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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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gestaffelten Paratronschirm. Dem konzentrierten Feuer der tefrodischen Abwehr würde er nur Sekundenbruchteile standhalten, aber allein das Wissen um die Existenz des Schirms beruhigte Tess.
    Sie sah zu Benjameen, der sich tief über die Kontrollen der verschiedenen Waffensysteme gebeugt hatte. Dies mochten ihre letzten Augenblicke sein. Verwundert stellte sie fest, dass es ihr nichts ausmachte. Nicht, wenn sie mit ihm zusammen war. Sie streckte die Hand nach ihm aus. Sag es ihm! Das ist der Augenblick! Du bekommst vielleicht keine andere Gelegenheit mehr!
    Benjameen ruckte hoch. »Tess, da unten ist die Arena! Brems ab!«
    Die Terranerin zog die Hand zurück und stoppte ihre Fahrt über der Arena. Hat er sie bemerkt?, fragte sie sich. Vielleicht geht es ihm ja wie mir .
    Benjameen hatte ein weiteres Holo zugeschaltet. Tess sah eine rasende Abfolge von Köpfen.
    »Was tust du?«
    »Nach Markings suchen! Er muss sich unter das Publikum gemischt haben. Die optische Erfassung füttert den Syntron mit den Bildern - auf den Rängen drängen sich fast anderthalb Millionen Leute, Tess! -, und der vergleicht sie mit den Aufnahmen, die wir von Markings haben.«
    Mehrmals stoppte der rasende Bilderwechsel, aber jedes Mal verwarfen Benjameen und Tess die Auswahl der Syntronik. Dann baute sich das Bild eines bärtigen Mannes vor ihnen auf. Benjameen wollte dem Syntron gerade »Weiter!« befehlen, als Tess rief: »Die Augen, sieh dir die Augen an!«
    »Ja . ja du hast Recht. Dieses Braungrün, und die Art, wie er sie halb zusammengekniffen hat . und da, lugt da nicht ein Haarnetz hervor? Syntron, Zoom! Und spiel uns Echtzeitbilder ein!«
    Ein lebensgroßes Holo entstand in der Mitte des Cockpits. Der Mann, in dem sie den Virth der Tefroder zu erkennen glaubten, stand inmitten einer brüllenden Menge. Überall herum hatten die Zuschauer die Arme hochgereckt und feuerten ihre Favoriten an. Markings hatte den Kopf zur Seite gewandt, weg von den Kampfplätzen, und musterte das Publikum. Die Abscheu war ihm vom Gesicht abzulesen. Dann nickte Markings langsam und entschlossen, und seine Linke fuhr unter das Hemd .
    »Verflucht, nein!« Benjameen warf sich im Sessel herum und rief die
    Zielvorrichtung des leichten Desintegrators auf.
    »Benjameen, tu das nicht! Bitte!«, schrie Tess. »Das ist blanker Mord!«
    Benjameen zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er traurig den Kopf. »Ich weiß, Tess! Aber ich habe keine andere Wahl.«
    Seine Finger senkten sich auf den Auslösers des Desintegrators. Noch bevor sie ihn berührten, verging der Virth der Tefroder in einem Feuerball.
    Sie benahmen sich wie Tiere - und so stanken sie auch.
    Farue Markings verzog angewidert das Gesicht. Auf den Rängen der Arena lastete ein Gemisch von Gerüchen, wie er es noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Die Menschen, die um ihn herum in scheinbar endlosen, dicht gepackten Reihen standen, schwitzten in der Hitze des Sommerabends. Feuchte Flecken breiteten sich unter Achseln aus, während die Hemden derer, die dem Spektakel von Anfang an gefolgt waren, sich bereits in nasse Lappen verwandelt hatten.
    Und ihr Schweiß. er hatte seine eigene Note. Der Virth hatte lange gebraucht, um sie zu bestimmen, aber schließlich hatte sich alles zu einem Bild zusammengefügt: die Verbissenheit, mit der seine Landsleute, sein Volk, die Kämpfe verfolgten; der nicht versiegen wollende Strom derjenigen, die auf die Ränge drängten; der Beifall, mit dem jeder Sieg bejubelt, das Buhen, mit dem der Verzicht auf den tödlichen Schlag quittiert wurde.
    Farue Markings roch Blutdurst.
    Er widerstand dem Impuls, den in seine Nase implantierten Geruchsfilter einzuschalten. Nein, so sehr ihn der Gestank anwiderte, er war ihm Bestätigung. Was er plante, war rechtens. Es gab keinen anderen Weg, sein Volk zu retten. Die Invasion war noch keinen Monat alt, und schon hatte der Gelbe Meister die Menschen korrumpiert. Es galt, ein Zeichen zu setzen, ein Fanal, das sein Volk aufrütteln, auf den rechten Weg zurückführen würde.
    Und es war an ihm, dem Virth der Tefroder, dieses Fanal zu setzen.
    Seine Minister, seine Berater hatten nichts unversucht gelassen, ihn von seinen Absichten abzubringen. »Wieso willst du dich opfern?«, hatten sie ihn gefragt. »Jeder von uns wäre bereit, an deiner Stelle sein Leben zu geben! Wir - und Tefrod! - brauchen dich lebend!«
    Er hatte ihnen widerstanden. »Ihr überschätzt mich«, hatte er geantwortet. »Niemand ist unersetzlich, auch ich nicht.

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