PR 2699 – Das Neuroversum
Genozid in Escalian verhindern können? Denn nichts anderes war das Vorgehen dieser Superintelligenz gewesen, auch wenn es zum Schluss völlig umgekehrt worden war, indem TANEDRAR den Konkurrenten überlistet und vereinnahmt hatte. TANEDRAR hatte sich aufgegeben, um seiner Galaxis einen Neuanfang ohne Beeinflussung von außen zu ermöglichen.
In Escalian hatte Rhodan noch weniger Unterstützung gehabt, hatten die Bewohner der Galaxis ihn abgelehnt, weil er ein Fremder war.
Rhodan fühlte sich müde. Nein, keine Musik, dachte er. Die Stille konnte er ertragen. Aber die Leere machte ihm immer mehr zu schaffen. Gegen sie war er machtlos.
Selbstverständlich hätte er Gucky bitten können, zu ihm zu kommen, in diesem entscheidenden Augenblick, der Ruhe vor dem Sturm. Oder Bully oder Homer. Aber an deren Gesellschaft interessierte ihn im Augenblick nichts. Sie hätten ihn nur abgelenkt.
Gucky, Bully oder Homer waren nicht diejenigen, mit denen er sich nun auseinandersetzen musste. Nein, er musste sich jetzt auf das Wesentliche konzentrieren.
In diesem Augenblick war das Wesentliche für ihn nicht die Zündung des Neuroversums, die Dematerialisierung, die unmittelbar bevorstand. Rhodan spürte ein fernes Zerren an seinem Geist. Es würde nicht mehr lange dauern, und der mentale Sog würde einsetzen. Viel Zeit blieb nicht mehr.
Das Solsystem würde in absehbarer Zeit an seine angestammte Heimat zurückkehren. In wenigen Stunden vielleicht schon.
Warum warteten sie bis zum letzten Augenblick? Wollten sie ihn quälen? Alle beide, Mutter und Sohn?
Nein. Sie dachten in diesem Moment nicht an ihn. Er war ein Außenstehender, wie ein Vater es immer sein würde, wenn es um eine Mutter und ihr Kind ging. Diese Verbindung ...
Hätte er für Delorian sein Leben gegeben? Für einen Sohn, den er nie kennengelernt hatte? Der ihn weit übertroffen hatte? Der praktisch zu ES geworden war, der Superintelligenz ihr Wissen vermittelt hatte, Wissen, das über 18 Millionen Jahre gültig gewesen war?
Väter rechneten immer damit, dass ihre Söhne sie übertrafen. Dass sie es besser haben würden als ihre Eltern, dass sie das Werk der Eltern ausbauen würden oder ...
Mondra hätte es sofort getan, dachte er. Sie hätte ihr Leben für ihr Kind gegeben, und ...
Er hielt inne. Der Gedanke war zu schmerzlich.
Und sie würde es vielleicht noch geben ..., dachte er schließlich.
Er lachte leise auf. Was wussten Väter schon, was in den Müttern ihrer Kinder vorging?
Er hatte von Anfang an nicht die geringste Chance gehabt. Von seiner Geburt an, dachte er verbittert und schämte sich sofort dieses Gedankens.
Es war reine Eifersucht.
Er hätte es schon wissen müssen, als sie Delorian in der BASIS begegnet waren. So kalt und abweisend Delorian sich Mondra gegenüber verhalten hatte, so versessen war Mondra gewesen, Delorian zumindest ...
Kennenzulernen, dachte Rhodan. Aber das hat nichts mehr mit Logik zu tun, das war reiner Mutterinstinkt.
Natürlich war er nie ein guter Vater gewesen: der Vater, der für seine Kinder alles tat. Im Gegensatz zu den Müttern seiner Kinder.
Thomas. Ihm wurde nun klar, dass er ihn abgeschoben hatte, um sich nicht mit ihm zu belasten. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen, doch Thomas Cardif hatte die Konsequenzen daraus gezogen, sich bewusst gegen ihn gestellt.
Michael und Suzan. Michael, der verschollen war, seit Jahren mit der SOL zu unbekannten Gefilden aufgebrochen. Der sich schon, als er noch sterblich gewesen war, von ihm abgesondert hatte, zu Roi Danton geworden war, um ihn herauszufordern und aus seinem Schatten zu treten. Und Suzan, die sich insgeheim mit Michael verbündet, ihn unterstützt, gegen den Vater gearbeitet hatte.
Eirene. Die er nie verstanden hatte, weil sie die Tochter einer Kosmokratin gewesen war. Ach, wie schön war doch diese Zeit gewesen: Er und Gesil, unsterbliche Liebe erhofft bis in alle Ewigkeit, in Wirklichkeit jedoch nur für ein paar Jahre, gestohlene Zeit, unwürdig für einen Unsterblichen und eine Kosmokratin. Und Eirene, ebenfalls von Anfang an verloren, vielleicht, weil er sich nicht genug bemüht, weil es ihm an kosmischem Verständnis gefehlt hatte, weil er doch nur ein Wesen aus den Niederungen war, das es vielleicht weitergebracht hatte, als es ihm guttat ...
Kantiran. Der von Anfang an seinen eigenen Weg gegangen war. Den er erst viel zu spät kennengelernt hatte.
Und dann Delorian.
Delorian, der Sohn, den ES geholt hatte. Weil er ES das Wissen
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