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PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN

PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN

Titel: PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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würdest. Die Kugel ist klein genug, dass man bei unserem Vorsprung zu dem Zeitpunkt Chancen gehabt hätte, den Onryonen zu entgehen, bis eines der im System verbliebenen Schiffe uns aufgelesen hätte.«
    »Ich fasse ungern so unwiderrufliche Beschlüsse, solange es noch andere Optionen gibt, die zu ähnlichen oder besseren Ergebnissen führen können. Außerdem liegt mir – entgegen der immer noch mancherorts verbreiteten Meinung – durchaus am Leben meiner Leute. Ich stufe mich nicht hoch genug ein, um eine ganze Schiffsbesatzung für eine nur vage Hoffnung auf Rettung zu opfern. Nichts anderes wäre es gewesen, wenn wir die Hülle aufgesprengt hätten, um die Zentralekugel freizusetzen.«
    Wie um Bostichs Aussage zu unterstreichen durchlief ein Zittern den Stahl um sie, das die Trümmer zum Scheppern brachte. Ohne darüber nachdenken zu müssen, aktivierten beide ihre Schirme. Tekener spähte in den Gang, um mögliche Gefahren zu erkennen, bevor sie im wörtlichen Sinne auf sie einstürzten.
    Eine Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf einen Punkt jenseits der Trümmerlandschaft.
    »Deflektor an!«, zischte er und zog Bostich mit sich zurück um eine Ecke, während die Anzugpositronik das Feld aufbaute. Die Gestalt des Imperators verschwamm ebenfalls. Tekener schloss den Helm, um seinen Schutzbefohlenen mittels der integrierten Antiflexfolie wieder sehen zu können, und aktivierte eine geschützte Verbindung zu Bostichs Anzug.
    »Wenn ich mich nicht sehr irre, kommt von dahinten eine fliegende Sonde«, sagte er. »Auf die Schnelle konnte ich sie nicht identifizieren, aber ich weiß natürlich nicht, was die GOS'TUSSAN II alles an Überraschungen in ihren Arsenalen hat. Wenn das Ding seinen Kurs beibehält, müsste es hier vorbeikommen, und du kannst sehen, ob es aus euren Vorräten stammt. Falls nicht ...«
    Ohne zu antworten, löste Bostich seinen Kombistrahler aus der Halterung des Gürtels und hockte direkt an der Ecke ab. Tekener folgte seinem Beispiel. Hintereinander an die Wand gepresst, warteten sie.
    Ein überlasteter Träger weiter vorn im Gang knirschte und gab mit lautem Krachen nach. Irgendwo in dem Nebengang, in dem sie hockten, entwich mit leisem Zischen Luft oder Gas aus einer gebrochenen Leitung. Mehrfach durchlief ein Zittern den Boden. Etwas wummerte hinter ihnen in einem anderen Gang vorbei.
    Tekener atmete gleichmäßig, angepasst an den kräftigen, unter der Belastung und Anspannung leicht beschleunigten Schlag seines Herzens. Er war für ihn wie der Takt eines Tanzliedes, das seine Adern sangen und das ihn sein Leben wieder so intensiv spüren ließ wie selten in den vergangenen Jahrhunderten. Er lebte für die Aufregung, die Anstrengung, die Gefahr.
    Die Begegnung mit dem Tod, der kalte Finger an seinem Herzen – es hatte den Firnis der Gewohnheit von Tekeners Leben gekratzt, es wieder lebendig gemacht. Nichts war mehr Routine, und kein Moment verdiente es nicht, mit voller Intensität gelebt zu werden, egal was er brachte. Andere mochten sich nach solch einem Erlebnis ängstlich zurückziehen. Für ihn hatte sich gezeigt, dass erst das Risiko, die gelegentliche unmittelbare Nähe zum Tod, das Leben zu richtigem Leben machte.
    Ein Schatten huschte dicht unter der Decke in ihr Blickfeld. Kaum hatte Tekener ihn registriert, durchbohrte auch schon ein Energiestrahl das knapp fingergroße zylindrische Objekt und warf es aus der Bahn. Scheppernd schlug es erst an die Wand, dann am Boden auf, überschlug sich, zerbrach und verstreute unzählige kleine Bauteile.
    »Keine von unseren«, sagte Bostich.
    »Ich schätze, sonst hättest du kein Tontaubenschießen darauf veranstaltet. Wir müssen also davon ausgehen, dass die GOS'TUSSAN geentert worden ist, ohne dass jemand eine Chance hatte, es zu bemerken und etwas dagegen zu tun.«
    Bostich nickte, stand auf und drückte die Waffe wieder an den Gürtel, der sofort eine Halterung ausbildete. Sie schalteten die Deflektoren ab. Die Energiereserven ihrer Anzüge wurden für anderes gebraucht.
    »Zurück in die Zentrale?«, fragte Tekener.
    Bostich machte eine ablehnende Handbewegung. »Dort werden sie mich vermuten. Ich halte es für besser, einen Unterschlupf anderswo auf dem Schiff zu suchen, bis ich einen klaren Überblick über den Status und unsere Fluchtmöglichkeiten habe. Wenn ich von Bord bin, kann die GOS'TUSSAN sich ergeben. Ich glaube, dass die Onryonen dann auf unnötiges Blutvergießen verzichten.«
    Tekener musterte Bostich von der Seite.

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