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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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Einschlaglöcher in seinem Lasky-Baty-Hemd.
    »Du empfindest Trauer«, stellte sie fest. »Und Schuldgefühle.«
    »Jaaa!«, dröhnte der Maahk.
    »Das ist ganz schön viel Gefühl auf einmal für jemanden aus einem Volk reiner Logiker. Bist du dir sicher, dass nicht dieser LemSim getroffen worden ist? Und kannst du vielleicht etwas leiser sprechen? Da draußen liegen Leute, die ihren Schlaf dringend nötig haben.«
    »Oh«, sagte Grek. »Ja. Entschuldige. Nein. Der LemSim hat nichts abgekriegt.« Er tastete nach dem Implantat, dessen obere Rundung gerade noch unter dem Kragen seines Raumanzugs hervorlugte. »Mich deucht, ich werde langsam empfänglicher für seine Signale.« Er schloss die Augen wieder. »Entschuldige. Ich werde wieder von dieser Trauer überschwemmt. Wie haltet ihr das nur aus?«, brüllte er.
    Raye nahm die Tentakelhand mit den zwei Daumen und tätschelte sie, wie sie es bei der Richterin gesehen hatte. Sie wartete, bis er sich etwas beruhigt hatte. »Kannst du die Gefühlsstärke nicht runterdimmen?«
    »Keinerlei Möglichkeiten der Einstellung«, sagte Grek.
    »Dann schalte ihn einfach ab.«
    Grek stieß Luft aus. Es klang fast, als lache er.
    Raye bekam ein flaues Gefühl im Magen. »Du meinst ... du kannst ihn nicht ausstellen? Das ist ja ... Das glaub ich nicht! Das ist ja völlig verantwortungslos. Wer baut denn so was?«
    »Das ist nur konsequent«, sagte der Maahk. »Wenn ich wissen will, wie es einem eher von Gefühlen gelenkten Wesen ergeht, muss ich mich diesen LemSim-generierten Gefühlen doch ebenso stellen, wie dieses Wesen sich den seinen zu stellen hat. Nämlich beständig und ungefiltert.«
    »Das klingt konsequenter, als mir lieb ist«, sagte Raye. Sie strich die fingerkurzen Haare hinter die Ohren zurück. »Das heißt, wenn du nicht mehr willst, kannst du nur das Experiment abbrechen und dir den LemSim herausnehmen lassen, ja?«
    »Ganz oder gar nicht«, bestätigte der Maahk.
    »Und darauf willst du durch reine, pure, kalte Logik gekommen sein?«, fragte sie. »In meinen Ohren klingt dieser Ansatz eher romantisch.«
    Sie hatte es witzig gemeint, aber den Maahk überlief ein Zittern. »Es g-geht schon wieder los«, brachte er mühsam hervor.
    »W-was soll ich n-nur tun?«
    »Trauern«, sagte Raye und stand auf. »Das mit der Musik und dem Brüllen war schon in Ordnung. Auch wenn es dir vielleicht komisch vorgekommen ist.« Sie ging zur Tür.
    »Nein, bleib doch«, sagte Grek. »Ich ... ich möchte jetzt nicht allein sein. Ich ...« Er schien zu lauschen. »In mir tobt solch ein Tumult ... Das halte ich allein nicht aus.«
    Raye sah ihn an, dieses riesengroße Häuflein Elend in seinem Raumanzug und seinem lächerlichen Hemd, und auf einmal hatte sie eine Eingebung. Sie sah ihn vor sich, wie er seine Trauer teilte. Mit den Atto draußen. Wie sie alle zusammen alles rausließen und sich wieder beruhigten.
    Und wer weiß, vielleicht kamen anschließend sogar ein paar Atto in die Klinik, um doch wieder zu spenden ...
    »Komm mit, Grek«, sagte sie und ging in Richtung Treppenhaus. »Komm!«
    Die altmodischen Kunststoff-Fenster hatten keine Griffe, aber Raye trug den notwendigen Dreikant an ihrem Schlüsselbund.
    Sie zog den größten Fensterflügel auf. Nachtluft wallte herein, kaum kälter als die Luft drinnen. Sie duftete nach Blüten und Holzfeuern. Grek sah Raye an. Sie trat zurück, gab ihm den Weg zum Fenster frei.
    »Sprich zu ihnen«, sagte sie. »Als sein Wahlbruder.«
    »Zu ihnen sprechen.« Es klang fast andächtig. Der Maahk blinzelte mit seinen vier grün glitzernden Augen. »Eine TrauerRede, ja? So nennt ihr das doch.«
    »Ja.« Raye wies mit der Hand zum Fenster.
    »Eine Trauer-Rede ...« Der Maahk trat an die Öffnung. Beugte den Oberkörper leicht vor. Sah nach unten.
    Raye stellte sich schräg hinter ihn und sah ebenfalls hinaus. Die Menge unten hatte ihn noch nicht bemerkt, hier im zweiten Stock. Sie schien mit sich selbst beschäftigt.
    Auf einmal ertönte Musik. Sie kam aus Greks Anzuglautsprechern. Langsam, getragen. Ein Solostück. Raye hätte Lasky Baty erwartet, aber es klang nicht ganz nach ihm, sondern älter, archaischer. Ein Saiteninstrument? Aber die Töne klangen geschlagen, nicht gestrichen oder gezupft.
    »Ist das dieser andere auf deinem Hemd?«, flüsterte Raye.
    »Dieser Mozart?«
    Grek antwortete nicht. Er schien zu warten, bis immer mehr Atto zu ihm heraufschauten.
    Dann machte er in seinem Helm Licht an. Raye sah, dass er die rückwärtigen

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