PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
erneut anstieß und ich übergangslos wieder mein volles Gewicht spürte.
Bowitz zerrte mich grob mit sich. Ich öffnete die Augen wieder und ging aus eigener Kraft weiter. Wir befanden uns irgendwo im Diplomatenviertel; die von hohen Bäumen gesäumten Prachtstraße war allerdings menschenleer.
Der Agent führte mich in Richtung einer Parkanlage, die zwei nicht minder prachtvolle Villengebäude als die terranische Botschaft voneinander trennte. Ich torkelte noch ein, zwei Schritte weiter und prallte dann gegen ein Hindernis. Leise fluchend rief ich mir das schmerzende Knie, während vor mir die Nachtluft knisterte und sich dann ein Gleiter aus dem Nichts schälte, ein altes Modell, behelfsmäßig umgerüstet auf Nach-HI-Betrieb. Ein Deflektorschirm hatte ihn vor meinen Blicken verborgen.
Der Einstieg öffnete sich bereits. Ich kletterte hinein, rutschte auf den Sitz des Beifahrers.
Bowitz saß schon neben mir, drückte einen Knopf. Das altertümliche Armaturenbrett hob sich und klappte sich zusammen. Darunter befand sich ein weiteres, allerdings hochmodernes.
»Gleitermodell IF-JB-007«, murmelte ich, »Standardausrüstung für TLD-Sektionsleiter. Freut mich, dich kennenzulernen, Agent Bo-witz.«
Der Agent nickte knapp und startete das Fahrzeug. Es zählte zum Modernsten, was die Technikschmiede des Terranischen LigaDienstes produzieren konnte. Ortungsschutz und Aktivortung zählten ebenso dazu wie Defensivpanzerung und Offensivbewaffnung. Ich fragte mich, in welchem Diplomatengepäck der TLD dieses Prachtstück eingeschleust hatte.
Praktisch unsichtbar für jede normale Ortung schlich der Gleiter mit niedriger Geschwindigkeit von der terranischen Botschaft davon. Ich erlaubte mir, verhalten aufzuatmen.
Bowitz schien zu merken, dass ich mich etwas entspannte. »Es ist noch nicht vorbei«, sagte er, über die Instrumente des IF-JB gebeugt. »Sie kommen.«
»Wer kommt?«
»Die, mit denen Arturo Lampedusa gemeinsame Sache gemacht hat. Die Aracom, vielleicht auch ein großer Suhyag mit einem privaten Sicherheitsdienst.« Auf einem kleinen Holoschirm blinkten auf grüner Unterlage mehrere rote Punkte auf. Bowitz legte ein Raster darüber, das die Straßenzüge der Umgebung darstellte. »Ungewöhnliche Energiesignaturen«, erläuterte er. »Auf den ersten Blick ganz normale Einsatzfahrzeuge, aber sie sind mindestens genauso gut ausgerüstet wie dieses Schätzchen. Weißt du, ob Lampedusa Kontakt mit Stellen außerhalb der Botschaft aufgenommen hat, nachdem er über deine Identität informiert war?«
Ich hob die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich war nicht die ganze Zeit über mit ihm zusammen.«
»Natürlich nicht.«
»Aber er hat in meiner Gegenwart mehrere Gespräche geführt, alle abgeschirmt von einem Akustikfeld mit Sichtverzerrung.«
Bowitz lächelte schwach. »Also müssen wir annehmen, dass gewisse Stellen auf Aralon über deine Anwesenheit informiert sind.«
Mir schwindelte kurz. »Und damit auch über die des Residenten. Wir müssen Rhodan so schnell wie möglich aus der Schusslinie bringen.«
Der Holoschirm veränderte seine Farbe, leuchtete plötzlich in hellem Rot auf, während die Punkte, die die sich nähernden Gleiter symbolisierten, nun schwarz dargestellt wurden. »Sie haben uns entdeckt«, sagte der TLD-Agent. »Trotz der besten Tarnung und Ausrüstung, die die Liga aufbringen kann. Die Sache ist wesentlich größer, als ich befürchtet habe.«
»Welche Sache? Wir müssen dringend Informationen austauschen.«
»Später.« Bowitz schüttelte den Kopf. »Jetzt müssen wir erst einmal überleben.«
Bowitz' Finger huschten über gedämpft illuminierte Sensorfelder. Der Gleiter bog in eine Nebenstraße ab und setzte dicht neben ho-hen Bäumen auf. Schlagartig wurde es in der Kabine dunkel. Der Agent hatte sämtliche Systeme ausgeschaltet. Ich hörte ein leises Zischen über mir und blickte nach oben. Vor dem von der Straßenbeleuchtung schwach erhellten Nachthimmel glaubte ich ein kleines Objekt ausmachen zu können, eine grau schimmernde Kugel, die sich langsam von uns entfernte.
»Ich habe eine Sonde ausgeschleust«, bestätigte der Agent. »Sie ahmt sämtliche Signaturen des IF-JB nach. Mit etwas Glück wird die Gegenseite sie für uns halten und versuchen, sie abzufangen.«
»Was ihr bei der Geschwindigkeit der Sonde nicht schwer fallen wird.«
Bowitz lächelte schwach. »Sie wird in wenigen Sekunden beschleunigen. Die Verfolger werden annehmen, dass wir sie geortet haben.
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