PR Action 25 Mutantensterben
kamen.«
Robby tätschelte dem Mädchen sachte die Wangen. »Aber diese Details aus der Märchenkunde interessieren dich sicherlich nicht. Ich erzähle dir gerne die Version der Brüder Grimm aus dem Jahr achtzehnhundertzwölf. Wenn deine Eltern es wollen, kann ich ihnen später die mittelalterliche Erwachsenenversion vortragen. Sie ist viel ... böser.«
Das Mädchen setzte sich zu seinen Füßen. Robby sorgte dafür, dass sich die bereitgelegten Matten selbsttätig aufbliesen. Aus den beiden Beinfächern, die er von nicht mehr benötigten Zusatzelementen befreit hatte, fuhren Becher aus. Sie waren vollgestopft mit Salzbrezeln und anderen Snacks. Der Duft nach butterbeschmiertem Popcorn verbreitete sich, weitere Kinder näherten sich und nahmen Platz. Die Mikrowelle in seinem Unterleib machte sich einmal mehr bezahlt.
Erwartungsvolle Blicke trafen ihn, und als er begann, mit seiner lange geübten Märchenstimme zu erzählen, kamen auch die Erwachsenen herbei. Sie vergaßen ihre Alltagssorgen und den Stress, der ihnen vom Leben am selbsternannten Nabel des Universums auf gebürdet wurde.
Robby ... liebte sein Leben.
13. Ich, Rhodan
Der Agent wartete in seinem kleinen Büro auf mich. Es roch abgestanden, und trotz einer kleinen Armada umherwuselnder Reinigungsroboter wirkte das Zimmer schmuddelig.
»Ich hab da was«, sagte Narim Trock.
»Das hoffe ich doch sehr.«
Der Agent öffnete eine Schublade und kramte zwischen Foliennotizen, Büromaterial und seltsamen Origami-Faltfigürchen eine altertümliche Mappe hervor. »Habe recherchiert«, sagte er kurz angebunden. »Habe meine Hausaufgaben erledigt und das getan, was eigentlich Usus sein sollte, aber nur selten geschieht.«
Ich ahnte, worauf er hinauswollte.
»Habe Querverbindungen gezogen und alle Datenquellen angezapft, die mir zur Verfügung standen. Hat mir ganz schöne Mühe bereitet. Sie wissen ja: Die GalAb und die Terrania Security sind sich nicht ganz koscher, Abteilung F-l kocht oftmals ihr eigenes Süppchen, der Lunare Sicherheitsdienst will auch überall mitmischen. Und so weiter und so fort. Nur mit ein wenig ... Überredungskunst konnte ich von allen Seiten Material erhalten, das erst in Zusammenhang mit dem Überfall auf Gucky Brisanz gewinnt.«
»Und zwar?«
»Da drin steht alles.« Trock schob mir die Unterlagen mit einer bedächtigen
Bewegung zu. »Es wird Ihnen nicht gefallen.«
Ich aktivierte die Akte mit einer Reibebewegung. Sie anerkannte meine Autorität und entfaltete sich. Ich blickte auf Unfall- und Todesberichte.
»Jemeljan Rochaschow«, las ich auf der vordersten Seite, »Jawarlal Vajyee und Ella McGinley.« Auf dem nächsten Blatt sah ich eine weitere, etwas längere Liste mit Namen und Daten, neun an der Zahl.
»Ich kenne die ersten drei Opfer«, sagte ich betroffen und betrachtete die Bilder eingehend.
»Das sollten Sie auch.« Narim Trock schniefte in seinen selbstreinigenden Nasenbeutel. »Es handelt sich um Mitglieder des erweiterten Mutantenkorps. Alle drei starben während der letzten Wochen und Monate an den Folgen von Gehirnblutungen.«
*
Jemeljan Rochaschow war ein Em-path gewesen. Wie ein Resonanzkörper hatte er Stimmungen in einem Umkreis von einhundert Metern auf genommen. Seine Begabung war nicht sonderlich stark ausgeprägt gewesen, doch ich wusste, dass er auf Seiten der Geheimdienst» Abwehr gerne eingesetzt worden war. Über 30 Jahre lang hatte er schon sein Wissen als Berater in Militärakademien weitergegeben und besonderes Augenmerk auf die Forcierung anderer, jüngerer Mutanten gelegt.
Nun war er tot, gestorben während eines Konzerts im Deathhammer.
Jawarlal Vajyee, indischer Abstammung. Ich wusste, dass der schlaksige Mann mit den zwei markanten Ge-sichtsnarben ein besonderes Talent als Fährtenleser besessen hatte. Seine Begabung war nie ausreichend bestimmt worden; angeblich »fühlte« er den Erdboden und stand in einer fast mystischen Verbindung mit den Natur-elementen. Auf Raumstationen und -schiffen war er so gut wie nutzlos gewesen, soweit ich mich erinnerte.
Und dann war da noch Ella McGinley. Ein junges Mädchen, etwas pummelig, mit ernsten, traurigen Augen, das vor zwei Jahren einen Selbstmordversuch mit ätzenden Chemikalien nur knapp überlebt hatte und seitdem fast durchgehend in einem Heilbad ruhen musste. Die Wirkung der Industriesäure, der sie sich ausgesetzt hatte, konnte nur aufgehalten, aber niemals gestoppt werden. Sie fraß sich nach wie vor durch den Körper des
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