PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
Mitarbeiter berüchtigt. Die Augenklar-Sendungen bewegten sich irgendwo zwischen investigativem Journalismus, Satire und Medienterrorismus.
Vor einigen Monaten hatte Augenklar seinen größtem Coup gelandet: Dem Kristallpalast war eine genial gefälschte Hyperkom-Botschaft zugestellt worden, eine Kriegserklärung der LFT an das arkonidische Imperium, zu Händen Seiner glotzäugigen, allesvögeln-den, alleszischenden Erhabenheit Gaumarol Bostich da Akon.
Gleichzeitig mit dem Kristallpalast hatten galaxisweit Millionen von Sendeanstalten die völlig absurde Kriegserklärung erhalten, in der als Kriegsgründe unter anderem »die geradezu boshaft geschmacklose Abendgarderobe Bostichs« genannt worden war.
Jedem denkenden Wesen war auf den ersten Blick klar, dass es sich um einen absurden Scherz handeln musste. Doch im arkonidischen Sicherheitsapparat operierten auch Positroniken von vergleichsweise niedrigem psycho-identifikatorischen Level. Die hatten, weil sie den satirischen Ton nicht erkennen konnten, bereits Hunderte von schweren Schlachtschiffen per Notstart in den Orbit des Kriegsplaneten Gor'Ranton gehievt, bevor die biologischen Kommandanten reagieren und den baren Unsinn unterbinden konnten.
Im Anschluss an diese blamable Mobilmachung hatte Augenklar von einer »gelungenen Premiere der militärisch-journalistischen Kooperation des Senders Augenklar mit den arkonidischen Robotregenten« berichtet.
Selbstverständlich hatte die Arkon-Regierung den Mitarbeitern des Senders die Akkreditierung sofort entzogen.
Selbstverständlich hatten die Sicherheitskräfte beim Sturm auf den Sender nur Nachbildungen der Augenklar-Crew aus Theaterpappe vorgefunden, mit kleinen Zündsätzen versehen, damit »Seine glotzäugige Majestät für das Verbrennen auf Scheiterhaufen nicht zusätzlich das dünne Staatssäckel belasten muss«.
»Dschingiz Brettzeck? Befremdlicher Name für einen Swoon«, murmelte Oclu-Gnas, ohne stehen zu bleiben oder auch nur einen Blick auf die beiden Fluggeräte zu werfen, die, kaum handgroß, in Augenhöhe neben ihm herschwebten.
»In meinen Adern fließt terranisches Blut«, murmelte Brettzeck zurück; das Akustikfeld über seinem Kopf verwandelte das Murmeln in Donnergrollen.
Der Lordmediker zwinkerte kurz irritiert.
»Na ja«, kicherte Brettzeck, »zwei, drei Tröpfchen. Frisch gezapft und gentechnisch meinem Metabolismus angepasst. Von einem Toiroi. Du kennst ja die Toiroi. Ein Volk von ausgezeichneten Medizinern und Biotechnikern. Wenn du mal einen guten Arzt brauchst, gebe ich dir gerne einen Tipp!«
Oclu-Gnas beschleunigte brüsk sein Tempo und schritt schneller zum Ratstisch.
»Sind außerdem sehr diskret, die Toiroi!«, rief Brettzeck ihm nach. Das Akustikfeld tat, was es konnte. »Haben kaum jemals die Botschaft ihrer Klienten überfallen, um so die ausstehenden Behandlungshonorare einzutreiben. Oder aus welchen anderen bekloppten Grund haben die Aras ihre Truppen die Botschaft der LFT angegriffen?«
Oclu-Gnas stellte sich taub, richtete sich seinen Antigravsessel am Ratstisch zurecht und aktivierte mit einem Fingertipp ein eigenes Akustikfeld. Außerdem schickte er ein Dämpfungsfeld los, das sich für ein paar Sekunden ein Gefecht mit dem swoonschen Akustikfeld lieferte. Neben ihm nahmen die anderen Mantar-Zada ihre Plätze ein.
Brettzeck rief: »Man hört, der ehrenwerte Milyon Stutzka, Anführer der Aracom-Bande, habe sich inzwischen zu seinen Ahnen versammelt, wenn auch nicht in einem Stück, und.«
Knarzen, Quietschen, Knistern, dann lag das Akustikfeld des Aufzeichnungsschiffchens still. »Die Hausgeräte des Mantar-Saales sind uns überlegen. C'est la vie«, sagte das Aufzeichnungsschiffchen.
»C'est la Kacke«, stellte Brettzeck richtig. »Sind wir wenigstens noch auf Sendung?«
»Ja«, meldete die Positronik des Schiffchens.
Brettzeck klopfte sich selbst lobend mit allen vier Armen die Seiten seines mattgrünen, schlank-ovalen Leibes, den die Terraner so gern mit ihrer Lieblingsspeise verglichen, einer Gurke. Das war umso amüsanter, als die Schädel der Terraner mit ihren Hornbü-scheln auf dem Dach und den ausgestülpten Ohren wiederum dem swoonschen Groppec ähnelten, einem herb-sauren Kohlgemüse.
Zwei Nationen, die einfach für einander bestimmt sind, dachte Brettzeck.
»Wir beginnen«, erklang die Stimme des Lordmedikers.
Es wurde still im Saal. Möglich, dass auch hier Dämpfungsfelder zum Einsatz kamen; aber wahrscheinlich brauchte es das nicht. Der
Weitere Kostenlose Bücher