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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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und seiner Unterstützung bedurft hätte. Also machte er sich auf den Weg in die Medostation.
    Um einem Onryonen entgegenzutreten. Einem Feind.
     
    *
     
    Der Dunkelhäutige lag in einem Medotank. Winzige Roboter krochen über ihn hinweg, untersuchten ihn, zapften Blut ab, analysierten Gehirnströme, suchten nach den Ursachen seiner Bewusstlosigkeit.
    »Er ist höchst menschenähnlich«, sagte Aranson Barber.
    »Es handelt sich also um einen Er? Bist du dir sicher?« Der Onryone war zart und zerbrechlich gebaut, Geschlechtsmerkmale waren keine zu erkennen.
    »Das Reproduktionsorgan ist in einer Körperhöhle verstaut. Wenn du möchtest, kann ich es hervorholen lassen.«
    »Nein danke«, sagte Bull hastig. »Dein Wort reicht mir. Was wissen wir sonst noch über ihn?«
    »Er hat mehrere Frakturen, auch im Schädelbereich. Darüber hinaus existieren Verbrennungen zweiten Grades, die wir mit den üblichen Hautheiltüchern behandeln. Die Verletzungen müssen passiert sein, bevor unsere Leute eintrafen. Es gibt keinerlei Hinweise auf Schussverletzungen.«
    Barber starrte an die Decke, als hätte er dort einen Spickzettel angebracht, um sich all das zu merken, was es über den Onryonen zu sagen gab. »Der Metabolismus ist der eines Säugers, dementsprechend gehen wir mit der üblichen Versorgung zu Werke. Streng nach Lehrbuch sozusagen.«
    »Er ist außer Lebensgefahr?«
    »Ja.«
    »Wann wird er ansprechbar sein?«
    »Das weiß ich nicht. Wie ich bereits sagte: Wir gehen streng nach Lehrbuch vor, wir müssen uns ganz vorsichtig vorantasten und die Wirksamkeit aller möglichen Heilmaterialien und zum Teil auch die der Medikamente erforschen. Du kennst ja das Prozedere.«
    Ja, Bull wusste Bescheid. Es erforderte Zeit und Geduld, um das Funktionieren eines Fremdorganismus zu durchschauen. Wenn es die Zeit erlaubte, setzte man sich so intensiv wie möglich mit dem Patienten auseinander.
    »Informier mich, sobald der Onryone oder Khosrau bei Bewusstsein sind.«
    »Natürlich. Wenn du mich nun entschuldigst?« Barber tastete immer wieder über sein griffbereites Diagnosegerät, als berge es besonders wertvolle Informationen, und wandte sich dann seinem Patienten zu. Er wirkte begierig darauf, den Metabolismus des Fremden kennenzulernen, aber auch ungewöhnlich nervös.
    Bull verließ enttäuscht die Medostation. Er hatte gehofft, eine erste Unterhaltung mit dem Onryonen führen zu können. Besser gesagt: ihn zu verhören.
    Er nahm den Weg hoch zu Ebene 14-3, wo die Kabinen und Aufenthaltsräume der Raumsoldaten lagen. Snijden würde er dort antreffen. Der Major hielt stets engen Kontakt zu seinen Leuten und legte Wert auf eine gründliche Nachbereitung eines Einsatzes. Das hatte ihm schon einige Rüffel unmittelbarer Vorgesetzter eingebracht, die erwarteten, dass er seine schriftlichen Berichte möglichst rasch schickte.
    Bull konnte Snijdens Verhalten einiges abgewinnen. Der Major war ein hartgesottener Kommisskopf mit viel Erfahrung, der für seine Ausbildung gefürchtet war. Er war aber auch ein Mann, der bedingungslos für seine Leute einstand.
    Er hörte Snijdens Stimme lange, bevor er den Versammlungsraum der Soldaten erreichte. Sie klang dünn und hoch. Niemand außer ihm redete.
    Bull blieb vor dem Zugang zum offenen Raum stehen und lauschte interessiert, ohne sich zu rühren. Vieles davon war in einem Fachjargon gehalten, den selbst er kaum verstand. Doch er erkannte die Zusammenhänge. Es ging um das Verhalten einzelner Gruppen beim Entern des Onryonenschiffes.
    Snijden dozierte darüber, was seine Leute falsch und was sie richtig gemacht hatten. Er sprach Lob aus und wies darauf hin, wo Verbesserungspotenzial bestand. Und er ordnete an, dass drei seiner Leute für die nächsten Tage freibekamen, während fünf Mitglieder seiner Abteilung Zusatztraining in der Hindernishalle aufgebrummt bekamen.
    Endlich beendete Snijden die Nachbesprechung, die Einsatzsoldaten strömten aus dem Raum. Bull wurde von den verschwitzten, müde wirkenden Frauen und Männern beinahe vollständig ignoriert. Manche der Soldaten grüßten ihn nachlässig, bevor sie in den Erholungsräumen oder unter den Duschen verschwanden.
    Snijden trat auf den Gang. Auch er wirkte müde, mit Schweißrändern an Hals- und Stirnfalten, mit Schmutzflecken auf den Wangen und geröteten Armen, dort, wo der Kampf-SERUN erfahrungsgemäß immer ein wenig drückte.
    Er war keinesfalls überrascht, Bull anzutreffen. »Du hast gelauscht.«
    »Es war sehr interessant,

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