PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE
Hundertschaften von Robotern kamen herangeschwebt. Sie sicherten den Landeplatz, schleppten Wartungswerkzeug heran oder waren selbst Teil eines mehrstöckigen Maschinenbaums, der einzelne Facettenflächen einhüllte.
»Beeindruckend«, sagte Oter über Funk. Fasziniert verfolgte er das Geschehen. Kleine Schwebekameras verließen den Rückentornister seines SERUNS. Sie blieben in seiner Nähe. Quick Silver achtete tunlichst darauf, dass die Gäste auf KO-selbstlos nicht zu viel herumschnüffelten, und Bull wollte es sich mit dem Roboter keinesfalls verderben.
Sie schwebten weiter, der Linie der Leuchtspuren entlang. Kilometer über Kilometer legten sie zurück, vorbei an kleinen Privatjachten reicher Leém und großen Einheiten interstellarer Händler. Die Plattform war gut ausgelastet. Bull vermutete, dass sich mehr als zehntausend Gäste auf und in ihr bewegten.
Jawna Togoya flog vorneweg. Sie bot ein seltsames Bild, wie sie dahinschwebte, ohne SERUN, bloß in eine einfache Bordkombi gehüllt. Sie tat regelmäßige Atemzüge, als atmete sie die Atmosphäre eines Planeten und wäre nicht dem Vakuum und Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt ausgesetzt.
Sie verzögerte kaum erkennbar. Doch Bulls SERUN wies ihn darauf hin. Gleich darauf meldete sich die Posbi-Kommandantin über Funk bei ihm. »Ein kleiner Alarm«, sagte sie unaufgeregt.
Bull erhielt die Nachricht zur selben Zeit vor das Sichtfeld seines SERUN-Helms gespiegelt. Eine Zeile nach der anderen ratterte über den virtuellen Bildschirm vor seinen Augen.
»DARWAG meldet die Ankunft eines Raumschiffs«, fasste er bedrückt in Worte, was er zu sehen bekam. »Und die Probleme sind schlimmer als jemals zuvor. Der Transport- und Empfangsvorgang verläuft ganz und gar nicht so, wie es sein sollte.«
2.
Cai Cheung
Shekval Genneryc spricht seine Warnung aus. Er würde alle terranischen Schiffe vernichten, die es wagten, in den Linearraum vorzudringen. Ein Konvoi der Terraner mit der GIOVANNI CABOTO an der Spitze wird von den onryonischen Torpedos, dreißig Meter lang und mit merkwürdigen Kugelgebilden an der Spitze, beschossen. Der Großteil der Geschosse kann abgewehrt werden, etwa ein Drittel tritt in den Linearraum über und richtet dort unter den 75 Schiffen, unter ihnen auch zwei zu Sanitätsschiffen umgebauten LFT-Boxen mit 3000 Metern Kantenlänge, verheerende Schäden an. Kein einziger Raumer bleibt verschont.
Die Onryonen hatten den Terranern Grenzen aufgezeigt. Hatten ihnen das Gefühl der eigenen Stärke genommen und sie zweifeln gemacht. Hatten sie mitten ins Herz getroffen.
Cai Cheungs Gedanken umkreisten diesen Themenblock immer wieder.
Es war der 19. Juni 1514 NGZ. Nachmittags. Mit einem Schlag war alles anders geworden.
Die Solare Premier schnippte einen der Spielsteine ihres Go-Bretts lustlos vom Tisch. Er kullerte unter das Sofa, um gleich darauf von einem Spür-Robot hervorgeholt und zurück aufs Feld gelegt zu werden.
Cai lehnte sich zurück und ließ sich dieselben Bilder wie zuvor nochmals vorspielen. Zum elften oder zwölften Mal mittlerweile. Sie suchte nach Antworten – und hatte noch nicht einmal eine Ahnung, welche Fragen sie stellen sollte.
Die wichtigsten Anweisungen wurden längst umgesetzt. Hilfsschiffe waren unterwegs in jenem Trümmerfeld, das der höherdimensionale Raum ausgespuckt hatte.
Die Kommandanten der Hilfsflotte waren dabei angehalten, das Verbot der Onryonen zu befolgen, in den Linearraum vorzudringen. Cai Cheung hatte diesen Befehl aus Gründen der Vernunft und zähneknirschend gegeben. Solange sie nicht wusste, wie leistungsstark die Waffensysteme der Onryonen wirklich waren, musste sie vorsichtig bleiben.
Cheung schloss die Augen. Sie benötigte Abstand zu den Geschehnissen. Doch die notwendige Distanz zu den Bildern, die sie in ihrer Phantasie sah, wollte sich einfach nicht einstellen. Die Besatzungen von mehr als siebzig Schiffen waren in den Tod gegangen, weil die Onryonen es so gewollt hatten. Tausende Terraner oder Mitglieder anderer LFT-Völker ...
Die Politik war ein Geschäft, das nicht immer nur schöne Resultate hervorbrachte. Im Laufe ihrer Karriere hatte Cai Cheung Dinge tun müssen, die ihrem Empfinden von Ethik und Moral zuwidergelaufen waren. Sie hatte Geschehnisse verschwiegen oder herabgespielt.
Niemandem wäre gedient gewesen, wenn die Öffentlichkeit die Leichenberge jener Prospektoren zu sehen bekommen hätte, die vor zwei Jahren im Zeut-Asteroidengürtel einem mysteriösen
Weitere Kostenlose Bücher