.

5.
    Es werde Licht
    11. Januar 1470 NGZ
     
    Die Zeitmesser zeigten zehn Uhr Terranischer Standardzeit.
    In den letzten Stunden hatte sich die Kontraktion der Fimbul-Kruste beschleunigt. Sol erreichte nur noch einen Durchmesser von knapp zehn Millionen Kilometern. Mehr und mehr liefen minimale Verformungen über die ehedem glatte schwarze Oberfläche, rhythmisch-unrhythmisch wie Meereswellen an einem flachen Sandstrand.
    Was sich genau im Inneren tat, blieb unklar. In dieser Hinsicht lieferten die Spenta keine Informationen. Der Explikator Chourwayrs war zudem immer öfter für Phasen von mehreren Minuten bis zu einer Viertelstunde unansprechbar.
    Die Wissenschaftler der Waringer-Akademie ergingen sich in wenig fruchtbaren Spekulationen. Hauptsächlich rieben sie sich gegenseitig die Mängel und Fehler ihrer jeweiligen Hypothesen unter die Nase.
    Reginald Bull und Shanda Sarmotte standen im Großen Konferenzsaal der Solaren Residenz. Auf der Hologalerie liefen die systemweiten Übertragungen der wichtigsten Nachrichtensender. Aber Bully und die Frau, die ihm durch die Nacht geholfen hatte, hatten dafür keinen Blick.
    Sie sahen auf das Panoramaholo, das den Himmel über Terra zeigte. Bully war sich sicher, dass bald so gut wie alle Bewohner des Solsystems vergleichbare Projektionen anstarren oder gar direkt zum Himmel aufschauen würden.
    Wartend auf den Augenblick, den alle seit Monaten herbeisehnten ...
    Wenn die Sonne wieder aufgeht.
    Im Saal herrschte reges Treiben. Servoroboter huschten herum. Auf der Bühne stimmten Musiker ihre Instrumente und beklagten sich über das mangelhafte Monitor-System.
    Kamerateams bezogen Stellung. Eine Reporterin schoss auf Bully zu, der abwehrend die Arme hob.
    »Nur eine kurze Stellungnahme, Resident. Steht uns eine Sternstunde der Menschheit bevor?«
    »Ich hoffe.«
    »Und danach ... Dürfen wir uns auf die Bekanntgabe der Verlobung eines neuen Traumpaars freuen?«
    Mehrere Drohnen umkreisten sie und nahmen speziell Shanda Sarmotte ins

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