PR Action 23 Jagdziel Rhodan
Lemarak so etwas wie ein Grab gefunden hatte.
Es stand zu befürchten, dass dieses Unglück das Gleichgewicht des gesamten Sonnensystems beeinträchtigen würde. Aber vielleicht hatten die Ekhoniden ja auch »Glück« - und die Auswirkungen würden nur dem Kometenabsturz vergleichbar sein, der einst auf der Erde die Dinosaurier ausgelöscht haben sollte.
Das wäre womöglich eine Chance zum Neuanfang für diese Welten und ihre Bewohner.
Ob sie diese Gelegenheit nutzen würden, das blieb ihnen überlassen. In diese Belange konnte Rhodan sich nicht ein mischen, und er wollte es auch nicht.
Er drehte ein weiteres Mal den Kopf. Ein anderer Monitor zeigte die überlebenden Opulu - wie stark angeschlagen sie waren, ließ sich, wie so vieles, was sie anging, nicht sagen. Sie hatten sich in den Leerraum zurückgezogen, geschwächt; daran immerhin bestand kein Zweifel. Das war ihnen anzusehen, wenn auch auf eine Weise, die Rhodan nicht hätte erklären können.
»Sie setzen sich in Bewegung«, meldete jemand.
Dann war es auch mit dem bloßen Auge zu erkennen, dass die Opulu ab-zogen.
»Wohin? Lässt sich das feststellen?«, wollte Rhodan wissen.
Bully gab die Antwort; sie hatten über Funk miteinander geschwiegen.
»Richtung Demetria-Sternhaufen.«
Rhodan nickte nur. Es wunderte ihn nicht, auch wenn er die Gründe für dieses Ziel noch nicht kannte.
Dass auch Lok-Aurazin - im Chaos der Katastrophe, aber auch begünstigt durch die Lähmung, die alle und alles danach befallen hatte - in diese Richtung entkommen war, passte noch dazu ins Bild. Die letzten Kursvektoren seines Gleiters waren eindeutig.
»Ich komme rüber«, kündigte Perry Rhodan seinem alten Freund an. Seine Stimme klang müde, belegt.
Bullys auch. »Bis gleich.«
*
Auf Ekhas, in Ent-Than
Shann-dal erwachte wie aus einem Traum, in dem sie wer weiß wohin ge-schlafwandelt war, und der nächtliche Himmel über ihr hing voller Monde.
Monde, deren Anblick etwas anrührte in ihr. Der ein Gefühl des Abschieds auslöste. Der ihr wehtat im Herzen. Es tat so weh wie damals, als sie ihr Elternhaus in Jhess-Fal verlassen hatte, um nach Ent-Than zu gehen - nur war der Schmerz jetzt viel stärker, viel größer als damals.
Als würde ihr, auf freilich unmögliche Weise, etwas von der Größe eines dieser Monde aus der Brust gerissen.
Sie sind tot, ging es ihr durch den Sinn, und sie begriff, ohne zu verstehen.
Aber nicht alle, schien eine andere Stimme als die eigene in ihr zu raunen.
Es fiel ihr schwer, den Blick vom Himmel zu lösen. Als es ihr endlich doch gelang und sie sich umschaute, sah sie, dass sie nicht allein war - nicht allein in der Nacht und auch nicht allein in ihrem Schmerz und ihrer Trauer.
Andere wie sie saßen und standen um sie herum, hier, irgendwo in Ent-Than, in einer abgeschiedenen Ecke, wo sie sich wiederfanden wie abgelegte ...
... Kinder, dachte Shann-dal. Und: wie Waisenkinder.
Es war kalt, und es war nicht nur, am allerwenigsten sogar, die Nacht, die sie alle frieren ließ.
Allmählich sahen sie sich alle um und einander an. Viele von ihnen hatten sich schon vorher gekannt. Jetzt kannten sie sich alle, weil sie, gewissermaßen, eins gewesen waren.
Eine Armee waren wir.
Wieder schaute Shann-dal nach oben.
Ihre Kinder waren wir ...
Irgendjemand berührte sie an der Schulter. Sie wandte den Kopf.
»Flaurr-tor«, sagte sie, als sie den hageren Mann hinter sich erkannte, mit dem sie eine unliebsame, aber, wie ihr vorkam, lange zurückliegende und verziehene Erinnerung verband.
Sie streckte die Hand nach ihm aus, nach seiner Stirn, berührte sie dort, wo sie verletzt zu sein schien. Unter ihren Fingern spürte sie glattes Narbengewebe - und sie spürte Flaurr-tors Finger an ihrer Stirn. Dann hielt er ihr etwas hin, das sie entgegennahm und betrachtete.
Ein Stein.
So tot, wie es die Monde jetzt waren.
Ein erloschener Kristall. Den Flaurr-tor ihr von der Stirn gepflückt hatte?
Shann-dal ertastete auch über ihren Augen eine Narbenstelle, wie Flaurr-tor sie hatte.
Wieder begriff sie, ohne weiter darüber nachzudenken.
Sie wusste, was geschehen war. Was hinter ihnen allen lag. Was sie getan hatten.
Aber es war jetzt nicht mehr wichtig. Denn es war vorbei.
Was zählte, war die Zukunft. Und diese Zukunft stand in den ...
Abermals ging ihr Blick nach oben -ihrer aller Blick, der Blick eines jeden ehemals gläsernen Kindes.
Die Monde waren verschwunden.
Geblieben waren nur die Sterne.
Und sie funkelten
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