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PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe

PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe

Titel: PR Andromeda 01 - Die brennenden Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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und fast so zurückhaltend wie die Kommandantin, stets freundlich, dabei aber auch unverbindlich.
    Tess sah ihre Gesichter und fragte sich, was sie dachten.
    Früher hätte sie es nicht fragen müssen. Früher hätte sie es gewusst.
    Tess Qumisha war Monochrom-Mutantin gewesen. Sie hatte von Geburt an die Welt nur schwarz-weiß wahrnehmen können. Ihre Fähigkeit war die der Telepathie gewesen; sie hatte in den Gedanken ihrer Mitmenschen und anderer Wesen lesen können wie in offenen Büchern.
    Und das konnte sie jetzt nicht mehr. Ein Monochrom-Mutant war nicht nur unfruchtbar, er hatte auch ein Todesgen in sich getragen, das normalerweise irgendwann aktiv wurde und dem Leben ein vorzeitiges Ende bereitete. Eine Operation hatte sie gerettet und ihr auch die Fähigkeit gegeben, farbig sehen zu können. Zu einem hohen Preis: auf Kosten ihrer Parafähigkeiten.
    Als Tess aus der Narkose erwacht war, hatte sie geglaubt, sie sei plötzlich taub und blind zugleich geworden. Wie sollte sie diesen Verlust beschreiben? Den Verlust eines Sinnes, über den andere Menschen gar nicht verfügten, den sie sich nicht vorstellen konnten? Was machte es schon aus, wenn man plötzlich keine Gedanken mehr lesen konnte? Die anderen konnten es schließlich ja auch nicht.
    Es war sinnlos gewesen, mit ihnen darüber zu sprechen. Sie hatten sie nicht verstanden.
    Tess machte niemandem einen Vorwurf. Vielleicht waren die anderen insgeheim sogar froh darüber, dass sie keine Gedanken mehr lesen konnte. Vielleicht hatten sie sich vor dieser Fähigkeit ein wenig gefürchtet, waren ihr zumindest mit Misstrauen begegnet.
    Aber es war still geworden um sie herum. Das leise Wispern war verschwunden, das sie ihr ganzes Leben lang vernommen hatte, das Flüstern im Hintergrund, die Geräuschkulisse, an die sie sich so sehr gewöhnt hatte, dass sie laut aufgeschrieen hatte, als sie erwachte und sie auf einmal verschwunden war.
    Sie hatte gewusst, dass sie ihre telepathische Fähigkeit verlieren würde, es hatte keine Alternative zu der Operation gegeben, nur den Tod, und sie hätte Benjameen nicht allein zurücklassen können. Sie wollte ihr Leben nicht aufgeben, hatte daran gehangen. Aber jetzt ...
    Wenn die Stille ganz tief wurde, wenn sie von ihr erdrückt zu werden schien, wenn sie wieder einmal an ihr verzweifelte, dann.fragte sie sich gelegentlich, ob sie damals die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Sie brauchte nur Benjameen anzusehen, um die Antwort darauf zu kennen.
    Und es hatte ein Leben nach dem Tod der fremden Stimmen in ihrem Kopf gegeben. Mit Bens Hilfe hatte sie die Ausbildung zur Hochfrequenz-Energietechnikerin abgeschlossen und dann Hyperphysik studiert. Und sie war bestimmt nicht schlecht in ihrem Job, sonst hätte Rhodan ihr nicht die wissenschaftliche Leitung der Expedition übertragen. Der Resident wusste da genau zu unterscheiden. Sicher, er hätte sie mitgenommen, weil Benjameen sie vielleicht brauchte, aber wenn er ihr in dieser Hinsicht nicht vertraute, hätte er einen anderen Wissenschaftler an Bord geholt.
    »Perry!« Coa Sebastians Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Die Kommandantin ließ eine Holoprojektion in der Mitte der Zentrale entstehen. Es zeigte eine schematische Darstellung der Milchstraße, durch die sich ein roter Strich zog - der Kurs der JOURNEE. Der Sektor Hayok lag schon weit hinter ihnen. Bei dem Flug mit einem Überlichtfaktor von 80 Millionen, den Rhodan angeordnet hatte, legte die JOURNEE über zweieinhalb Lichtjahre in der Sekunde zurück - etwa 9000 in der Stunde!
    Rhodan schien die Kommandantin nicht gehört zu haben.
    Er saß noch immer völlig geistesabwesend da, starrte ins Leere, schien auf etwas zu lauschen, das nur er wahrnehmen konnte.
    Die ehemalige Telepathin betrachtete das Holo.
    Der Sektor Hayok befand sich etwa 2150 Lichtjahre oberhalb der Milchstraßen-Hauptebene. Rhodans leisen, fast geistesabwesend gemurmelten Anweisungen folgend, hatte Zim November einen Kurs leicht »schräg nach unten« in Richtung Nordwest-Rand der Milchstraße gesetzt. Sie hatten im Überlichtflug mehrere bekannte und bedeutende Welten passiert, darunter auch den von Terranern besiedelten Planeten Epsal.
    Immer wieder war die JOURNEE in den Normalraum zurückgefallen, und Perry Rhodan hatte anscheinend ins All hinaus gelauscht und dann den Kurs bestätigt - eine gerade Linie in den Nordwest-Quadranten der Milchstraße. Bei einem dieser Stopps hatte Tess schon befürchtet, Arkon sei Rhodans Ziel, doch der

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