PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner

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Heimat geworden. Eine Heimat, die man zwar gut kannte, aber niemals bis in den letzten Winkel erforschen konnte.
    Er hatte sich binnen eines Jahres von der unteren Polkuppel der JV-1 durch den Mittelteil bis zur oberen Polkuppel der JV-2 vorgearbeitet und jedes technische Aggregat, jeden Hilfsroboter, jeden für NEMOS externe Stationen zur Verfügung gestellten Ort angesehen. Nun musste er wieder von vorn beginnen. Die Änderungen in dieser Zeit waren so gravierend, dass er als Maschinenarrangeur eine weitere Bestandsaufnahme machen und einmal mehr für Optimierungen sorgen musste ...
    Kah Santruschitz hatte mal von dieser Sage gehört. Sie handelte von Menschen in einer Stadt, deren Wahrzeichen eine gewaltige Steinbrücke war. Die Bürger hatten sie quer über einem Meeresarm errichtet. Sie hatten sie golden angemalt, sodass die Steine im Abendrot geleuchtet und den Ruhm ihrer Stadt vergrößert hätten. Ritter waren auf ihren Rössern aus allen Teilen der Welt herbeigeströmt, mit Blumen in den Haaren, singend und fröhlich lachend.
    Doch die Brücke musste laufend renoviert, der Anstrich erneuert werden. Die Angehörigen eines fremden Volksstammes, wagemutige Menschen, hatten sich um diese Arbeiten im Namen der Stadtbürger gekümmert, und sobald sie von einer zur anderen Seite gelangt waren, hatten sie wieder von vorn anfangen müssen, mit Pinsel, Farbtopf und Meißel in den Händen ...
    Sicherlich ging es in dem Märchen auch um einen strahlenden Ritter, der die Bürger vor irgendwelchen Gefahren errettet hatte. Doch das hatte Kah nie interessiert. Es war die Geschichte der Brücke, dieser ... dieser ... Golden Gate Bridge, die für ihn zählte. Er sah sich selbst als Nachfahren dieser mythischen Figuren eines längst vergessenen Volkes. Er war einer von ihnen. Er sorgte für Sicherheit und Ordnung und aufgeräumtes Design im Inneren der JULES VERNE. Und dafür, dass alles instand gehalten und perfekt arrangiert wurde.
    Er kümmerte sich um einen Hyperfunkorter, Marke Thyllant, Baujahr 1346. Ein altes Ding, aber sehr robust. Die Metaläufer hatten Modifikationen durchgeführt, die das Gerät gehörig aufgepeppt hatten.
    Die Metaläufer ... Einerseits bewunderte er sie für ihr technisches Geschick, andererseits hasste er sie dafür, dass sie im ganzen Schiff Spuren hinterlassen hatten, die sich nicht beseitigen ließen. Wenn er bloß an die Evolux-Kugeln dachte, an diese semitransparenten Energiewandler, von denen 144 Stück im Schiff existierten und dank derer der Trafitron-Antrieb erst funktionierte.
    Oder an die Fußbälle. Es gab 360 von ihnen. Sie ähnelten ihren Namensgebern in Größe und auch in Form, besaßen allerdings abgeflachte Fünf- und Sechseckflächen. Sie dienten als multifunktionelle Projektoren und Antennen.
    Und was war mit dem Weißen Saal? Warum durfte er ihn nicht betreten? Als Maschinenarrangeur sollte er zu jedem Bereich der JULES VERNE Zutritt haben!
    Santruschitz ärgerte sich ungemein über die Zustände an Bord und lauschte den Bordnachrichten. Die Stimme des Sprechers tönte aus seinem Ohrenkleber. Er hatte ihn angebracht, obwohl es während der Arbeitszeit strikt gegen die Vorschrift war, ein derartiges Gerät zu tragen. Doch das kümmerte ihn nicht. Er hörte auch so gut genug und ließ sich nicht ablenken.
    Man sprach über die neuesten politischen Entwicklungen im Solsystem. Es herrschte gehörige Unruhe, nachdem die Onryonen einen Zellaktivator ausgelobt hatten, um Perry Rhodans habhaft zu werden.
    Die Regierungsspitze Terras gab sich über die Frage erhaben, ob man den Unsterblichen an die Onryonen ausliefern sollte oder nicht. Doch unter der Decke des Offiziellen brodelte es.
    Merkwürdige Dinge geschahen: Im Solaren Haus war es zu einem seltsamen Zwischenfall gekommen, über den nichts weiter verraten wurde, und ein als hoch seriös geltender Historiker hatte durchgedreht. Er war mit einem Gleiter ins All hinausgerast und hatte einen Onryonen zu sprechen verlangt, um ihm zu verraten, wo Perry Rhodan steckte. Er hatte auf keinerlei Aufforderungen zurückzukehren reagiert, hatte wüste Beschimpfungen ausgestoßen und war schließlich – von einer Meute sensationsgieriger Reporter verfolgt – zur Erde zurückverfrachtet worden.
    Ein greiser Mehandor hatte in Perry Rhodans Haus eingebrochen, seiner neuen Dienstwohnung in Garnaru. Der selbst ernannte Obergläubige des Techno-Mahdi hatte durchgedreht. Es waren Hunderte von Zwischenfällen bekannt geworden. Noch viel mehr