PR 2706 – Sternengrab
Aufarbeitung mehrerer Datenstrecken gekümmert hatte, die rings um ihn in Holos dargestellt waren.
»Ich möchte keine Widerrede mehr hören, Sei-bei-mir! Es geht nicht länger um das Schicksal eines Einzelnen. Sieh dich in der Medostation um und sag mir: Wie viele neue Krankheitsfälle habt ihr in der letzten Stunde hereinbekommen? Dreißig? Vierzig? – Wie viele werden es in der nächsten Stunde sein?«
»Aber ...«
»Kein Aber mehr, Sei-bei-mir! Wenn du nicht augenblicklich Khosrau aus dem Schlaf holst, bist du abgesetzt, und Kendrest übernimmt von euch beiden das Kommando. Er wird mich sehr wohl verstehen. Meinst du nicht auch?«
Das Violett wurde zu einem besorgniserregenden Schwarz. Bull wusste, dass eine dunkle Körpertönung beim Lyrianer stets mit erhöhter Nervosität und Wut einherging.
»Schön«, sagte Sei-bei-mir nach einer Weile. »Aber ich werde dich dafür zur Verantwortung ziehen, sobald diese Krise ausgestanden ist.«
»Damit kann ich leben.« Bull verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Ich werde mich mit dem Onryonen unterhalten, bis du Khosrau aus dem Schlafkoma geholt hast.«
Das kleine Wesen wuselte aus dem Raum, vorbei an Diagnoserobotern, wartenden Kranken – darunter eine schrill schreiende Frau, die von Robotern gebändigt werden musste, und eine Mutter mit ihrem weinenden Kind – und mehreren Angehörigen des Sicherheitsdienstes, die abgestellt waren, um für Ruhe zu sorgen.
Auch Kah Santruschitz entdeckte er, den Maschinenarrangeur, den Bull auf der Paddlerstation KO-selbstlos näher kennengelernt hatte. Der Techniker wurde mithilfe von Fesselfeldern fixiert. Er sah Bull hasserfüllt an und geiferte Unverständliches.
Aranson Barber warf ihm einen scheuen Blick zu. »Ich bringe dich zu Maltynouc«, sagte er leise und bedeutete Bull voranzugehen. Der Zorn des Medikers war so rasch verraucht, wie er gekommen war. Er machte einer Unsicherheit Platz, die ihm ebenso wenig gut zu Gesicht stand.
Bull nahm Kontakt mit Jawna Togoya auf, während er Barber hinterhertrabte. »Gibt’s was Neues?«
»Es ist so weit ruhig, wir kommen in Schleichfahrt voran. Allerdings klagen zwei weitere Angehörige der Zentralebesatzung über Kopf- und Gliederschmerzen.«
»Wir haben es mit einer Epidemie zu tun«, sagte Bull so leise, dass ihn keiner der Patienten ringsum hören konnte.
»NEMO hat mich bereits darüber aufgeklärt. Die Positronik ist sehr besorgt.«
»Weil sie selbst keine Hinweise auf das auslösende Element finden kann, ich weiß. Bull Ende.« Er sah hoch zur Decke und suchte einen Fixierpunkt des Schiffsgehirns, wie sie überall in der JULES VERNE angebracht waren. Ein Blick über die Dauer von zwei Sekunden reichte, um NEMO auf sich aufmerksam zu machen. »Du achtest auf Maltynouc, während ich mich mit ihm unterhalte«, sagte er leise.
»Das tue ich ohnedies«, tönte die angenehm modulierte Stimme der Positronik aus dem Armbandkom.
»Wie verhält sich der Marshall?«
»Ruhig. Er ruht auf seiner Liege und starrt gegen die Decke.«
»Und das Emot?«
»Es ist so gut wie inaktiv. Ich konnte auch keinerlei Geruchswechsel feststellen.«
»Hat Kendrest mittlerweile ein Profil des Marshalls entwickelt?«
»Er ist noch an der Arbeit. Aber das Ergebnis wird wohl so ausfallen, wie der Ara vermutet: Maltynouc ist sich seiner Sache völlig sicher. Er sieht sich im Recht, und er glaubt tatsächlich daran, dass ihm das Schiff binnen Kurzem übergeben werden wird.«
»Was ihn noch verdächtiger erscheinen lässt, sollte das überhaupt möglich sein.« Er überlegte. »Hat die Atemluftanalyse bereits Ergebnisse gebracht, NEMO?«
»Nein. Die automatischen sowie einige gezielte Selbstkontrollen haben nichts Ungewöhnliches gezeigt. Ich bekomme jetzt allerdings Unterstützung aus den Biolabors. In einer Viertelstunde sollte ich mehr sagen können.«
»Wir müssen Entscheidungen treffen, NEMO.«
»Und zwar?«
»Ich möchte, dass die JV-1 von den beiden anderen Schiffsteilen isoliert wird. Der Personen- und Warentransport ist ab sofort untersagt.«
»Es ist viel zu früh für ein derartiges Vorgehen. Die Besatzung würde sich sorgen, die ohnedies große Unruhe könnte weiter zunehmen. Abgesehen von den logistischen Schwierigkeiten, die sich dadurch ergeben.«
»Jawna? Hörst du mit?«
Die Posbi-Kommandantin meldete sich augenblicklich über Funk zu Wort. »Ja. Ich bin derzeit mit NEMO verbunden. Ich bin deiner Meinung.«
»Dann sorg dafür, dass alles Notwendige
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