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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zumindest. Soll ich mein Implantmemo aktivieren? Um mich darüber aufzuklären, was vor meiner Bewusstlosigkeit geschehen ist?
    Ach, was wird schon geschehen sein? Ich bin in der Klinik, es hat sich nichts verändert. Abgehauen bin ich wohl nicht, weil meine Beine nicht mehr wollen. Sie sind zu schwach geworden, mich zu tragen. Und ich bin zu schwach geworden, sie zu fühlen.
    Aber da spüre ich etwas. Eine ... Berührung an meiner Hand. Warm und weich. Und ich höre eine Stimme.
    »Vater ...«
    Für einen Moment bin ich zu geschockt, um zu antworten. Mein suchender Blick fokussiert jemanden, der an meinem Bett sitzt.
    »Anicee ...?«, flüstere ich.
    Ein heller Schimmer huscht über ihr junges Gesicht. Ein Gesicht, in dem ich Henrike erkenne. Und mich.
    »Sie sagten, es bestünde nicht viel Hoffnung, dass du noch einmal erwachst ... und nun erkennst du mich sogar ...«
    Sie freut sich. Dazu ist sie noch in der Lage. Ich bin gerührt. In Gedanken schlage ich Purzelbäume, weil sie bei mir ist. Ich drücke ihre Hand. Vermutlich hat mein Griff die Kraft eines Zaunkönigs, aber ich denke, sie kann die Geste erkennen. Ich hoffe, dass ich es mir nicht nur einbilde, sie anzulächeln, dass ich dazu in der Lage bin.
    »Wie schön, dass du gekommen bist. Du musst viel zu tun haben ...«
    Sie schaut mich fragend an.
    »Nun, du bist doch die Sprecherin des Umbrischen Rates, richtig?« Toll. Das weiß ich auf einmal wieder. Irgendeine Schachtel in meinem Archiv ist gerade aufgegangen. »Ihr habt doch die Regierung von Terra übernommen ...«
    »Ach so, das.« Sie winkt ab. »Das ist kaum mehr von Bedeutung. Henri hat jetzt wieder alles übernommen.«
    »Wirklich?« Da ist mir wohl einiges entgangen. Oder ich habe es vergessen. »Sie ist also am Ruder? Wundert mich eigentlich nicht.«
    »Mich auch nicht.«
    Ich betrachte sie, sehe sie vor mir als Kind, mit drei Jahren, ihr Lockenköpfchen, ihr breites Grinsen. Sie spielt mit Tuulikki Sakiran, ihrer Halbschwester, sechs Jahre älter als sie. Gleich werden sie anfangen zu raufen und sich die Nasen blutig hauen. Natürlich geht es um ein Spielzeug, es geht immer darum. »Meins! – Nein, meins!« Und anschließend werden sie einträchtig weiterspielen, als wäre nichts gewesen.
    Verdammt, dass ich das noch weiß, sogar den Namen. Ist das Anicees Anwesenheit, die mir das ermöglicht?
    Jetzt sehe ich sie älter vor mir, sie trägt die Multikomfolie auf der Wange, mit dem Konterfei ihrer Freundin Auris Bugenhagen. Beste Freundinnen, auf immer. Sie hatten sich sogar eine Geheimsprache ausgedacht, wortlos, nur mit Gesten. Damit tauschten sie »Gespensterbotschaften«.
    Und dann ... habe ich sie beinahe verloren. Auris gab ihr Leben für Anicee, wahrhaftig beste Freundin, auf immer. Meine Tochter hat überlebt, ganz knapp. Dann ist sie verschwunden. Deswegen ... musste ich sie suchen. Sie finden. Zurückholen ...
    »Hast du diese Journalistin eigentlich vor ihrem Tod noch mal getroffen?«, will sie wissen.
    »Von wem sprichst du?«, frage ich verwundert.
    Sie mustert mich. »Phaemonoe Eghoo. Inzwischen weiß ich ihren Namen. Sie war kurzzeitig Regierungssprecherin. Und deine Geliebte.«
    »Ach«, sage ich, denn es interessiert mich nicht sonderlich. »Ich kann mich nur an Taomae erinnern, weil ...«
    »Die ist ebenfalls tot«, unterbricht mich Anicee und ist wieder einmal schonungslos. Ich freue mich sogar darüber, denn in diesem Moment hat sie vergessen, warum sie hier ist, und es ist alles wie früher. »Starb, bevor du mich gefunden hast. Das hast du mir zwischendurch erzählt.«
    Ich kann mich also an diese Gestaltwandlerin erinnern, die mir das Schemenkleid gegeben hat, aber nicht an ihren Tod? Und diese Pha... Phae... wer auch immer, ist völlig weg aus meinem Gedächtnis. Wie es scheint, habe ich kein sonderliches Glück mit Frauen.
    »Ist das wichtig für dich?«, will ich wissen.
    »Entschuldige, nein. Ich habe mich nur gefragt, ob du die ganze Zeit allein hier bist.«
    »Aber nein.« Ich lächle. »Palko ist die meiste Zeit da und passt auf mich auf. Sammelt mich ein, wenn ich mich verlaufen habe, und dieser Chefmediker, der – ich weiß seinen Namen nicht, aber er –, ihm verdanke ich, dass ich jetzt mit dir reden kann. Ich weiß nicht, wie lange. Meistens hält dieser Zustand nicht vor. Ich nehme an, er hat deinen Besuch überhaupt nur erlaubt, weil ... Na ja, meine Zeit ist sehr begrenzt geworden.«
    Sie hält meine Hand, und wir schweigen eine Weile. Ich, weil ich so gut

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