PR Action 07 Aufstand Der Grall
nicht die geringsten Anzeichen«, widersprach er. »Sie schätzen die Lage völlig falsch ein. Aber das kennen wir ja, nicht wahr? Kommen Sie.« Mit ungelenken, aber von hoher Körperbeherrschung zeugenden Bewegungen erhob er sich aus der knienden Haltung. »Ich will Ihnen etwas zeigen.«
»Sie wollen einem anderen etwas zeigen? Das sieht Ihnen aber gar nicht ähnlich.«
Er übte sich in einem säuerlichen Lächeln, das wie so viele Versuche zuvor auf ganzer Linie misslang. Sein Mund blieb fast strichgerade. Die gespannte Haut jenes Teils seines Gesichts, das ohne Metallplatte auskam, war einfach unfähig, ein nennenswertes Mienenspiel zu entwickeln.
»Sie schätzen mich falsch ein.«
»Ich fürchte, das tue ich nicht.«
Ihr Sarkasmus war ihm zwischenzeitlich vertraut. Er wollte etwas erwidern, aber sie fuhr bereits fort und zeigte auf den am Boden liegenden Stab. »Was machen wir damit?«
»Am besten liegen lassen.« Noarto hatte nur einen Blick auf den fremdartigen Gegenstand werfen müssen, um intuitiv sein
Funktionsprinzip zu erfassen. Eine Waffe, war er sich sicher. Ihre Wirkungsweise ließ sich ohne nähere Untersuchung allerdings nicht erkennen.
Zhou nickte. »Ich glaube, in dem Punkt sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung.«
Noarto wandte sich wieder in Richtung der Konsole. Plötzlich zerbarst das Türschott.
Und dann stürmten die Wächterroboter herein.
*
Gucky schaute sich um und nickte; nicht ohne Stolz, aber vor allem von Freude und Feuereifer erfüllt.
Zwölf der Magadu hatten sich bereit erklärt, sie auf dem Weg zum »Heiligtum der Vorzeit« zu begleiten. Gucky vermutete, dass es sich dabei um jene Brutkammer handelte, deretwegen sie eigentlich hier waren. Die Magadu würden ihnen vor allem helfen, den Psi-Nebel zu durchqueren, in dem sie sich offensichtlich zu orientieren wussten. Sie mochten ihn zwar »Todesnebel« nennen, doch Gucky hatte nun eine ziemlich genaue Vorstellung davon, woher diese Bezeichnung rührte.
Es war tragisch, was die Magadu erlitten hatten. Aber wenn alles klappte, würde sich das Blatt bald wenden und kein Magadu mehr »geholt« und keine Seele mehr »gefressen« werden.
»Ich danke dir, Sian«, sagte er zu Loumas Tochter. »Ohne deine Hilfe wären Tako, Wuriu und ich auf uns gestellt und wir hätten kaum eine Chance, unseren Freunden beizustehen.«
Er sah zu ihr auf, sah sie an. Sie war hübsch. Auf eine ganz besondere Weise, wie es sie nur selten gab. Was ihm an Sian gefiel, überwand die natürlichen Barrieren zwischen den Völkern, bedurfte der Augen eigentlich gar nicht.
Man sieht nur mit dem Herzen gut ...
Nicht einmal im Stillen hätte sich Gucky angemaßt zu be
haupten, der Spruch stamme von ihm. Aber er hätte sehr gut von ihm stammen können.
»Nein, du hattest sie schon überzeugt, genau wie mich«, widersprach Sian von den Siebzehn. »Ihnen war es nur noch nicht bewusst.«
»Du hast ihnen die Augen geöffnet«, beharrte Gucky, einmal nicht erpicht darauf, alle Lorbeeren einzuheimsen. »Du warst das Zünglein an der Waage.«
Sian verzog den Mund auf die Art, die Gucky inzwischen als Magadu-Lächeln zu deuten wusste. Ihre kräftigen weißen Zähne schimmerten auf.
»Zünglein an der Waage?«, wiederholte sie. »Sag, Gucky von den Ilt, hörst du manchmal eine Stimme, die nur zu dir zu sprechen scheint?«
Der Ilt wusste nicht recht, worauf sie hinauswollte, daher erwiderte er ihr Lächeln und ließ seinen Nagezahn blitzen.
»Na, komm schon, Dicker ...« Wuriu Sengu war hinter ihn getreten und versetzte ihm mit der Hand einen Klaps auf die Schulter. »Genug geschäkert!«
Gucky wandte den Kopf und schaute zu dem Mutanten hoch. Der Japaner grinste von Ohrläppchen zu Ohrläppchen; ein sehr breites Grinsen.
»Dicker?«, quietschte der Mausbiber. »Schon lange keinem Spiegel mehr begegnet, wie? Du . du .«
Eine Hand legte sich zwischen seine Ohren. »Du solltest gehen«, sagte Sian. »Deine Freunde brauchen dich.«
Langsam strich sie ihm über den Kopf. Etwas Versonnenes lag in ihren Zügen. »Es fühlt sich in der Tat so seidig an, wie es aussieht.«
Das sagen sie alle, wollte Gucky erwidern, bremste sich aber. Dies war nicht der rechte Moment für flapsige Sprüche.
»Kommt heil und ganz wieder«, wünschte Sian.
Ihr Blick wanderte von Gucky zu Wuriu, weiter zu Tako,
dann von einem Magadu zum anderen, bis er ihren Vater erreichte und zur Ruhe kam.
»Ihr alle!«
»Alles wird wieder heil und ganz«, versprach Louma, »wenn wir
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