PR Action 20 Die Splitter Des Feindes
langen, gebogenen Messers ins Fleisch gerammt hatte.
Er hatte triumphiert - in jeder Hinsicht. Wer sollte ihn jetzt noch auf halten?
Verdrossen blickte sie nach draußen ins All. In der Ferne zeichnete sich Chrettar in der Schwärze ab, der einzige komplett unbewohnte Planet des Naral-Systems.
Chrettar war ein Gasriese von mittlerer Größe, eine rotgolden schimmernde Kugel lodernder Energie, durchzogen von blaugrünen Schlieren. Vor einigen Jahren hatte ein Konsortium von Ener-gieunternehmen darüber nachgedacht, die natürlichen Ressourcen von Chret-tar anzuzapfen, nachdem eine Analyse eine große Saronitkonzentration im Gas des Planeten ergeben hatte, doch nach einigen innerparlamentarischen Schwierigkeiten war das Vorhaben fallen gelassen worden.
Seitdem interessierte sich niemand mehr für den Planeten - was genau der Grund dafür gewesen war, die Robotstationen hier zu »parken«, bis sie gebraucht wurden. Hier waren sie vor Angreifern gut versteckt und befanden sich doch in einer so zentralen Position, dass sie innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit jeden Winkel des Systems erreichen konnten.
Gewiss, die Opulu waren um einiges größer als die Wachstationen, aber deren geballter Feuerkraft würden sie nichts entgegenzusetzen haben, zumal ihre Todesstrahlung nur organische Substanzen angriff. Die Stationen waren jedoch komplett automatisiert, so-dass die lebenden Monde keine Möglichkeit hatten, sie auszuschalten.
Lok-Aurazin hatte wirklich an alles gedacht.
Liarr verfolgte angespannt, wie der Gleiter die nächstgelegene Station ansteuerte. Aus der Nähe erinnerte die Station dank der Mündungen der Impulsgeschütze, die in alle Richtungen wiesen, an einen riesigen Seeigel. Hier und da zeichneten sich zwischen den grauen, quadratischen Platten der Panzerung schimmernde Sensorfelder ab, und an beiden Polen der Station pulste in regelmäßigen Intervallen ein Positionslicht.
»Da wären wir«, sagte Lok-Aurazin und leitete den Andockvorgang ein. Der Raumgleiter, den sie aus dem Hangar des Anwesens auf Palliaton entwendet hatten, zog längsseits und legte schließlich an der Station an.
Lok-Aurazin löste seine Gurte, erhob sich aus dem Pilotensessel, blickte auf Liarr herab - und ließ mit einem kalten Lächeln dieses verfluchte Messer aufschnappen, das unvermittelt wie durch einen Zaubertrick in seiner Hand lag.
Das scharfe Schnappgeräusch ließ die Ultima unwillkürlich zusammenzucken. Einen Moment lang fürchtete sie, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Stattdessen jedoch durchtrennte der Magadone mit einem raschen Schnitt ihre Fesseln, ließ das Messer wieder verschwinden und deutete mit einem kalten Lächeln auf das Einstiegsschott des Gleiters.
»Nach dir, Verehrteste.«
Liarr stemmte sich aus dem Formsessel in die Höhe und rieb sich die wunden Handgelenke, während sie zum Schott voranging. Jetzt, da das Blut in ihre Finger zurückkehrte, kribbelten sie mörderisch, doch die Ultima achtete nicht weiter darauf.
»Öffnen«, sagte der Magadone hinter ihr, als sie das Schott erreichte.
Liarr drückte auf den Knopf neben der Tür, und die Luke glitt mit einem leisen Zischen beiseite, um den Blick auf einen schlichten grauen Metallkorridor freizugeben, vielleicht anderthalb Meter breit und zwei Meter hoch. Bei ihrem Eintreten erwachten die Leuchtkörper unter der Decke flackernd zum Leben. Viel zu sehen gab es allerdings nicht: Schon nach wenigen Metern endete der Gang vor einer grauen Panzertür mit einem Display an der Wand daneben.
Ihre Schritte auf dem gestanzten Metallplast des Bodens klangen sonderbar dumpf, als sie hintereinander den Korridor durchquerten. Dann standen sie vor dem Panzerschott, das ins eigentliche Innere der Station führte. Der Ma-gadone deutete mit einer einladenden Handbewegung auf das Druckdisplay, auf dem die Worte BITTE ALLGEMEINEN ZUTRITTSKODE EINGEBEN leuchteten, weiße Buchstaben auf blauem Grund.
4E
Andreas Kasprzak
»Zeit für deinen großen Auftritt, Verehrteste«, sagte er.
Liarr warf ihm einen unwilligen Blick zu, doch sie trat vor und tippte den Zugangskode ein. Sie hatte ihre Eingabe kaum bestätigt, als das Schott auch bereits mit einem schweren, metallischen Schnarren beiseiteglitt und ihnen Zutritt ins Innere der Wachstation gewährte, die sich vom Aufbau her komplett von bemannten Raumstationen unterschied.
Es gab keine Mannschaftsquartiere, keine Kombüse oder Hygienezellen, nichts, was den Aufenthalt an Bord angenehmer gemacht hätte.
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