PR 2700 – Der Techno-Mond
Transmitter steigen sollte.«
Die Tür zum Hygienebereich ging auf, ein untersetzter Mann mit schlohweißen Augenbrauen kam herein: Fionn Kemeny, Professor für Hyperphysik an der Waringer-Akademie. Er nickte Rhodan zu. Sie kannten einander, aber Kemeny war nicht unbedingt der Umgänglichste.
»Wie sieht es mit der Abschirmung aus?«, wandte sich Dorksteiger an zwei weitere Assistenten, einen blonden jungen Mann und eine pummelige Frau, die mit stabdünnen Detektoren Wände und Fenster abtasteten.
»Scheint dicht zu sein«, sagte die Frau.
»Das will ich hoffen«, kam es in diesem Moment von der Zugangstür her, durch die auch Rhodan den Raum betreten hatte. »Die Anlage ist erst vorige Woche inspiziert und neu zertifiziert worden. Wenn ihr da Lücken finden solltet, muss ich jemandem den Kopf abreißen.«
Es war Cai Cheung, die seit den letzten Wahlen das neu geschaffene Amt des Solaren Premiers innehatte: eine schlanke, fast hagere Frau mit dunklen, widerspenstigen Haaren, die jünger wirkte, als sie war, nämlich gerade mal 49 Jahre. Man munkelte, sie habe sich genkosmetisch behandeln lassen.
Was man eben so munkelte. Vermutlich stimmte es sogar, aber Perry Rhodan fühlte sich nun wirklich nicht berechtigt, anderen irgendwelche Tricks, um jünger auszusehen, vorzuhalten.
Cai Cheung war ihm kurz nach der Rückkehr des Solsystems in einer Trivid-Diskussion aufgefallen. Es war um die Frage der Regulierung der Schäden gegangen, die der Fimbul-Winter auf der Erde hinterlassen hatte. Cheung hatte sowohl aus ingenieurwissenschaftlicher als auch aus politikwissenschaftlicher Sicht – ihre beiden Studienschwerpunkte – argumentiert, und das auf eine klare und vernünftige Weise, die Rhodan imponiert hatte. Obwohl er nicht in allem ihrer Auffassung gewesen war, hatte er sie kontaktiert und ermutigt, über eine Laufbahn in der terranischen Politik nachzudenken.
Mit durchschlagendem Erfolg, wie sich gezeigt hatte.
Begleitet wurde sie von einer kleinen, weißhaarigen Frau, die weit über hundert sein musste und etwas erschöpft wirkte. Sie hatte einen Stapel Folien bei sich, den sie mit einem dumpfen Knall auf dem Konferenztisch absetzte; dann sagte sie: »Jennah Bergmann, Universität Vancouver, Abteilung Soziologie und Analytik. Tut mir leid, wenn ich etwas derangiert daherkomme, aber ich habe einen langen Tag hinter mir.«
»Wie spät ist es in Vancouver?«, wollte Sichu Dorksteiger wissen.
»Es war, glaube ich, achtzehn Uhr vierzig, als ich in den Transmitter gestiegen bin. Und ich ...« Sie seufzte, ließ sich auf den Sessel sinken. »Es ist wegen meiner Tochter. Sie und ihre Familie haben jetzt auch beschlossen auszuwandern. Nach Reyan.«
»Das ist ja nicht so weit«, meinte Kemeny.
»Mir sind es 27 Lichtjahre zu weit«, stieß die Wissenschaftlerin hervor. »Außerdem ist meine Enkelin krank ... Nun ja. Es gibt einfach so Tage, und heute ist einer davon.«
»Ziehen wir deinen Bericht über die politische Situation vor, damit du so schnell wie möglich zurückkannst«, schlug die Solare Premier vor. Sie sah Rhodan an und sagte, als habe sie seine Gedanken gelesen. »Sichu und ich haben bewusst jemanden gesucht, der nicht aus Terrania kommt.«
Rhodan nickte anerkennend. »Guter Gedanke.«
Terrania war in vielerlei Hinsicht nicht mit anderen terranischen Städten zu vergleichen, und dieser Sonderstatus wirkte sich bisweilen verzerrend auf die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Realität aus.
Die weißhaarige Frau nahm ihren Folienstapel auseinander. So fahrig ihre Bewegungen wirken mochten, ihre Unterlagen hatte sie tadellos im Griff: Sie fand jede Folie, die sie zur Illustration ihrer Worte suchte, auf Anhieb.
»In den Medien ist das Technogeflecht nach wie vor eines der drei größten Themen«, berichtete sie. Sie schob die Folie auf die Zoomzone, die ein mehrfach vergrößertes Holo davon über dem Tisch erscheinen ließ. »Das gilt für alle Kontinente und auch für alle bewohnten Planeten des Solsystems mit Ausnahme der Uranusmonde, wo ein Schädling in den hydroponischen Anlagen gerade das Thema Nummer eins ist. Die am häufigsten diskutierte Frage ist natürlich, was mit den Mondbewohnern passiert ist – ob sie noch leben, ob das Technogeflecht sie getötet hat und so weiter.«
»Verständlich«, sagte einer der Assistenten. »Viele Leute haben Verwandte oder Freunde auf Luna.«
»Manche auch Kollegen, die sie vermissen«, warf Kemeny brummig ein.
Jennah Bergmann musterte ihn irritiert, weil
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