PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Stattdes-sen fragte ich mich, ob dieses Mitleid, dieses Wohlwollen ihm gegenüber und dieses Verständnis für ihn nur vom Songjanor ausgelöst worden war.
Mein geheimnisvoller Auftraggeber hatte keine Möglichkeit ausgelassen, mich an einen der beiden Unsterblichen zu fesseln. Mittlerweile fragte ich mich, ob er nicht zu hoch gespielt hatte. Vielleicht brachte er uns damit langsam, aber sicher um den Verstand. Vielleicht würden wir uns bei jeder Gelegenheit fragen, ob unsere Gedanken noch uns gehörten, ob wir noch wir selbst waren oder nur Marionetten, an deren Fäden ein Unbekannter zog.
Vielleicht hätte ich Julian niemals etwas von dem Aphrodisiakum sagen dürfen.
Mir kam ein anderer Gedanke, und ich lachte leise auf. Ich stellte mir vor, wie Julian und ich während eines Feuergefechts mit den Aracom-Agenten unsere Waffen wegwarfen und wieder übereinander herfielen, weil das Songjanor uns keine andere Wahl ließ.
Was hatte sich derjenige, der sich das ausgeheckt hatte, nur dabei gedacht?
»Oder aber«, fuhr Julian fort, »mein Aktivator hat die Wirkung des Songjanors schon längst neutralisiert, und meine Gefühle zu dir sind echt.«
Ich hätte Julian gern einen Tritt verpasst, aber dafür fühlte ich mich viel zu sehr zu ihm hingezogen.
»Vielleicht sollten wir das Beste aus der Situation machen und.« Er grinste dämlich und griff nach mir.
Absurdes Theater. »Zerhackt ward nur die Schlange, nicht getötet«, murmelte ich. Ich kam mir vor wie ein Komapatient auf der Bühne eines Animationstheaters.
Aber es war sowieso an der Zeit, erneut das Thema zu wechseln. Ich befürchtete nur, dass es schon längst zu spät war, um noch etwas bewirken zu können.
»Sie kommen, Julian«, sagte ich.
»Was?«
Ich zeigte aus dem Fenster. »Siehst du diese Gleiter da? Aracom-Fahrzeuge. Sie haben uns gefunden.«
»Weshalb hast du nicht vorher.«
»Es war mir egal, Julian. Mein Auftraggeber hat vielleicht zu gute Arbeit geleistet. Er hat uns so verrückt aufeinander gemacht, dass wir nicht mehr auf unsere Umgebung achten und einfach hinnehmen, dass unsere Häscher uns zu fassen bekommen.«
»Was sollen wir jetzt tun? Einfach aufgeben? Widerstand leisten?« Julian deutete auf die Handstrahler aus dem TLD-Bestand, die wir auf einen Tisch gelegt hatten, um sie bei unserem Liebesspiel nicht versehentlich auszulösen.
»Die Aracom-Agenten werden Nägel mit Köpfen machen«, warnte ich Julian. »Sie werden uns nicht entkommen lassen, wenn sie nicht sowieso den Befehl haben, uns von vornherein zu liquidieren.«
»Trotzdem. Ich.«
Ich hob eine Hand. Meine Sinne waren in dieser Hinsicht viel schärfer als die seinen. Ein kaum wahrnehmbares Scharren, ein verräterisches Knacken. Wir hatten keine Zeit mehr, uns auf eine Strategie zu einigen.
Sie waren schon an der Tür des Besprechungszimmers.
Bowitz hatte uns vorhergesagt, dass es so kommen würde. Und er hatte recht behalten.
Julian sah zu dem Tisch und überlegte noch, ob er springen und eine Waffe an sich reißen sollte, als die Tür geöffnet wurde.
Geöffnet, nicht aufgestoßen. Langsam und zögerlich.
Ein Ara stand in der Türöffnung.
Ein einziger, kein Rollkommando.
Und er trug auch keine Aracom-Uniform, sondern die eines hochrangigen Beamten im diplomatischen Dienst.
Er hatte beide Arme gehoben, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
»Außenminister Tifflor?«, sagte er. »Lordmediker Oclu-Gnas würde sich freuen, dich zu einer Pressekonferenz begrüßen zu können, die er in Kürze im Mantar-Zada-Saal abhalten wird. Der Terranische Resident wird ebenfalls anwesend sein, sich aber natürlich nicht zu erkennen geben. Wenn du und deine Begleiterin mir die Ehre erweisen würdet, mir zu den wartenden Gleitern zu folgen, werde ich dich unterwegs über alle Entwicklungen in Kenntnis setzen und dir selbstverständlich eine Holoverbindung zu Perry Rhodan schalten.«
»Bekloppt! Bekloppt und abermals bekloppt!«, krakeelte Dschingiz Brettzeck. »Wer neue Höchstleistungen an Beklopptheit bestaunen möchte, der reise nach Aralon, dem Hort der galaktischen Quacksalber, Kräutermännlein und Gesundpuster! Wer aber hier die Crème de la Crème der Bekloppten zu schauen wünscht, komme in den Mantar-Zada-Saal. Sind wir auf Sendung, Schrottkopf?«
»Nein, Hoheit«, sagte die Positronik des Aufzeichnungsschiffchens, das neben Brettzeck schwebte, immer wieder vom Flattern der bunten, seidigen Flügel verdeckt. »Mir war nicht bewusst, dass du diesen Kommentar
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