PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
Meditationshaltung da. Schenkel, Unterschenkel und Hände waren, von Kallusgewebe überwachsen, miteinander verklumpt; darüber reckte sich der schmale Leib mit der glatten, von einem Netzwerk feiner Risse überzogenen Rinde empor. Sein Gesicht war unter dem gewaltigen Büschel von langen, harten, in sich gedrehten Palmblättern kaum auszumachen. Es sah frech aus, frech und fröhlich. Der Erdboden, in dem er wurzelte, war mit zarten Gräsern und Blumen bedeckt. Am Bottichrand glommen Räucherstäbchen. Du also bist der Bursche , hörte Martan eine Stimme in seinem Kopf, der den ersten charandidischen Weltraumflug seit der Revolution wagen will. Anyma Mundy mein Name. Ich hab viel von dir gehört. Natürlich nur das Beste, versteht sich.
»Ja. Donnerwetter. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Martan blickte in die erwartungsvollen Gesichter um sich herum. »Mich interessieren schlechte Schwingungen und scharfe Kanten ehrlich gesagt nur wenig, meine lieben Nachbarn. Ich frage mich eher, ob die Schiffshülle auch dicht halten wird und die Luftvorräte reichen werden.«
Die anderen sahen ihn erschrocken an. »Dann könntest du da drin sterben?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Martan und seufzte. »Ich habe fast genauso wenig Ahnung von Technik wie ihr. Das Schiff sorgt für mich, wenn ich da drin bin, das weiß ich. Aber nicht, wie es das tut. Und für wie lange.« Er sah in ihre Gesichter, die er vielleicht nie mehr Wiedersehen würde. »Aber eines weiß ich: ihr meint es alle nur gut mit euren ... euren Verbesserungen. Ihr zeigt mir auf diese Art, dass ihr mich lieb habt, dass ihr mir Gutes wünscht. Und dafür danke ich euch.«
»Ich hab auch noch was für dich«, sagte Kumbwai und holte einen Beutel unter der ANGUARI hervor. »Ich hab das von deinem Freund gehört. Und ich dachte, vielleicht wäre es ganz gut, wenn du auch von ihm etwas mitnimmst. Ein Andenken. In das er einmal seine Liebe gesteckt hat.«
Es war eines von Sheveks Putzteufelchen vom Glasdach des Konsum-Tempels. Kaum schien ihm die Sonne auf die Solarzellen, da kam wieder Bewegung in seine mit Saugnäpfen bestückten Spinnenbeine. Tastend ruderten sie in der Luft.
»Ich fass es nicht«, sagte Martan und nahm das Putzteufelchen, indem er ihm um den schwarzen Metall-Leib griff. Zu seinem Erstaunen war er schwer gerührt. »Danke, Mann. Wie bist du denn da drangekommen?«
»Bin raufgeklettert.« Kumbwai grinste. »Du weißt doch, dass ich von den Gefängnisinseln komme.«
Martan stieg in die ANGUARI. Er setzte die Spielzeugspinne auf die Steuerkonsole. Sie wippte und hing dann dort und wartete auf Sonne. Er warf einen Blick zu den Vorräten, die hinten wie verabredet aufgestapelt waren, dann trat er wieder in die Luke und blinzelte ins grelle Licht.
»Und jetzt komm feiern!«, rief Kompost-Piet.
»Feiert ihr mal«, sagte Martan. »Für mich ist's Zeit.«
Kompost-Piet blinzelte und legte sich die bauchlangen, zur Feier des Tages geflochtenen Bartzöpfe zurecht. »Ich hab dir ein Fässchen Krausbier mit reingestellt, falls du mal Durst haben solltest. Wer weiß, was es dort draußen im Kosmos für Plörren zu trinken gibt.«
Martan winkte kurz, ging zur Steuerkonsole und drehte den Schalter auf EIN. Das Kuppelfenster wurde durchsichtig - jedenfalls an den Stellen, die nicht verschmiert und bemalt waren. Das Putzteufelchen setzte sich in Bewegung und kletterte zum Kuppelfenster hinauf. Da wirst du aber viel zu tun haben, wenn du das ganze Lehmzeug wegkriegen willst , dachte Martan.
Die Spiraltür schloss sich. Von den Lämpchen an den Bordinstrumenten war nichts mehr zu sehen. Sie waren vollständig unter den Sternblumen aus Lehm und Farbe verschwunden. Martan kümmerte es nur wenig. Er konnte sie ja ohnehin nicht ablesen.
Er setzte sich. Lehnte sich zurück. Anyma Mundys Kopfwedel raschelten und kitzelten ihm im Haupthaar. Oh, Mann , dachte Martan, zog den Kopf ein und schnallte sich an.
Und während draußen das riesige, bunte Fest seinen ersten lärmenden Höhepunkt erlebte, hob Martan mit der ANGUARI ab. Er ließ das goldene Raum-Ei einige Schleifen über den Dornenhügeln des alten Flugfelds ziehen, damit die Leute unten etwas zu jubeln hatten, und schoss dann mit ihm wie ein Pfeil ins Blaue hinauf.
Kapitel 17
11. April
Takegaths Kabine befand sich in einem dunklen, verlassenen Bereich der KHOME TAZ. Diese außergewöhnliche Lage sollte gewiss einschüchternde Wirkung haben. Wer sich der Kabine des Kommandanten näherte,
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