PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
»Ich würde sagen, sie wirken ausgleichend und haben breiter gestreute Interessen, bilden in manchen Suhyags sogar den Motor der Wirtschaft und sind diejenigen, die die Strukturen schaffen und zusammenhalten. Ich glaube, sie haben sich noch weiter von ihren Vorfahren, den Springern, entfernt als die Männer. Die Ara-Frauen sind diejenigen, die in einer Art Konzil die Suhyags bestimmen, formen, gewisse Regeln festlegen und auf deren Einhaltung pochen, während wir ja bei den Mehandor das absolute Patriarchat haben.«
Desinteressiert schüttelte er den Kopf. Ich hatte mich zu weit vom eigentlichen Thema entfernt. »Weshalb tust du das eigentlich?«
»Was?«
»Weshalb hast du dich als Attentäterin verdingt? Als Kidnapperin?«
»Ich bin keine Attentäterin, sondern. freischaffende Söldnerin. Ein Job mit Zukunftsaussichten auf Aralon. Durch den ständigen Umgang der Aras mit medizinischer Hochtechnologie gibt es genügend Dinge, die einer Bewachung bedürfen. Mein Spezialgebiet sind heikle Transporte, aber ich bin in anderen Bereichen ebenso sehr gefragt.« Mehr durfte ich ihm nicht sagen. Von den Unsichtbaren würde er nichts erfahren. Und ich verriet ihm das nur, weil ich ihn liebte. Oder mich zumindest zu ihm hingezogen fühlte.
Zu einem Terraner.
»Freischaffende Söldnerin.« Julian lachte. »Weißt du, viele Angehörige der LFT glauben tatsächlich, alle Aras wären Mediziner. Sie fragen sich nicht einmal, ob es auch andere Berufe bei euch gibt, glauben wahrscheinlich, ihr würdet die alltägliche Arbeit von Angehörigen anderer Völker oder Robotern erledigen lassen. Ich bin da kaum besser informiert. Wie hoch ist bei euch der Prozentsatz an Medizinern in der Gesamtbevölkerung? Ist es für jeden Ara das höchste Ziel, Mediziner zu werden? Sieht man auf Aralon auf andere Berufsgruppen mehr oder weniger verächtlich hinab? Hat sich eine Mediker-Elite im Volk gebildet, oder kann man auch in anderen Berufen gut verdienen und Anerkennung finden? Über das alles habe ich gar nicht nachgedacht, bis ich dich kennenlernte und Bo-witz mir einiges über Aralon erzählt hat. Er hat mir gewissermaßen die Augen geöffnet. Mir, dem Außenminister der LFT.«
Aber auch darüber wollte er nicht mit mir sprechen. Ich fragte mich, ob er den Mut finden würde, das Thema überhaupt anzuschneiden, als er doch zur Sache kam.
»Diese Liebe zu dir, die ich empfinde. sie ist so klar und rein.« Er hielt wieder inne. Wahrscheinlich war ihm klar geworden, wie schwülstig er sprach.
Guter Stoff, hätte ich fast gesagt, doch damit hätte ich ihn nur verletzt, und das wollte ich nicht.
»Ich bezweifle, dass solch eine Liebe medikamentös bewirkt werden kann. Zumindest bei mir. Sie muss echt und wahr sein. Ich trage einen Zellaktivator, Zhana!«
»Warum nicht? Der Zellaktivator bekämpft nicht alle chemischen Stoffe, die dein Körper aufnimmt, sonst würde er auch Nahrungsmittel bekämpfen oder Medikamente bei Verletzungen, sondern nur solche, die die Physis oder den Vitalenergiefluss schädigen.« Ich griff nach ihm und streichelte seine Hand. Der über zweitausend Jahre alte Unsterbliche kam mir in diesem Augenblick vor wie ein pubertierender Junge, der die erste Liebe seines Lebens erlebte und nicht ertrug, dass die Angebetete nichts von ihm wissen wollte.
»Und du musst diese Liebe ja nicht als schädlich wahrnehmen, Julian.«
Er sah mich an, ergriff meine Hand, drückte sie. »Das tue ich auch nicht, Zhana. Aber.« Er verstummte wieder.
Genau darum ging es. Das Songjanor hatte bei ihm so gute Arbeit geleistet, dass er sich verzweifelt einreden wollte, nicht manipuliert worden zu sein, sondern mich tatsächlich zu lieben. Aus freiem Willen, aus sich heraus. Und der Zellaktivator gab ihm eine Möglichkeit dazu.
»Aber ich bin nun mal Aktivatorträger, und die sind weitgehend gegen Gifte immun.«
Ich war zwar keine Medikerin, hatte mir aber auch meine Gedanken über das Thema gemacht. Schon mein Auftrag erforderte das. Ich hatte zwei Zellaktivatorträger entführt und verhindern müssen, dass ihre lebensverlängernden Chips meine Arbeit behinderten, besonders bei der Dosierung von Beruhigungs- und Betäubungsmitteln.
»Das Problem ist, wie der Begriff Gift definiert wird«, gab ich zurück. »Und dann kommt als Zweites das der Dosis hinzu. Wie hat schon der berühmte terranische Lordmediker Paracelsus gesagt? Die Dosis macht das Gift.«
Tiff sah mich fragend an und nickte schließlich zögernd. Bereitwillig akzeptierte er
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