PR Action 25 Mutantensterben
dringend benötigten Schlaf. Ich blickte auf die Uhr. Der 20. Juni war gerade mal vier Stunden alt.
Ich zog mich aus dem Bett, wischte mir den Schlaf aus den Augen und aktivierte das Gerät.
»Der Ara«, meldete sich ein junger Mann vom Bereitschaftsdienst meines Sekretariats. »Sie wollten geweckt werden, sobald er sich rührt«, fügte er fast entschuldigend hinzu.
»Ist schon gut, Charles. Schalten Sie ihn durch.«
Das Bild wechselte. »Na endlich!«, sagte Kal-Azim. »Ich versuche schon seit fünf Minuten, Sie zu erreichen. Meine Zeit ist kostbar ...«
»Was gibt’s?«, unterbrach ich ihn. Im Geiste ging ich die Liste jener Kolonialwelten durch, die einer Erforschung harrten und möglichst unwirtliche Bedingungen für einen Forscher boten. Die Extrem weit Epsal kam mir in den Sinn.
»Ich habe Leutnant Guck gesundgeschrieben. Es gibt aus medizinischer Sicht keinen Grund mehr, ihn bei uns festzuhalten. Ehrlich gesagt, wären wir sehr froh, ihn so rasch wie möglich loszuwerden. Ich muss Dinen wohl nicht sagen, was geborstene Bettpfannen, die wundersamerweise in aseptisch gehaltenen Laboratorien auftauchen, für ein Unglück anrichten können ...«
»Ich hoffe, es ist niemand zu Schaden gekommen?«, fragte ich, meine Schadenfreude nur sehr mühsam verbergend.
»Nur indirekt. Auch der Stolz kann leiden ...«
»Also schön; sagen Sie Gucky, er soDe sich so rasch wie möglich bei mir melden.« Ich wechselte das Thema. »Was hat die Kernspintomografie ergeben?«
»Sie hatten recht, Sir.« Die Worte fielen dem Ara sichtlich schwer. »Wir lokalisierten mehrere mikroskopisch kleine Gerinnsel im Bereich des Fron-taDappens, als wir gezielt danach suchten. Wir haben das geschädigte Gewebe im Rahmen eines minderen neuro-chirurgischen Eingriffs entfernt. Eine Routinesache, die nur eine halbe Stunde in Anspruch nahm.«
Kal-Azim bestätigte somit, was Narim Trock vermutet hatte: Gucky war Angriffsziel eines Psi-Begabten gewesen, der in die Köpfe seiner Opfer eindrang.
Doch eine Frage blieb: Wollte der Spuk morden - oder war der Tod nur ein Nebenaspekt seines eigentlichen Ziels?
14. Der Bulle und der Märchenerzähler
»Ich durchschaue dich nicht, Blechkasten. Das stört mich. Das stört mich sogar ungemein.«
»Es tut mir leid, Sir, dass ich Ihnen Probleme bereite.«
»Dann sag mir, warum du so bist, wie du bist.«
»Darf ich Sie bitten, mich zu siezen, Sir?«
»Du darfst; ich werde es aber nicht tun.«
»Ich verstehe, Sir. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich weiß es nicht. In meiner Produktionsgeschichte gibt es keinen Hinweis, warum ich mich anders als meine ... KoDegen entwickelt habe.«
»Du siehst dich als eigenverantwortliches Individuum mit aDen Rechten und Pflichten?«
»Ja, Sir! Wie ich Ihren KoDegen bereits dreiundsechzigmal sagte, Sir!«
»Na schön.« Narim Trock blickte auf seine Uhr. »Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit für Spielchen mit durchge-knaDten Robotern. Auch wenn dein Rechtsanwalt noch so sehr dagegen protestiert, dass wir dich hier festhalten, und meint, dass du die Aussage verweigern soDtest: Du musst mir helfen, Individuum hin oder her. Die Galaktische Abwehr kennt Wege, dir Gewerbeschein und Sonderstatus binnen weniger Minuten abzuerkennen, und dann heißt’s: ab in die MetaDpresse.«
»Ist das eine Drohung, Sir?«
»Richtig erkannt, mein Freund.«
»Ich verstehe, Sir! Dann bin ich selbstverständlich bereit zu kooperieren, Sir!«
»Das freut mich.« Narim Trock lehnte sich entspannt zurück. »Es geht darum, einen Mistkerl dingfest zu machen, der durch Terranias Straßen spaziert und Menschen mordet.« Der Agent sammelte seine Gedanken und formulierte die
Frage mit Bedacht. »Du hast dich während der Attacke auf Sonderoffizier Guck in seiner unmittelbaren Nähe aufgehalten. Ist dir etwas aufgefallen? Im Convention-Center, außerhalb, während dieser seltsamen Auseinandersetzung, während der Kommandoaktion der Galaktischen Abwehr?«
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»Ihre Frage ist sehr allgemein formuliert, Sir. Es gab Hunderte Details, die mir auffielen. Die meisten lassen sich wohl mit der ungewöhnlichen Erregung erklären, die während des Angriffs auf Sonderoffizier Guck herrschte.«
Narim Trock schloss die Augen und zählte bis zehn. Er musste sich in Geduld üben. Sein Gegenüber war ein Etwas, mit dem er es noch niemals zuvor zu tun gehabt hatte.
»Ich versuche es mal anders: Ist dir jemand aufgefallen? Hat eines der Wesen in deinem Umfeld etwas gesagt oder getan, was sich nicht
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