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PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE

PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE

Titel: PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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einigen Jahren, da Khosrau noch im Personenschutz tätig gewesen war und als Gruppenleiter des TLD bei einem Galadiner im Solaren Haus auf ihn aufgepasst hatte. Es war zu einem kleinen Zwischenfall gekommen, dem Khosrau nicht sonderlich viel Bedeutung beigemessen hatte. Das zweite Zusammentreffen hatte Jahre später stattgefunden: als er befördert worden war und Bull ihm sowie zwölf Kollegen offiziell gratuliert hatte.
    Der Unsterbliche hatte ihn sicherlich längst vergessen, und das war auch gut so. Khosrau schätzte die Anonymität. Er kleidete sich unauffällig und gab sich stets ruhig. Er betrieb Small Talk nur dann, wenn es unbedingt notwendig war. Und er achtete darauf, dass seine Gesprächspartner am Ende eines Gesprächs nicht mehr über ihn wussten als zuvor.
    Seine Wandlungsfähigkeit hatte bereits die Ausbilder beeindruckt. Er verstand sich darauf, mit den geringsten Mitteln Maske zu machen. Khosrau wusste seine Körperhaltung auf das jeweilige Gegenüber anzupassen. Manchmal gab er sich ..., ein anderes Mal voll Selbstvertrauen. Cai Cheung hatte er eine leicht ... Art vorgegaukelt. Gewiss hatte sie ihn als leptosomen und schwächlichen Menschen in Erinnerung behalten, der allerdings charakterfest und auch ... wirkte. Er hatte ihr exakt das gegeben, was sie ... hatte.
    Khosrau schreckte aus seinen Gedanken hoch. Da stimmte etwas nicht! Er vermisste Teile dessen, was ihm durch den Kopf gegangen war!
    »ANDEAU – hast du Unregelmäßigkeiten wahrgenommen?«
    »Nein«, antwortete die Schiffspositronik. Sie materialisierte als kleines grünes Männchen, das sich neben ihn stellte und ihn angrinste. So, wie Khosrau es von ihr verlangt hatte. »Es ist alles so, wie es sein sollte.«
    Er schwieg, verscheuchte den Avatar der Positronik und dachte nach. Er fühlte sich müde, und sein Geist schweifte immer wieder ab. Doch das war eine viel zu schwache Erklärung für diese Form des Sekundenschlafs, die er eben erlebt hatte.
    Khosrau trank einen Schluck Wasser und stellte den Becher ab – und als er das nächste Mal danach griff, war er völlig leer.
    »Du wirkst verwirrt«, sagte ANDEAU. Das Holomännchen saß wie hingezaubert auf einer Kante des Steuerpults. »Dein Puls ist besorgniserregend hoch, dein Benehmen deutet auf Desorientierung hin. Ich würde dich gern näher untersuchen.«
    »Abgelehnt. Es dauert nicht mehr allzu lange, bis wir DARWAG erreicht haben. Ich möchte bereit sein, wenn wir unser Ziel erreichen.« Khosrau warf einen Blick auf die Borduhr.
    Die Sekunden tickten langsam herunter, machten dann einen Sprung nach vorn, einen nach hinten, wieder nach vorn. Auch das ANDEAU-Männchen folgte dem seltsamen Tanz. Mal war es da, dann verschwand es, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen.
    Es hängt mit dem Transport zusammen, dachte Khosrau. Es kommt zu zeitlichen Ungereimtheiten. Vielleicht rächen sich die Naturgesetze an uns. Weil wir es wagen, sie zu übertölpeln, indem wir der Zeit via Reisen durch höherdimensionale Dimensionen ein Schnippchen schlagen? Oder gibt es andere Erklärungen für d... Ungereimtheiten?
    Wieder war der Bruchteil einer Sekunde verloren gegangen. Der Teil eines Worts, das er in Gedanken formuliert hatte. Schnipsel und Splitter fehlten ihm, und je länger Khosrau darüber nachdachte, desto schlimmer wurde es.
    Habe einen ... Cai Cheung glaubte sicherlich, dass ich sie ... Aber es ist unerklärlich, warum das ausgerechnet mir ... Die Konstante im Gedankenstrom deutet darauf hin ... Ich hätte sie zurückweisen müssen ... Ist schon zu spät, um etwas zu bereuen ... Trete gern den Wahrheitsbeweis an, Richter Denifs ... Das Ding wird noch in deinen Händen explodieren, pass auf, PASS AUF!
    Khosrau tastete um sich, bis er etwas fand, an dem er sich festhalten konnte. Etwas, das ihn die Pseudorealitäten allmählich vergessen ließ, die er durchmachte. Er berührte kühles, glattes Metall. War es echt? War es jetzt?
    Er schwitzte, und der Schweiß verwandelte sich in rostrote Tränen, die ihm aus den Ohren kullerten. Sie fielen in Zeitlupentempo zu Boden. Bevor sie aufschlagen und die MORGIANA unter einer Sturzflut begraben konnten, zerstäubten sie und wurden zu winzigen Kröten, die ihn ankläfften und dann in alle Richtungen davonhüpften ...
    Er betastete das Metall unter den Fingern. Es allein fühlte sich richtig an in dieser Welt aus Unmöglichkeiten, die immer weitere Teile seines Selbst erfasste und in einen Strudel zu ziehen drohte, aus dem es kein Auftauchen mehr

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