PR 2700 – Der Techno-Mond
wir stattdessen? Denn zu warten ist keine Alternative.«
Cheung betrachtete ihn nachdenklich. Wenn sie sich das mit dem Stirnrunzeln angewöhnte, würde die genkosmetische Behandlung bald nichts mehr nützen. »Auf eine technische Verbesserung hoffen?«, fragte sie leise.
»Das tun wir seit sechzehn Monaten.«
Cheung blickte die Chefwissenschaftlerin an. »Wie groß wären die Chancen, wenn ein Emotionaut das Schiff flöge? Der beste, den wir haben?«
Dorksteiger schüttelte den Kopf. »Null. Es geht nicht. Nicht zum Mond. Rhodan oder niemand.«
Rhodan sah der Solaren Premier an, dass sie sich mindestens ein halbes Dutzend weiterer Gegenargumente ausdachte, sie aber umgehend selber widerlegte, anstatt sie auszusprechen.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Dann riskieren wir es. Wann?«
»In drei Tagen ist Vollmond«, meinte Sichu Dorksteiger. »Das wäre aus vielerlei Gründen der ideale Tag.«
»Können wir bis dahin einsatzbereit sein?«
»Das sind wir längst.«
»Und die Besatzung besteht aus ...«
»Rhodan, Toufec, Shanda Sarmotte und mir«, sagte Fionn Kemeny. »Das ist bereits abgesprochen.«
»Wobei ich an deiner Stelle einspringen würde, falls du Bedenken hast, mitzufliegen«, bot ihm die Chefwissenschaftlerin an.
»Bedenken habe ich jede Menge«, sagte der Hyperphysiker, »aber ich fliege trotzdem.«
Die Ator hob nur die schlanken, wohlgeformten Schultern und sagte nichts mehr.
Cai Cheung legte die gespreizten Hände vor sich auf die Tischplatte. »Damit ist es beschlossen. Die STARDIVER wird am 19. Juni 1514 NGZ starten.«
Alle nickten ernst. Rhodan schaute in die Runde. Er schien der Einzige zu sein, der sich bewusst war, was für einen geschichtsträchtigen Tag sie da ausgewählt hatten.
Am 19. Juni 1971 alter Zeitrechnung war er zusammen mit Reginald Bull, Eric Manoli und Clark Flipper an Bord der US-amerikanischen Rakete STARDUST zum Mond gestartet, um als erster Mensch den Fuß auf einen anderen Himmelskörper zu setzen.
Unfassbare 3130 Jahre war das her. Damals hatten sie auf dem Mond den havarierten Kreuzer AETRON gefunden und die Arkoniden Crest und Thora kennengelernt. Damals hatte alles begonnen.
Und nun würde er erneut zum Mond fliegen.
Wiederholt sich Geschichte?
Er schwieg. Dass sie ausgerechnet am Jahrestag des STARDUST-Flugs starten würden, war ein seltsamer Zufall, nichts weiter, sagte er sich.
*
»Aber«, fuhr die Solare Premier fort, »wir werden die Geheimhaltung beibehalten. Weder will ich eventuell unangebrachte Hoffnungen schüren noch im Falle eines Scheiterns – wie immer das aussehen würde – Enttäuschungen oder Schlimmeres verursachen.«
»Es gibt einen weiteren Grund, das Projekt geheim zu halten.« Rhodan zog den Datenkristall hervor, den ihm der Wissenschaftler an Bord der ELAS KOROM-KHAN übergeben hatte. »Der Luna-Verband hat Hinweise auf intensive Tastertätigkeit des Technogeflechts. Denkbar, dass die gesamte solare Kommunikation abgehört wird. Mit anderen Worten, ob unser Vorhaben gelingt, könnte entscheidend davon abhängen, dass wir es in größtmöglicher Verschwiegenheit durchführen.« Er schob den Kristall über den Tisch zu Sichu Dorksteiger, die ihn nachdenklich aufnahm und in ein Lesegerät steckte, um rasch seinen Inhalt zu sichten.
»Da sehe ich Probleme«, meinte die Regierungschefin. »Spätestens wenn die STARDIVER startet und Kurs auf den Mond nimmt ...«
Rhodan nickte. »Wir werden ein Ablenkungsmanöver brauchen.«
»Wie soll das aussehen?«
»Weiß ich noch nicht. Aber mir wird schon etwas einfallen.«
Cheung strich sich seufzend die Haare aus der Stirn. »Sag doch gleich, dass du es so machen wirst, wie du es für richtig hältst.«
»Also gut«, sagte Rhodan schmunzelnd. »Ich werde es so machen, wie ich es für richtig halte.«
Die Chefwissenschaftlerin setzte das Lesegerät etwas lautstärker ab, als nötig gewesen wäre. »Wenn ihr mit dem Witzemachen fertig seid, können wir vielleicht überlegen, wer alles von dem Projekt wissen muss.«
»Der Resident weiß Bescheid«, erklärte Cheung. »Sein Stellvertreter ebenfalls. Ich habe beide über den Stand informiert, als ich das letzte Mal in der Residenz war.«
»Gut«, meinte Rhodan. Arun Joschannan und Otieno Portella befanden sich im Regierungssitz auf Maharani; sie per Hyperfunk einzuweihen wäre im Licht der neuen Informationen nicht infrage gekommen.
»Und Bostich?«, hakte Sichu Dorksteiger nach.
»Bostich?« Cheung blies die Wangen auf.
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