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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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eine Lache. Ein Medoroboter schwebte neben ihm her und versuchte, mit einer Akupressur die Blutung zu stillen.
    »Verlassen das Schiff«, meldete Snijden.
    Die Zentralebesatzung machte sich für den Alarmstart bereit. Der Trafitron wurde routinemäßig überprüft. Vielleicht war es notwendig, bei minimalen 25 Prozent der Lichtgeschwindigkeit in den Überlichtflug zu gehen. Alle Parameter wurden getestet und nochmals getestet, während NEMO Selbstroutinekontrollen unternahm und nach Gefechtsschäden suchte, und seien sie noch so klein. Zawatt, der Emotionaut, trank einen Schluck Kaffee. Er unterhielt sich mit seiner Stellvertreterin, Suzie Quentin. Er schüttelte den Kopf und gab damit wohl zu verstehen, dass er sich nach wie vor einsatzbereit fühlte.
    Ein Alarmzeichen dröhnte. – Das wievielte Mal am heutigen Tag?
    Die Onryonen tauchten in unmittelbarer Entfernung auf. 94 Schiffe, wie NEMO auf dem zentralen Hologlobus anzeigte. Sie waren gefechtsbereit. Einige kümmerten sich um die Einbringung der abgeschossenen Einheiten, doch die Mehrzahl steuerte augenblicklich auf die JULES VERNE zu.
    »Ihr habt zwei Minuten«, richtete Bull Snijden aus. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen, nun wieder ganz ruhig und gefasst.
    Der Offizier bestätigte. Seine Stimme klang entspannt. Bilder zeigten, dass er die Angehörigen seines Enterkommandos in aller Ruhe durch das feindliche Schiff lotste. Gänge, Schächte, Aufenthaltsräume, Laboratorien, Maschinenwerk – das alles wirkte vertraut und doch ein bisschen anders.
    Die Sekunden tickten herab. Danzao ließ die Paratronwerfer und die Transformkanonen sprechen. Er legte die Wirkung der Waffen vor die heranstürmenden Feinde. Die Hyperpulswerfer erzeugten auf engem Raum die Wirkung eines Hyperorkans. Die kurzlebigen, multifrequenten Hyperfelder strahlten mit außergewöhnlich hoher Intensität. Im Zielwirkungsbereich, der fünfzigtausend Kilometer im Durchmesser besaß, versagte jegliche Technik auf Hyperbasis. Positroniken verstummten, Antriebsaggregate gingen hoch, Waffensysteme krepierten.
    Die Onryonen verringerten die Angriffsgeschwindigkeit geringfügig. Ganz offensichtlich wurden sie nachdenklich. Zwanzig ihrer Schiffe trieben durch den Raum, kampfunfähig geschossen oder gar vernichtet. Die JULES VERNE rang ihnen Respekt ab wie auch die hyperenergetische Hölle, die sich vor ihnen auftat. Danzao hatte punktuell mehr als fünfzig multifrequente Hyperfelder in den Raum gesetzt, wie mit einer Maschinenpistole in einer langen Salve abgefeuert.
    »Dreißig Sekunden, Snijden.«
    »Wir schleusen eben ein. Aktion abgeschlossen in fünf Sekunden, zwei, einer ...«
    Die Space-Jets mit den Raumsoldaten an Bord kehrten zur JULES VERNE zurück wie auch die Schiffe des Geleitschutzes, die Korvetten und die Jagdkreuzer. Sie bekamen passende Einflugparameter zugewiesen, die es ihnen erlaubten, an weiteren künstlich erzeugten Hyperorkangebieten vorbeizurasen und durch Strukturlücken in den Schutzschirmen zu gleiten. Sie schleusten ein in einem Manöver, das an Perfektion kaum zu überbieten war.
    Zawatt stöhnte laut auf, die Zweite Emotionautin griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Sobald sich der Mann beruhigt hatte, eilte sie zu ihrem Platz und zog die SERT-Haube mit einer raschen Bewegung über. Sie war bereit einzuspringen, sollte es ihrem Vorgesetzten schlechter gehen.
    »Wir verschwinden!«, befahl Bull. Er atmete tief durch. Die Besatzung leistete ausgezeichnete Arbeit. Sie hatten das Schiff, das noch längst nicht alle seiner Geheimnisse verraten hatte, völlig unter Kontrolle.
    Alles war wie geplant verlaufen.
    Zawatt hustete, Quentin stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Ich messe eine Explosion in der JULES VERNE an«, sagte NEMO. »In der JV-1, auf Ebene zwölf-drei. Aber ich kann sie nicht sehen, kann sie nicht fühlen.«
    Die Art und Weise, wie er seiner Ratlosigkeit Ausdruck verlieh, ließ Bull Schlimmes ahnen.

9.
    Schlaglichter (IV)
     
    Absom bel Orhat hatte sich mit dem Gedanken angefreundet, unter Dieben zu leben. Im Grunde waren die Terraner nicht so schlimm wie ihr Ruf. Die – ah, die ... – Polizisten kamen stets bereitwillig, wenn er den Hausnotruf aktivierte und sie bat, ihm bei der Suche nach der Bartperücke zu helfen. Eine Frau aus der Nachbarschaft – wie hieß sie doch gleich? – brachte ihm Tag für Tag seinen Einkauf. Die beiden Jugendlichen aus der Manara Road – wie waren noch mal ihre Namen? – fanden mit ihrem illegalen Dekoder seinen

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