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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bewegte, folgten sie ihm.
    »Nicht!«, rief Ghiyas Khosrau. Er wollte sich auf seinen Arm stürzen, ihn packen und ... und ...
    Sein Angriff erfolgte völlig unkoordiniert. Er griff vorbei, kippte seitlich weg, stieß mit dem Kopf gegen die Wand des Ganges. Sein Gleichgewichtssinn war verloren gegangen. Er hatte mit den Händen zupacken wollen, von denen er doch längst eine verloren hatte.
    Khosrau blieb wie betäubt sitzen. Er sah zu, wie der Sicherheitsoffizier Haken schlagend davonlief und dabei laut um Hilfe schrie. Die Hand tat einen winzigen Ruck, der Nagel des Daumens war mit einem Mal weg. Er traf den Mann und brachte ihn zur Explosion.
    Ohrenbetäubender Lärm umgab Khosrau. Dieses Geschoss war um vieles durchschlagskräftiger als die anderen zuvor, die Hitzeentwicklung kaum zu ertragen. Metall und Plastik schmolzen. Eine mehrfarbige Melange erhitzten Materials tropfte von der Decke, um das, was vom Offizier übrig geblieben war, einzuhüllen.
    Es stank erbärmlich. Khosrau bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen – nein, mit der Rechten allein! –, fand aber keinen Schutz vor den grässlichen Eindrücken, die sich in seinen Kopf gebrannt hatten.
    Der Arm bewegte sich. Drehte sich. Auf ihn zu. Khosrau starrte das an, was eben noch an ihm gehangen hatte. Bis vor wenigen Sekunden hätte er jeden Schwur geleistet, dass dies sein eigen Fleisch und Blut war. Doch nun ...
    Er rief um Hilfe, so laut er konnte. NEMO war überall. Die Positronik der JULES VERNE musste ihn in den Optiken von Kameras haben oder die Hitzeentwicklung spüren oder die Explosionen wahrnehmen. Es würde nur noch Sekunden dauern, bis Hilfe eintraf.
    Dort, wo einmal Fingernägel gesessen hatten, hing blutiges Fleisch. Darunter war etwas anderes, was nicht zu einem menschlichen Körper gehörte.
    Der kleine Finger richtete sich auf ihn. Langsam. Als hätte das Objekt Spaß daran, ihn zu quälen.
    Khosrau musste lächeln. Der Faltenwurf der geballten Hand gab ihr irgendwie das Aussehen eines lachenden, blutigen Gesichts.
    Warum hatten die Nanoteilchen, die die Ärzte des Schiffs durch seinen Körper geschleust hatten, das künstliche Teil nicht erkannt? Wie gut war es getarnt gewesen, über welche Möglichkeiten verfügte es noch?
    Khosrau rutschte die Wand ein Stück hinab, scheinbar wehr- und kraftlos.
    Dann trat er zu. Just in dem Moment, da sich der letzte Fingernagel löste. Er berührte das Objekt, das einmal sein Arm gewesen war. Es ruckte zur Seite, wohl nicht genug, um die Schussrichtung entscheidend zu beeinflussen. Khosrau meinte, das Geschoss auf sich zurasen zu sehen, das Hornplättchen, das keines war, mit Schmutz und Blut unter dem Vorderrand ...
    Die Hitze löschte alles aus.
    Khosraus Denken endete.

11.
    Der Stellvertreter
     
    »Terraner wollen den Patriarchen sprechen«, sagte ein Funker, der gelangweilt Dienst tat. »Sollen wir ihn stören?«
    »Nein. Verbinde mich mit dem Dieb.«
    Abanell blinzelte verwirrt, als er die groß gewachsene Frau mit der grünen Haut zu sehen bekam. Er kannte sie, hatte schon oft von ihr gehört und gelesen.
    »Sichu Dorksteiger! Was für eine angenehme und freudige Überraschung. Was verschafft einem einfachen Mehandor diese ganz besondere Ehre?«
    »Du bist Audunt, Patriarch der Sippe der ... der ...«
    »Der Würdelosen«, vollendete er die Frage. »Keine Sorge. Wir haben uns längst an diesen Beinamen gewöhnt. Der eigentliche Sippenname ist Tusnetz.«
    »Ja. Nun – bist du Audunt?«
    »Der Patriarch ist leider verhindert, und in seiner Abwesenheit übernehme ich die geschäftliche Leitung unseres Handelskonsortiums. Womit kann ich dienen?«
    »Es handelt sich um eine Angelegenheit höchster Dringlichkeit. Ich möchte dich bitten, Audunt zu informieren.«
    »Du bist ein Schoßhündchen – so sagt man doch auf der Erde, nicht wahr? – der Terraner und kennst sie gewiss gut. Aber du hast keine Ahnung von den Gepflogenheiten an Bord von Mehandorschiffen. Wenn ich sage, dass der Patriarch in Ruhe gelassen werden möchte, ist es so.«
    Abanell schaltete heimlich die Direktleitung zu Audunt zu. Eines der höchstrangigen Mitglieder der LFT nahm Kontakt zu ihnen auf. Da war etwas im Gange, was für die Würdelosen von merkantilem Interesse sein mochte.
    »Na schön.« Dorksteiger schluckte die Beleidigung. Sie gab sich keine Blöße. »Ich möchte eine gesicherte Gesprächsleitung. Es ist nicht nötig, dass alle Mitglieder deiner Sippe in unsere Unterhaltung eingeweiht sind. Noch

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