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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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gemacht, dass er seine Tochter sehen wollte. Seither hatten sie sie zu erreichen versucht.
    Gut, Anicee war inzwischen auf dem Weg. Hoffentlich traf sie rechtzeitig ein.
    »Er wird sich freuen«, murmelte Saram. Vielleicht sollte er auch mal seine eigene Tochter anrufen. Lange her. Und das Leben konnte plötzlich kurz werden, wie Shamsur Rouths Schicksal zeigte. Da blieb dann nicht mehr viel Zeit für alles Wichtige.
    Er lehrt mich, wieder mehr zu schätzen, was ich habe, dachte er. Und er bestätigt mich, auch wenn ich nichts für ihn tun kann, in meiner Berufung. Ich werde daraus lernen und weitermachen, um anderen zu helfen und sie zu retten. Sein Tod soll nicht umsonst sein.
     
    *
     
    Mein ... mein ... Name. Ist.
    Hatte ich heute Besuch? Ich weiß es nicht mehr genau.
    Kannte ich sie?
    Oder war es ein Er?
    Ich habe eine Stimme im Ohr und Worte. »Du bist nicht allein.«
    Was soll das bedeuten?
    In mir bin nur ich.
    Es gibt niemanden sonst.

6.
    Derselbe Tag, 19 Uhr
     
    Mein ... ich ...
     
    *
     
    »Also, mein Freund«, sagte Saram und bewegte die Medoeinheit auf Shamsur Rouths Kopf zu. »Auf ein Neues. Versuchen wir es. Deine Tochter trifft jeden Moment ein, und ich weiß, du willst sie nicht verpassen. Und sie soll ihren Vater ein letztes Mal sehen und nicht einen Fremden, dessen Gehirn aus Vakuum besteht.«
    »Hoffentlich klappt es«, murmelte Palko.
    Shamsur Routh reagierte auf nichts mehr, er dämmerte wie im Wachkoma vor sich hin. Seine Vitalfunktionen sanken rapide, doch der Atemschrittmacher funktionierte, und er musste nicht intubiert werden. Auch das Herz schlug; langsam, aber tapfer.
    Schließlich gab es wieder einen zarten Ausschlag bei den Hirnströmen, der über die reinen Vitalsteuerungen hinausging. Und dann ging es schlagartig.
    Mit einem Ruck kam Shamsur zu sich, war plötzlich hellwach und bei sich. Sah sich erstaunt um, wollte wissen, wie lange er weggetreten war und was er verpasst hatte. Er äußerte dies auf seine spezielle Art von Humor, und so hatten sie alle noch einmal etwas zu lachen.
    Sie bereiteten ihn darauf vor, dass er Besuch zu erwarten hatte, doch das konnte er wohl schon nicht mehr aufnehmen und bewahren.
    Routh schloss die Augen und schlief ein.
    »Er scheint frei von Angstzuständen zu sein«, stellte der Chefmediker fest. »Palko, bring ihn zurück auf sein Zimmer, lassen wir ihn in Ruhe schlafen. Momentan besteht keine Lebensgefahr mehr.« Er verließ den OP-Raum und ging zu seinem Büro, wo ihn Anicee Ybarri bereits erwartete.
    Eine hübsche, zierliche junge Frau, noch nicht einmal zwanzig Jahre alt. Betrogen um ihre Jugend. Sie sollte unbeschwert sein, studieren, das Leben entdecken, mit Freunden herumziehen. Doch ihre Augen ... in ihnen lagen ein Ausdruck, der nicht mehr menschlich war, und eine Reife, die ihrem Alter nicht angemessen schien. Die Sayporaner hatten sie wie viele andere Kinder der Erde neu formatiert. Seitdem bezeichnete sie sich selbst als »Sayterranerin«, wie sich alle so bezeichneten, die waren wie sie. Als Sprecherin des Umbrischen Rates hatte sie für einen kurzen Moment die Geschicke des Solsystems in Händen gehalten.
    Und die Macht freiwillig wieder abgegeben. So, wie man es mit Macht halten sollte.
    Und doch sind sie nichts als manipulierte Kinder, denen wir uns beugen sollten, dachte Ialtek wütend.
    Er war nicht etwa auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wütend, sie konnten nichts dafür. Sie waren von den Sayporanern geschickt vereinnahmt worden. Und Chourtaird, mochte er nun auch ein »Verbündeter« sein, gehörte dazu. Saram Ialtek würde das nie vergessen oder gar vergeben. Und das musste er auch nicht, denn er war kein Politiker oder Diplomat. Er hielt sich an die Anweisung aus dem Büro des Residenten, dem Konsul Kooperationsbereitschaft zu zeigen, aber deswegen musste er nicht zuvorkommend sein.
    Was ihn am meisten verbitterte, war die Tatsache, dass die Manipulation an den Jugendlichen irreversibel war.
    »Wie geht es meinem Vater?«, erkundigte sich Anicee Ybarri nach der Begrüßung.
    Echte Sorge oder Anteilnahme konnte der Mediker nicht heraushören, sie wirkte ruhig und gefasst. Dennoch war die junge Frau gekommen, also konnte das Band zu ihrem Vater nicht zerrissen sein; in ihr gab es vielleicht noch alle Gefühle eines Menschen, sie waren nur unterdrückt.
    »Er schläft gerade«, antwortete Saram. »Wir haben eine neue Therapie eingesetzt, die ihn vielleicht ein letztes Mal aufwachen lässt. Aber sein Zustand ist sehr

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