PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
bereits auszustrahlen wünschst.«
»Das liegt daran, dass du überhaupt kein Bewusstsein hast!«, dozierte Brettzeck. »Natürlich ist jedes meiner Worte schieres Khalum-vatt und als solches wert, der Nachwelt überliefert zu werden.«
»Pardon. Ich gehe bei Drei auf Sendung: Ein, zwei.«
»Nicht so voreilig, Schrottkopf!«, rief Brettzeck. »Die Befehle gebe immer noch ich!«
Dschingiz Brettzeck justierte die optischen Felder vor seinen Augen neu. Der Beginn der Pressekonferenz war auf den Zenit der siebenten Tonta angesetzt. Oclu-Gnas hatte sich bereits jetzt einige Zentitontas verspätet - fünf Minuten, rechnete Brettzeck in terrani-sches Zeitmaß um.
»Bekloppt und liederlich«, ergänzte er sein Urteil.
Brettzeck ließ das Aufzeichnungsschiffchen wieder ein paar Duftwolken voller Pheromone zerstäuben, die noch ein paar zusätzliche Schmetterlingsähnliche in seine Nähe lockten, um ihn selbst und das Schiffchen zu tarnen. Hin und wieder verirrte sich auch ein Ghuffta an seiner Heliumhaut hinauf, und ein winziger karinischer Nektarvogel, der in seinem glitzernden Pilzpanzer aussah wie ein belebtes
Juwel, stob durch die Wolke der Schmetterlingsähnlichen.
Im Saal flatterte, zappelte, hoppelte und torkelte es überall. Aras liebten es, sich mit zoologischen Landschaften zu umgeben.
Wahrscheinlich, dachte Brettzeck, sieht so das araische Paradies aus: eine Mischung aus ewigen Jagdgründen und Menagerie.
Der Matar-Zada-Saal, in dem die Konferenz stattfinden sollte, lag unter einer halbdurchsichtigen, himmelhohen Kuppel. Wer nach außen sah, schaute auf schmucke Tümpel und wucherndes Gewächs, auf Springbrünnlein an quietschbunten Pavillons. Die Führungselite der Aras litt offenbar, wie Brettzeck erkannte, an Geschmacksverkit-schung. Merkwürdig eigentlich, dass sie gegen dieses Leiden noch keine Pille gedreht hatten.
In der Mitte des Saales schwebte ein runder Tisch; nur ein Halbkreis des Tisches war bestuhlt. Dort sollte anscheinend der Lordme-diker Platz nehmen.
Gegenüber dem Tisch und in respektvollem Abstand schwebte ein Heer von Antigravschalen und -wannen, ausnahmslos besetzt. Fast alle Sender hatten lebendes Personal geschickt; nur hier und da stand ein positronischer Korrespondent in der Luft und taxierte den leeren Tisch.
In einem der Zugänge zum Saal machte Brettzeck eine Bewegung aus. »Auf Sendung!«, kommandierte er.
»Ja, Hoheit«, bestätigte das Schiffchen und schob sich ein wenig nach vorn.
»Hier spricht Dschingiz Brettzeck vom Sender Augenklar aus dem Matar-Zada-Saal auf Aralon, dem sympathischen kleinen Planeten voller Gesundheitsapostel in der Nachbarschaft des Arkon-Systems. Erlebt an diesem wunderschönen siebenten Juni 1340 NGZ mit mir, wie Lordmediker Oclu-Gnas und seine muntere Schar von Mantar-heilern einer interessierten Öffentlichkeit den Überfall araischer Sicherheitskräfte auf die terranische Botschaft vor Ort erklären möchten.«
Oclu-Gnas betrat den Saal, in seinem Gefolge etliche Mantar-Zada.
Hinter ihm stakste ein besonders hoch gewachsener Ara, wie ein Pfahl auf Stelzen, der den mit unter 1,90 Meter geradezu kleinwüchsigen Oclu-Gnas um mehr als Haupteslänge überragte.
»Mantar-Klinikverwalter Lakwith«, identifizierte das Aufzeichnungsschiffchen. »Ein eminenter Bürokrat.«
»Ein Sesselpfleger an der Front?«
Der Lordmediker wirkte mit all seinen zur Schau gestellten Implantaten wie ein biomechanisches Kunstwerk. Von den Mantar-Zada erkannte Brettzeck keinen; die Gesichter von Lemuroiden erschienen ihm immer noch leer, plakativ, wesenlos.
»Das ist Buat-Creh«, flüsterte ihm die Plattform zu. »Zhonugu und Zurak-tha. Shannah. Xaufra.«
Brettzeck winkte ab. Dann sprach er ins Transmikro: »Und da kommen sie schon, die Herolde galaktischer Beklopptheit! Und wir starten!«
Das Aufzeichnungsschiffchen und Brettzecks Schwebethron beschleunigten synchron, brachen aus der Schmetterlingswolke aus und zischten auf Oclu-Gnas zu.
Vor der Prallschirmwand, die sich automatisch zwischen ihm und den Aras aufbaute, bremste Brettzecks Gespann ab. Das Schiffchen errichtete ein Akustikfeld, um Brettzecks Stimme zu verstärken. Gleichzeitig leuchtete über Brettzecks Kopf ein Hologramm mit dem Medienwappen des Senders auf.
»Dschingiz Brettzeck vom Sender Augenklar, Lordmediker. Lust auf ein kurzes spontanes Interview?«
»Nein.« Oclu-Gnas hatte von diesem Betrieb offensichtlich bereits gehört; Augenklar war für die journalistischen Eskapaden seiner
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