PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
vertuschte man wohl.
Kah Santruschitz fühlte plötzlich Wut. Warum besaß er keinen Zellaktivator? Seine Arbeit war ungemein wichtig für das Schiff! Was würde geschehen, wenn er einmal nicht mehr war?
Er hieb gegen eine Wandverkleidung und griff nach einer Spex-Zange. Sie war ein ausgezeichnetes Werkzeug.
An Perry Rhodan kam er nicht heran. Aber es gab einen anderen Unsterblichen an Bord der JULES VERNE. Er würde sich dessen Zellaktivator holen. Und wenn er ihn dem dicken Rothaarigen aus der Schulter reißen musste!
15.
Der Unsterbliche
Der 30. Juni 1514 NGZ war angebrochen. Bulls Arbeitstag wollte kein Ende nehmen. Seit dem Kampf gegen die Onryonen waren gerade mal sechzehn Stunden vergangen.
Bull erhielt neue Unterlagen von NEMO. Das Schiffsgehirn hatte die Ergebnisse der Auswertung der onryonischen Teilpositroniken auf seinen Wunsch hin auf Schriftfolien gedruckt.
Je länger er las, desto lauter schlug sein Herz. Sie hatten einen Haupttreffer gelandet!
An Bord des aufgebrachten Schiffs hatte sich ein Marshall befunden, ein persönlicher Vertrauter eines Atopen, eines Richters des Atopischen Tribunals! Genauer gesagt handelte es sich um den Vertrauten von Richter Chuv.
Jawna Togoya neben ihm nickte. Sie hatte dieselben Informationen wie er erhalten, gewiss ein wenig früher, denn NEMO hatte sie ihr über eine externe Schnittstelle in ihr biopositronisches Rechengehirn übermittelt.
»Caileec Maltynouc heißt er also«, sagte sie. »Der Name hat einen seltsamen Klang.« Leise fügte sie hinzu: »Oder?«
»Ja«, bestätigte Bull geistesabwesend, »ein seltsamer Klang.«
Die Schiffskommandantin bemühte sich, neue Nuancen menschlichen Verhaltens kennenzulernen. Sie fühlte nicht, wie Terraner fühlten, und sie wusste nicht, was Unsicherheit, Fremdartigkeit oder Unbehagen auslösten. Sie musste es sich sagen lassen, war auf Beschreibungen angewiesen.
»Unser Gefangener ist dieser Marshall«, sagte Bull, mehr zu sich selbst als an Togoya gerichtet, weiterhin in den Unterlagen versunken. »Oter hat in einer rekonstruierten Datenbank Informationen über ihn entdeckt. Vergleichswerte. Solche über Augenhintergrund, DNS-Sequenzen, biometrische Daten, vor allem aber über dieses seltsame Stirnorgan, das offenbar bei jedem Onryonen einzigartig geformt ist.«
Er legte eine Schriftfolie beiseite und las die nächste. Es dauerte eine Weile, bis der brisante Gehalt dieser neuen Informationen in Bulls Kopf einsickerte.
Togoya wusste es längst, natürlich. Sie beobachtete ihn, wartete seine Reaktion ab, wiederum auf der Suche nach neuen Erkenntnissen über das Gemütsleben eines Terraners.
»Ich fass es nicht!«, sagte er leise. »Diese Datensätze sind die reinste Goldgrube!«
Mehrere Offiziere blickten zu Bull herüber. Sie lächelten amüsiert. Sie kannten ihn, kannten seine impulsive Art.
Er besah die Unterlagen, immer wieder, las sie Zeile für Zeile durch und extrahierte deren wichtigsten Inhalt. »Der Richter Chuv residiert momentan an einem geheim gehaltenen Ort«, sagte er leise, als könnte er es selbst nicht glauben. »In der Nähe des Black Hole Tephaya. Der Verband, den wir aufgebracht haben, hat Marshall Caileec Maltynouc von dort abgeholt. Wir haben die Koordinaten, die Richtungsvektoren, ja sogar die Lösung für einige Sicherheitsvorkehrungen, die der Atop Chuv im Umfeld Tephayas hat installieren lassen. Das ist wie eine Einladung.«
»Eben.« Togoya wiegte den Kopf, als müsse sie nachdenken. »Es ist eine Einladung. Eine, die man womöglich absichtlich hinterlassen hat, um uns in eine Falle zu locken.«
»Die Möglichkeit besteht.« Bull nickte. »Was bedeuten würde, dass die Onryonen und das Atopische Tribunal nicht zögern, ihre Schiffe und Leute zu opfern. Wir haben zwanzig Raumer zu Wracks geschossen. Mindestens drei Onryonen starben beim Verteidigungskampf. Weitere haben gewiss in den anderen Kugelschiffen ihr Leben gelassen. – Und wozu? Um uns einige Datensätze zukommen zu lassen?«
»Findest du das denn so absurd?«
»Natürlich nicht.« Bull lächelte. »Ganz im Gegenteil. Alles, was die Onryonen unternehmen, hat Hand und Fuß. Man war im Solsystem auf unser Kommen vorbereitet. Man hat unsere Kampfkraft getestet, so, wie wir ihre technischen Möglichkeiten abklopften. Wir müssen annehmen, dass Ghiyas Khosrau mit ihnen in Verbindung stand oder steht, man legt uns einen Marshall des Atopischen Tribunals auf den Präsentierteller. Das ist schon sehr gut orchestriert. Aber
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