PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
womöglich, während dieser gerade in der Zentrale war, sollte sich aufgrund des hohen Automatisierungsgrads des Schiffes von allen guten Geistern verlassen wissen. Ihn sollte jedes plötzliche Knarren des gewaltigen Schiffsrumpfs und jedes unvermittelte Hochfahren irgendwelcher hinter dicken Schotten verborgenen Aggregate fürchten lassen, dass er jeden Moment in einer von Takegaths Fallen sein Leben aushauchte.
Ob Aph Kismati, der Stellvertreter, dies fürchtete, als er in den dunklen Gang einbog, war nicht zu erkennen. Seine gelblichen Tentakel schwankten wie Unterwasserpflanzen in der Strömung, aber das taten sie wahrscheinlich sogar im Schlaf. Jedenfalls drosselte er sein Tempo, als sich herausstellte, dass über Takegaths Kabinentür ein Licht brannte und unter diesem Licht eine in eine schwarze Kutte gehüllte Gestalt stand. Dann rollte er auf seinen inzwischen wieder anmontierten Rädern weiter.
Bei der Gestalt handelte es sich um Diwva, vielleicht auch um Bahpi. Sie stand mit dem Rücken an die Tür gelehnt, ein rosa schimmerndes Bein hochgezogen, und schlug mit der flachen Hand gegen die Tür. »Bitte, Hoher Priester, ich flehe Euch an, haltet ein! Ihr versündigt Euch!«
»Du elende Hure!«, drang Takegaths Stimme durch die Tür.
»Hinfort mit dir!«
»Oh!«, jammerte sie und gähnte. »Ach, ich flehe euch an!« Dabei zog sie einen ihrer langen, ausfahrbaren Fingernägel über einen Wetzstein.
Als Aph Kismati sich näherte, verschwand der Wetzstein mit einer fließenden Bewegung in einer Tasche der Kutte, und die Nimvuanerin stand breitbeinig da, die Arme locker ausgestreckt.
»Was spielt ihr da?«, fragte der Stellvertreter. »Die sündige Betschwester, Teil vierundzwanzig?«
Die Nimvuanerin sah ihn nur an.
»Nun denn«, sagte Kismati. »Wenn ich den Hohen Priester vielleicht sprechen könnte. Es ist dringend.«
Sie schüttelte den Kopf. »Oh bitte, Ehrwürdiger Vater!«, rief sie nach hinten. »Verstoßt mich nicht! Stoßt mich lieber!«
»Hinfort, Teufelsweib!«, rief Takegath hinter der Tür.
»Ich flehe Euch an! Was quält Ihr mich damit, mein argloses Schwesterlein so hinterrücks zu bedrängen? Bin ich Euch denn nicht immer willfährig gewesen? Habe ich nicht ein Lippenbekenntnis nach dem anderen abgelegt?«
»Deine Schwester«, rief Takegath durch die Tür, »scheut es nicht, sich vom Pfahl der Erkenntnis durchbohren zu lassen! Sie ist keine von denen, die den Allvater erst mit ihrem aufreizenden Benehmen und ihren unzüchtigen Reden verhöhnen, um sich für die Buße dann zu fein zu sein!«
»Oh!«, keuchte Bahpi, vielleicht auch Diwva, hinter der Tür.
»Immer bevorzugt Ihr meine Schwester!«, protestierte Diwva, vielleicht auch Bahpi, vor der Tür.
»Spürst du es?«, fragte Takegath hinter der Tür. »Spürst du, wie der Geist des Allvaters über dich kommt?«
»Ja!«, keuchte die Nimvuanerin in der Kabine. »Oh ja! Ich spüre es! Oh ja, oh ja, oh ja!«
Ihr Keuchen ging in Schreie über.
»Bitte, Ehrwürdiger Vater, bitte!« Die Nimvuanerin auf dem Gang, die nun wieder mit dem Rücken an der Tür lehnte, ohne jedoch Kismati aus den Augen zu lassen, trommelte mit beiden Fäusten an die Füllung. »Ich flehe Euch an, haltet ein! Es ist wider die Natur, was Ihr da tut! Wider die Natur der Schöpfung!«
Nun war auch von Takegath ein Aufschrei zu hören.
Dann lag alles still hinter der Tür.
»Kommandant«, sagte die Nimvuanerin vor der Kabine. »Aph Kismati möchte dich sprechen.«
»Soll reinkommen.«
Die Tür glitt zur Seite.
Kommandant Takegath saß am Kopfende seines Vierpfostenbettes. Er hatte sich eine Decke über den Schoß geworfen.
Diwva, vielleicht auch Bahpi, lag bäuchlings auf dem Bett, das Becken mit einigen Kissen erhöht. Ihr Nonnengewand war noch hochgeschlagen. Ihre Pobacken glänzten ölig. Sie lag da, den Kopf auf der Seite, die Augen geschlossen, und saugte selig ein Fläschchen De'Ro'Collo leer.
»Kismati«, sagte Takegath, »was gibt's?«
»Eine Meuterei, fürchte ich, mein Kommandant.«
Der tentakelbewehrte Minipanzer glitt ins Zimmer, gefolgt von der zweiten Nimvuanerin. Hinter ihr ging die Tür wieder zu.
Niemand bemerkte das winzige Modulauge, das sich rasch von der Gangdecke hatte fallen lassen und nun kopfüber unter dem Minipanzer hing und sich duckte.
Chi-Lopi war völlig erschöpft. Der Mhool hatte es sich in seiner Kabine so gemütlich gemacht, wie es nur ging. Um die immer noch schmerzende Leibmitte hatte er sich ein
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