PR Action 13 Die Trümmerwelt
Ungeheuer sie ansprang und im Schirm des Gleiters in einer Stichflamme verpuffte.
Nichts davon geschah.
Der Gleiter arbeitete sich durch das Gestrüpp. Äste knackten und Blätter raschelten, als Keil ihn zu dem zerstörten Bunker steuerte. Nach einiger Zeit erreichten sie eine Lichtung. Der Lockvogel-Robot stand auf ihr, ungerührt und unbeschädigt.
Run und Keil lasen die Instrumente des Gleiters ab. Diagramme und Auswertungen flackerten über das Display, von denen Tanisha keines verstand. Aber Run tat es. »Infrarotortung, größeres Objekt«, sagte sie. »Ich sehe mich kurz um.« »Run«, sagte Keil. »Warte einen Augenblick, dann komme ich ...«
Tante Run schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Der Signatur nach ist es nur ein Klerm.« Klerms waren die Tiere, die Tanishas Mutter immer »komische Hirsche« nannte. Tanisha wusste nicht, was an einem sechsbeinigen Tier komisch sein sollte.
»Ich bin gleich zurück«, sagte Tante Run. Sie stieg aus dem Gleiter und zog aus dem Gürtel einen Strahler, der mindestens so groß war wie der, den Grishen mitgebracht hatte.
Sie verschwand zwischen den Gebüschen. Grishen gab Tanisha einen Stoß.»Los!«, flüsterte er. »Ihr nach!«
»Bist du verrückt geworden?« Sie hatten ausgemacht, die Grenze zu überqueren. Aber aus dem Gleiter zu steigen? Niemals. »Wir ...«
»Komm schon, wir jagen Run einen kleinen Schrecken ein. Du brauchst keine Angst zu haben.« Grishen pochte auf den Griff seines Strahlers. »Was Run kann, können wir schon lange.«
»Grishen, du ...«
»Wenn du Schiss hast, dann bleib eben hier ... du Kind!« Tanishas Stiefbruder hob den Deckel der Kiste an. Keil bemerkte es nicht, er war ganz auf das Display konzentriert und gab den anderen Minenhunden über Funk durch, sie könnten ihre Arbeit beginnen und nach Minen und vergessener Munition suchen. Tanisha steckte den Kopf aus der Kiste, sah Grishen nach - und huschte hinter ihm her. Sie und Schiss! Sie und ein Kind! Sie würde es ihm zeigen...
Zusammen schlüpften die beiden durch das Unterholz. Tanisha war ganz aufgeregt. Sie waren nicht nur jenseits der Grenze, sondern zudem allein unterwegs. Noch besser: Grishens rote Pupillen hatten sich geweitet, als sie neben ihm aufgetaucht war. So viel Mut hatte er ihr nicht zugetraut.
Tanisha genoss das Erstaunen ihres Stiefbruders und arbeitete sich an seiner Seite vor. Schließlich, Tanisha schwitzte schon, stießen sie auf ihre Tante. Run stand vor einem Loch im Boden, den Strahler nach unten gerichtet und sah drein, wie Tanisha sie noch gesehen hatte. Beinahe, als hätte sie Angst, was natürlich Unsinn war. Run hatte niemals Angst.
Und da geschah es.
Ein Ungeheuer brach aus dem Unterholz hervor, ein Bewohner der ungeräumten Zone. Er starrte vor Schmutz, hatte, wenn überhaupt, nur zerrissene Kleider - und in einer Hand hielt er ein langes Messer mit unregelmäßig gezackter Klinge.
Die Zeit blieb stehen. Tanisha wollte schreien, aber sie bekam keinen Ton heraus. Hilflos sah sie zu, wie Run sich umdrehte - viel zu spät! Entsetzt registrierte sie, dass das Ungeheuer kein Messer, sondern einen langen, zurecht geschliffenen Granatsplitter in den Händen hielt, und sie sah, wie das Ungeheuer ihn hob und ...
... und plötzlich nahm sie eine Bewegung neben sich wahr. Es war Grishen. Er hatte den Strahler hochgerissen und drückte ab
... ein blendend heller Strahl zuckte aus der Mündung und griff nach dem Ungeheuer ... ... und die Zeit kehrte in ihr normales Tempo zurück.
Das Ungeheuer schrie elend auf, als der Strahl ihm einen Arm abtrennte und sich tief in seinen Oberkörper fraß. Es sackte zusammen, im selben Moment gefolgt von Run.
»Nein!«, schrie Tanisha. »Nein! Tante Run!«
Sie rannte los, beugte sich über ihre Tante. Der Geruch von verbranntem Fleisch drang ihr in die Nase. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass sich das Ungeheuer sterbend am Boden wälzte. Sie beachtete es nicht. Sie hatte nur Augen für Run. »Tante!«, schrie sie. »Alles in Ordnung?« Run antwortete nicht. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sahen Tanisha an, ohne sie zu erkennen. Blut, überall war Blut. Es kam aus ihrer Brust, wo das Ungeheuer zugestochen hatte.
Grishen sank neben Tanisha auf die Knie. »Was machen wir nur?«, murmelte er.
»Was machen wir nur? Was machen wir nur?«
»Hilfe, wir brauchen Hilfe!« Tanisha beugte sich vor und drückte die Hände gegen Runs Brustkorb, damit kein Blut mehr aus ihm floss. Es nützte nichts. Ihre Brust war
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